Hagen. Die Grünen haben ihre Wahl getroffen: Dr. Janosch Dahmen tritt für Hagen und im Ennepe-Ruhr-Kreis bei der Bundestagswahl an.

Er selbst sieht sich als ein Mensch zwischen zwei Welten. Zwei Welten gleich im doppelten Sinne. Dr. Janosch Dahmen ist Notfallmediziner und seit Oktober Berufspolitiker im Deutschen Bundestag. Er ist in Berlin geboren, hat aber seine Wurzeln auch im Ruhrgebiet und während seines Studiums der Humanmedizin an der Universität Witten/Herdecke und seiner Facharztausbildung in Duisburg mehr als 15 Jahre im Ennepe-Ruhr-Kreis gelebt und politisch gewirkt.

Bei der Bundestagswahl im September tritt er im Wahlkreis 138 (Hagen/Ennepe-Ruhr) an. Das Ziel: das Direktmandat für Bündnis 90/Die Grünen holen.

Großvater spielte für Schalke 04

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Es sind aufregende Monate, die der 39-Jährige, der in Berlin wohnt und dessen Großvater einst für Schalke 04 gespielt hat, gerade erlebt. Zunächst aufgrund seines Berufs als ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes bei der Berliner Feuerwehr mitten in der Corona-Pandemie mit Arbeitstagen, die „bis zu 18 Stunden“ andauerten.

Als dann im Oktober der Mann, der vor dem Medizinstudium Politikwissenschaften studierte, vor dieser wegweisenden Entscheidung stand: „Ich saß im Krisenstab, wir haben darüber beraten, ob wir ein Seniorenheim räumen müssen. Da klingelte das Telefon“, sagt Janosch Dahmen.

Überraschung im Krisenstab

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Dr. Janosch Dahmen hat sich in einer Kampfabstimmung durchgesetzt.

Er erhielt 29 Stimmen. Seine Gegenkandidaten waren Niels Wagener (Ortsverein Wetter/10 Stimmen) und Benedikt Falk Grobe (Kreisverein Hagen/2 Stimmen).

Janosch Dahmen ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Katja Dörner, Bundestagsabgeordnete der Grünen, war zur Oberbürgermeisterin gewählt worden, und er, der Oberarzt, der gerade mit dem Management der größten Krise der jüngsten Zeit beschäftigt war, sollte nachrücken: „Ich habe damit überhaupt nicht gerechnet, war in einem ganz anderen Film unterwegs. Dann aber habe ich mir die Frage gestellt: Wo kann ich im Sinne des Bewältigens dieser Krise den Unterschied machen. Deutschland war bei der ersten Welle noch Vorreiter und ist jetzt zum Nachzügler geworden. Ich habe das jeden Tag in meinem Alltag erlebt. So etwas entscheidet ja niemand aus bösem Willen. Aber ich habe mir gedacht, dass da einfach die Praxisperspektive fehlt.“

Also sieht das Dahmen seit jener Entscheidung im Herbst als seine vorrangigste Aufgabe: Den Mitgliedern des Gesundheitsausschusses des Bundestags (in dem übrigens die Hagener FDP-Abgeordnete Kathrin Helling-Plahr zu seinen Kollegen zählt), zu erklären, welche Auswirkungen ihre Beschlüsse in der Praxis haben.

Mitglied im Rat der Stadt Witten

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Seit 1998 ist Dahmen Mitglied der Grünen. Seit 2004 hat er sich in der Lokalpolitik (u.a. als Mitglied im Rat der Stadt Witten) engagiert. „Ich wollte während meines Studiums nicht nur lernen, sondern mich da, wo ich lebe, einbringen. In der Region, die etwas mit der Geschichte meiner Familie zu tun hat.“

Daneben sieht Dahmen immer wieder, wie die Verhältnisse, in denen Menschen leben, sie krank machen. Und wie Mediziner-Kollegen geradezu ohnmächtig versuchen, nur die Symptome, aber nicht die Ursachen behandeln zu können. „Die Politik gibt mir Gelegenheit, diese Ursachen zu verändern“, sagt er.

Wertschätzung für Bundestagsabgeordneten René Röspel

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Diesen Weg, diese Politik – das will Janosch Dahmen jetzt fortsetzen. Und zwar, in dem er das Mandat auf direktem Wege holt: „Ich glaube, dass das Rennen völlig offen ist“, sagt Dahmen, „René Röspel schätze ich für sein Engagement. Aber ich glaube auch, dass nach Jahrzehnten SPD im Wahlkreis die Stimmung nun in die Richtung ,wir wollen eine Veränderung’ geht.“

Dabei sieht Dahmen Themenfelder und Herausforderungen nicht nur in Berlin, sondern auch in dem Wahlkreis, indem er nun antreten darf: „Besonders trifft das auf Hagen zu“, sagt Dahmen, der Ausbildungsmodule am Evangelischen Krankenhaus in Haspe sowie am Allgemeinen Krankenhaus absolviert hat, „die Stadt steckt in einem strukturellen Strudel. Wenn Politiker vor Ort nur noch als Insolvenzverwalter agieren können, weil ihnen die Unterstützung aus Berlin fehlt, dann nimmt ihnen das jede Handlungsfähigkeit.“

Abgeordneter will Kinderarmut bekämpfen

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Innovative Wirtschaftsförderung, der Kampf gegen den Klimawandel, Netzabdeckung, der Glasfaserausbau, die ICE-Anbindung nennt er als Themenfelder vor Ort. Darüber hinaus die chronisch hohe Arbeitslosenquote sowie die Kinderarmut: „Die jetzt veröffentlichten Zahlen sind dramatisch. Uns geht eine ganze Generation verloren, die eigentlich die Stadt der Zukunft aufbauen soll. Wir müssen verhindern, das Arm und Reich weiter auseinanderdriften, dass Menschen abgekoppelt werden.“

Damit er auch hier glaubhaft wirken kann, wird Janosch Dahmen so oft es geht vor Ort präsent sein. „Ich will mitbekommen, wie eine bessere Politik in Berlin die Dinge im Wahlkreis verändert.“