Hagen. Als kurzweiliger Talk mit überraschenden Erkenntnissen entpuppte sich die Wahlarena mit den Hagener Bundestagskandidaten.

Wenn der Dauersieger nicht mehr antritt entsteht ein Vakuum, das Begehrlichkeiten weckt: 23 Jahre lang saß René Röspel (SPD) als stets direkt gewählter Vertreter des Wahlkreises 138 Hagen/Ennepe-Ruhr I im Deutschen Bundestags. Jetzt will es Timo Schisanowski (SPD, 40 Jahre, Wirtschaftsjurist) für die Genossen versuchen, aber auch Christian Nienhaus (CDU, 61, Verlagsgeschäftsführer), Katrin Helling-Plahr (FDP, 35, Rechtsanwältin), Andreas Geitz (AfD, 57, Kaufmann), Janosch Dahmen (Grüne, 40, Arzt) und Ingo Hentschel (Linke, 59, Geschäftsführer Ratsgruppe Linke) wittern ihre politische Chance, den schnurgeraden Weg in die Hauptstadt einschlagen zu können. Am Freitagabend stellten sich die heimischen Direktkandidaten für das Berlin-Mandat in der von Stadtredaktion, Südwestfälischer Industrie- und Handelskammer (SIHK) sowie Märkischem Arbeitgeberverband (MAV) veranstalteten Wahlarena 2021 den Fragen von Kammer-Präsident Ralf Stoffels und WP-Redaktionsleiter Jens Stubbe – ein kurzweiliger, komprimierter, etwa 70-minütiger Talk, der von persönlichen Schrulligkeiten bis hin zur großen Weltpolitik reichte.

Und alle Hagener hatten die Chance, sich per Live-Stream eine Meinung zu den Protagonisten zu bilden, während ein 100-köpfiges Auditorium – Corona ließ nicht mehr zu – im großen Saal der Kammer der Runde vor Ort beiwohnte.

Von Haarbürsten, Radtouren und Lacoste-Schuhen

Auditorium in lockerer Reihe: Aufgrund der Corona-Situation konnten die Zuhörer im Saal der Kammer nur auf Abstand Platz nehmen.
Auditorium in lockerer Reihe: Aufgrund der Corona-Situation konnten die Zuhörer im Saal der Kammer nur auf Abstand Platz nehmen. © WP | Michael Kleinrensing

Und es gab durchaus Ungewöhnliches zu erfahren: Beispielsweise, dass Grünen-Vertreter Dahmen seine Garderobe für TV-Auftritte nahezu basisdemokratisch mit der ganzen Familie aussucht, dass Radfahrfan Nienhaus am liebsten mit der FDP koalieren würde, dass Timo Schisanowski im Gegensatz zu seinen Instagram-Eindrücken nur zwei Paare Lacoste-Schuhe sein Eigen nennt, dass Linken-Kandidat Hentschel obschon seines natürlichen, ansehnlichen Äußeren vor größeren Termin lediglich zu Brause und Bürste greift, dass die Liberale Helling-Plahr im Gegensatz zu ihrem Parteichef nicht auf einen Porsche, sondern einen E-Smart mit ausreichend Platz für Kindersitze setzt und der AfDler Geitz von der absoluten Mehrheit träumt.

Im Mittelpunkt der Podiumsrunde standen natürlich die großen politischen Themen wie CO2-Reduktion und der Klimawandel, der Hagen mit den Starkregenfluten gerade erst seine hässliche Fratze gezeigt hat. Aber auch dem Thema Kommunalfinanzen mussten sich die Kandidaten in einer Stadt mit Milliarden-Schulden stellen oder ihre Ideen zum Thema Chancengleichheit in einer Kommune mit erheblichem Zuwandereranteil – vorzugsweise in der jüngeren Generation – ausrollen. Weitere Fragen drehten sich um die Haltung zu Europa, die Situation der Bildungslandschaft sowie der Digitalisierung oder auch der Förderkulissen für die besonders finanziell gebeutelten Städte. Die Stadtredaktion wird die einzelnen Statements der Bundestagskandidaten für die Montagsausgabe zusammenstellen und personenscharf präsentieren. Natürlich besteht auch weiterhin die Chance, den Livestream des Abends in voller Länge im Netz nachzuverfolgen.

Die komplett Aufzeichnung der Bundestagskandidaten-Diskussion vom Freitagabend finden alle Interessenten als Video unter www.wp.de/wahlarena2021.