Hagen. „#Hagen.Horizonte2035“ heißt ein Wachstumskonzept für den Standort Hagen. Ein erstes Ergebnis könnte die Nutzung von Wasserstoff sein.
Es hätte ein feierlicher Rahmen werden können. An einem netten Ort, mit netten Häppchen, nettem Small Talk an Stehtischen, Sekt. Schließlich ist es ein Aufbruch von Bedeutung, einer, den man feiern darf. Denn hinter dem Titel „#Hagen.Horizonte2035“ verbirgt sich eine Wachstumsstrategie für den Wirtschaftsstandort Hagen.
Ein ganzheitlicher Ansatz, der unter Federführung von Wirtschaftsförderer Volker Ruff und seiner Hagen-Agentur in den nächsten Jahren dazu führen soll, dass die Stadt die hinteren Ränge in interkommunalen Vergleichsrankings verlässt. Besser noch: Besonders beim Thema Dynamik soll Hagen die Konkurrenz überholen.
Wirtschaftswachstum soll sich in Hagen entfalten
Abgeschlagen im Dynamisierungs-Ranking
Im Auftrag von „Wirtschaftswoche“ und „Immobilien Scout 24“ hat das Institut der deutschen Wirtschaft (Köln) einen Leistungscheck durchgeführt, der in ein Dynamisierungsranking gemündet ist.
Unter die Lupe genommen wurden die 71 deutschen kreisfreien Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern.
Über 100 Indikatoren aus den Bereichen Wirtschaftsstruktur, Arbeitsmarkt, Immobilienmarkt, Lebensqualität und Nachhaltigkeit gingen in die Bewertung ein.
Hagen landete abgeschlagen auf Platz 68. Die Ergebnisse wurden im Dezember vorgestellt.
Der nette Ort war an ein virtueller. Zumindest für den allergrößten Teil der Teilnehmer, die nicht im Metallpresswerk Hohenlimburg untergekommen war. Denn in Corona-Zeiten bespricht man sich über Chats und Videokonferenzen. Immerhin: So rückt das Wort mehr in den Mittelpunkt.
Gleichwohl bleibt das „#Hagen.Horizonte2035“ in dieser frühen Phase noch ein wenig abstrakt. Fest steht: Den Hagener Betrieben – vorzugsweise dem Mittelstand – kommt eine wichtige Bedeutung zu. „Wirtschaftswachstum zu entfalten – das gelingt nur, wen wir die Unternehmen gewinnen“, sagt Oberbürgermeister Erik O. Schulz und verweist darauf, dass es sich keineswegs um eine Initiative handele, die aus dem „Rathaus heraus“ erfolgreich sein könne. „Wir wollen auf dem aufsetzen, was wir gut können. Aber auch in den Blickpunkt nehmen, wo wir besser werden können.“
Wirtschaftsförderer Ruff legt Finger in die Wunde
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Zu so einem Start gehört es auch, den Finger in die Wunde zu legen, klarzumachen, warum es einen solchen Prozess in Hagen überhaupt braucht. Volker Ruff, zugezogen, mit Blick von außen und erst seit eineinhalb Jahren im Amt und Würden, übernimmt den Part.
„Wir haben Nachholbedarf bei Innovationen, bei Gründungen und im Bereich Technologie“, so der Geschäftsführer der Hagen-Agentur. „Es gibt keine digitalen Start-ups, und es mangelt an Räumen, um Dinge auszuprobieren. Es gibt keine richtige Industriestrategie für den Standort. Und was am meisten fehlt, ist Aufbruchstimmung. Die wollen wir jetzt erzeugen.“
Hebelprojekte als Grundlage
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Das Prognos-Institut will Hagen bei dem Prozess, der schon im Sommer erste konkrete Früchte tragen soll, begleiten. Herauskommen soll nämlich kein 500 Seiten starkes Strategiepapier, das dann in ein Regal geschoben wird, sondern konkrete Hebelprojekte, die Grundlage für weitere Innovationen sein können.
Das Thema Wasserstoff könnte in Hagen zu solch einem werden. Und zwar die Nutzung in der industriellen Produktion. „Hagen ist ein immens starker Industriestandort“, unterstreicht Ralf Geruschkat, Geschäftsführer der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen, „wir haben eine hohe Bruttowertschöpfung, viele Arbeitsplätze in diesem Bereich und einen hohen Energieverbrauch. Die Industrie ist bereit, neue Wege zu gehen. Eine Wasserstoffanbindung des Standorts ist eine solcher.“
35 Männer und nur vier Frauen diskutieren
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Damit Hagen Dynamik entfaltet, sollen die Bereiche Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung verzahnt werden. Auf Verwaltungsseite steht dafür neben Ruff mit dem neuen Baudezernenten Henning Keune noch ein Mann, der von außen kommt und einen anderen Blick auf die Stadt hat.
Stichwort Mann: Das ist der Wermutstropfen dieses Auftakts: 35 Männer diskutieren virtuell, nur vier Frauen befinden sich in der Konferenz. Da zumindest hat Hagen definitiv noch viel Potenzial.