Hagen. Für den Wahlkreis Hagen/EN-Süd tritt im September bei der Bundestagswahl für die CDU Marc Eulerich an. Aber wer ist eigentlich der 39-Jährige?

Er verbindet lokale Bodenständigkeit mit weltmännischer Erfahrung, er genießt als Wissenschaftler höchste nationale Anerkennung und spricht dennoch die Sprache der Bürger, er wirbt für eine konsequente Digitalisierung der Republik, sammelt zugleich in Kisten vorzugsweise alte Nintendo-Videospiele und liebt Vinyl-Schallplatten: Mit Marc Eulerich schickt die Hagener CDU einen 39-jährigen Familienvater aus der Boelerheide als Spitzenkandidaten in den Bundestagswahlkampf 2021, der angenehm geradeaus spricht und gar nicht erst versucht, sich den glattgebügelten Politiker-Sprech anzueignen.

„Er kommt aus dem Leben, steht dort mit beiden Füßen und weiß worum es geht“, freut sich CDU-Kreisvorsitzender Christoph Purps, ein auf dem Politik-Terrain bislang unverbrauchtes Gesicht präsentieren zu können: „Mit Marc Eulerich haben wir die historische Chance, den Wahlkreis Hagen/Ennepe-Süd direkt zu holen“, erwartet der Hagener CDU-Chef nicht bloß aufgrund der politischen Großwetterlage, sondern vor allem aufgrund der denkbar knappen Abwahl von SPD-Platzhirsch René Röspel durch seine eigenen Genossen einen Sieg des Union-Bewerbers.

Mit Rückenwind der Familie

Dabei lässt der Hochschulprofessor (Lehrstuhl für Interne Revision) der Universität Duisburg/Essen keinen Zweifel an seiner Motivation: „Für mich ist dies die Chance, für meine Heimatstadt, die Region, Deutschland, die EU und meine dreieinhalbjährigen Tochter die Zukunft konkret zu gestalten.“ Eine Aufgabe, die ihm einerseits Respekt einflößt, für die er aber zugleich sich der Unterstützung seiner Familie sicher sein kann: „Jetzt kannst du dich endlich um jene Dinge kümmern, über die du dich jeden Morgen beim Frühstück bei der Zeitungslektüre so aufregst“, hat seine Ehefrau Anna, selbst promovierte Volkswirtschaftlerin, ihre volle Rückendeckung längst formuliert.

„Mir geht es um Veränderung“, versichert der Universitäts-Ordinarius, der 2009 über Unternehmenskäufe promovierte, dass vor allem der Kommunalwahlkampf 2020 und der direkte Kontakt zu den Menschen bei ihm die Leidenschaft geweckt habe, sich auf dem politischen Parkett zu engagieren. „Ich kann meine Kompetenzen in die Themenarbeit gut einbringen“, sieht Eulerich, der sich auch für Innere Sicherheit sowie Verteidigung interessiert, vor allem in den Bereichen Digitalisierung, Wirtschaft und Bildung noch reichlich Entwicklungspotenzial. „Es gibt in Deutschland viele Baustellen, wo wir dringend Dinge ändern müssen – aber die passen eben zu meinen Stärken und meinem Profil.“

Bis heute ist der Boelerheider vorzugsweise dem Norden der Stadt eng verbunden. Obwohl seine Frau aus Duisburg stammt und er dort auch seinen Lehrstuhl hat, lebt die Familie dort, wo die Elektromeister-Dynastie Eulerich ihre Wurzeln hat. Mit einem gediegenen Abendessen im „Novy’s“, einem Absacker im „Crocodile“, einem Blick von der Hohensyburg über die landschaftlichen Reize und dem Hinweis auf die Extrabreit- und Basketballtradition gelang es einst dem Schalke-sozialisierten FC-Köln-Fan, seine Partnerin für seine Heimat zu faszinieren.

Jene Stadt, in der er die Overberg-Schule und das Hildegardis-Gymnasium besuchte, in der er als 12-jähriger bei den Schützen Boelerheide eintrat, in der er bereits als 16-Jähriger bei den Heidefreunden mitmachen durfte und nach seinem Großvater und Vater letztlich 2009/10 selbst zum Stukenförster gekürt wurde. „Ich habe mein komplettes soziales Umfeld hier“, ist „Eule“ natürlich auch in der Hagener Basketball-Szene – aktuell als Mitglied des Hasper Loco-Expresses in der Landesliga – ein vertrautes Gesicht.

Christlichem Weltbild verpflichtet

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In die Reihen der CDU fand der passionierte Star-Wars-Figurensammler bereits 1998: „Ich stamme aus einer tiefschwarzen Familie, schon mein Großvater hat uns ein christliches Weltbild mit auf den Weg gegeben“, blickt der stellvertretende Kreisschatzmeister auf seine politischen Familienwurzeln. Doch nach dem Abitur widmete er sich zunächst seiner akademischen Karriere, absolvierte innerhalb von acht Semestern des Freundesumfeldes wegen an der Uni Dortmund ein Wirtschafts- und Sozialwissenschaftsstudium und stieg nahtlos in die Beratungsfirma seines Professors ein. Gleichzeitig verfolgte er, neben zwei längeren USA-Aufenthalten, seine wissenschaftliche Karriere weiter, ergatterte 2011 eine Junior-Professor an der Hochschule Duisburg/Essen, wo letztlich 2016 für ihn der maßgeschneiderte Lehrstuhl für Interne Revision etabliert wurde – der einzige dieser Art in Deutschland.

Werben für die politischen Ideen

Für die CDU-Bundestagskandidatur fehlt dem Vollprofessor jetzt lediglich noch das Votum der Delegierten bei der Aufstellungsversammlung Ende April. Bis dahin will Eulerich die Zeit nutzen, für sich und seine politische Idee-Welt zu werben und natürlich auch die Unterschiede zum politischen Mitbewerber herauszuarbeiten. Der ist Eulerich bislang lediglich aus zwei flüchtigen Begegnungen im HEB/HUI-Aufsichtsrat bekannt. Den wesentlichen Unterschied zu Timo Schisanowski (SPD) skizziert der designierte CDU-Kandidat dennoch in wenigen Worten: „Ich verfolge keine Parteikarriere und versuche nicht, über Parteipositionen meinen Lebensunterhalt zu verdienen.“

Der Wahlkampf ist eröffnet.