Hagen. Der bekannte Pizzabäcker und Sänger Mauro Bucco ist tot. Sein Bruder Nico spricht mit uns über Mauro und den kultigen Pavillon Pizzeria Centrale.

Die Pizzeria Centrale in der Innenstadt ist eine Institution. Jeder Hagener kennt den Pavillon an der Elberfelder/ Ecke Kampstraße, und Tausende Hagener kennen beziehungsweise kannten den Betreiber der kultigen italienischen Gastrostätte - Maurizio Bucco. Kannten deshalb, da der aus Apulien stammende Mauro, wie alle ihn nannten, Anfang Februar mit 66 Jahren verstorben ist.

Nico Bucco, selbst Gastronom, spricht über seinen verstorbenen Bruder Mauro und über 40 Jahre Pizzeria Centrale.
Nico Bucco, selbst Gastronom, spricht über seinen verstorbenen Bruder Mauro und über 40 Jahre Pizzeria Centrale. © Michael Kleinrensing

Mauro Bucco ist der Bruder von Nicola (Nico) Bucco – die Familie Bucco steht seit Jahrzehnten für traditionelle italienische Küche in Hagen­. „Unsere Familie hat den Pavillon­ 1979 von der Stadt Hagen angemietet und es hat nie einen Betreiberwechsel gegeben“, sagt Nico Bucco mit Stolz in der Stimme. Und dann blickt Nico, der mit seinen drei Geschwistern in den 1960er-Jahren nach Hagen kam, zurück. „Schon in den 1970er Jahren hatte ich die Pizzeria Da Salvatore in Altenhagen­. 1974 hab’ ich den damaligen­ Oberstadtdirektor Klaus Müller und andere Stadtoberen nach der Radiosendung ,Spaß muss sein’, für dessen Teilnehmer ich das Essen organisiert hatte, kennengelernt. Kurze Zeit später machte ich Herrn Müller den Vorschlag, die Innenstadt­ mit einem neuartigen Konzept – einem Gastropavillon – zu bereichern“, erzählt Nico.

Drei Gastropavillons für die Innenstadt

Das Ende vom Lied? Müller war von der Idee begeistert, es zog ein wenig Zeit ins Land, doch Ende der 1970er Jahre wurden drei Pavillons in der City gebaut. In einem befindet sich seit dieser Zeit ein Bistro (heute Café de Paris), in einem weiteren eine Grillstube, und in dem dritten ist noch immer Hagens erste Stehpizzeria – eben besagte Pizzeria Centrale – ansässig.

Eine historische Aufnahme, die den bekannten Gastropavillon mitten in der City zeigt. 1980 mussten die Gäste noch auf Plastikgartenstühlen Platz nehmen und die Tischdecken bestanden aus Schaumstoff.
Eine historische Aufnahme, die den bekannten Gastropavillon mitten in der City zeigt. 1980 mussten die Gäste noch auf Plastikgartenstühlen Platz nehmen und die Tischdecken bestanden aus Schaumstoff. © Bucco

„Mein Bruder Mauro und seine Frau übernahmen 1980 – also von Anfang an - die Leitung. Da Adriana in der Pizzeria die Stellung hielt, konnte mein Bruder seine musikalische Laufbahn weiter ausbauen“, sagt Nico Bucco. Mit der Tornados Show Band und später als Solokünstler unter dem Künstlernamen Angelo Fabiani gab Mauro etliche Konzerte, gab Schallplatten heraus und trat in Fernsehsendungen auf.

Ideenschmiede und Keimzelle

„Viele Musiker, Geschäftsleute und Familien trafen sich zum Austausch in der Pizzeria Centrale, die kleine Gastrostätte war eine regelrechte Ideenschmiede und Keimzelle; mein Onkel Mauro war Ankerpunkt für uns alle“, sagt Salvatore­ Bucco, Nicos Sohn, selbst Restaurantbetreiber und Musiker.

Die Betreiber der Pizzeria Centrale blieben nicht stehen, feilten immer am Konzept. So wurde Mitte der 1980er Jahre das Speise-Angebot von „nur Pizza“ um Pasta, Salate­, Cappuccino und Espresso erweitert und die Idee des „Take Away“ realisiert.

„Wir haben ein großes Fenster, aus dem seitdem heraus verkauft wird, eingebaut“, sagt Nico Bucco. Vor etwa zehn Jahren wurden die Räumlichkeiten der kleinen Steh-Pizzeria dann um einen Anbau erweitert, „anfangs konnten bei meinem Onkel zeitgleich gerade mal sechs Gäste essen, mittlerweile 16“, sagt Mauros Neffe Salvatore Bucco. Außerdem wurde die Außengastronomiefläche vergrößert – im Sommer­ finden seitdem dort bis zu 40 Gäste einen Platz.

Ein aktuelles Bild der Pizzeria Centrale: Immobilienkaufmann Udo Krollmann ist in den Betrieb eingestiegen und hat eine Menge mit dem beliebten Gastrotreff mitten in der City vor.
Ein aktuelles Bild der Pizzeria Centrale: Immobilienkaufmann Udo Krollmann ist in den Betrieb eingestiegen und hat eine Menge mit dem beliebten Gastrotreff mitten in der City vor. © Michael Kleinrensing

Elda und Luciano, zwei langjährige Mitarbeiter von Mauro, erinnern sich an lange Abende in der Pizzeria Centrale, „früher war bei uns bis 22 oder 23 Uhr was los, heute schließen­ ­wir um 18 Uhr.“ Salvatore Bucco nickt nachdenklich: „Vor Jahren hatte die Stadt mehr Leben, die Leute haben einfach in der Stadt mehr Zeit zugebracht und dort mehr gelebt.“

Immobilienkaufmann Krollmann steigt ein

Wie es nach Mauro Buccos Tod mit der Pizzeria Centrale weitergeht?

Ende des vergangenen Jahres, also noch zu Mauros Lebzeiten, hat der Immobilienkaufmann Udo Krollmann mit Mauro eine GbR gegründet, „ich bin als Partner dort eingestiegen“, sagt Krollmann und fährt fort: „Die Familie Bucco und ich betreiben die Gesellschaft vorerst weiter und die bekannten Gesichter Elda und Luciano trifft man auch weiterhin dort an.“

Lichterfeste mit 500.000 Menschen

Auch die in Hagen beliebten und von Nico Bucco durchgeführten Lichterfeste wurden in den 1990er Jahren in der Pizzeria Centrale geplant. An den Gesprächen nahmen damals auch etliche Betreiber inhabergeführter Geschäfte teil, sie wurden in das Konzept mit eingebunden.

Zum Hagener Lichterfest 1994 kamen an den fünf Veranstaltungstagen insgesamt 500.000 Menschen.

Für Mauro Bucco und seine Band, die auf dem Platz vor C&A auftraten, war das Konzert ein unvergesslicher Moment.

Udo Krollmanns Pläne? „Neu für die Kunden der Pizzeria wird sein, dass ihnen demnächst Toiletten zur Verfügung stehen.“ Damit spielt der Immobilienkaufmann auf das Gebäude­ gegenüber in der Elberfelder Straße 12 an. Dort will Krollmann eine Markthalle (vorerst als Pop-up-Konzept) realisieren. Die dort vorhandenen Toiletten dürfen die Pizzeria-Gäste demnächst mitbenutzen. „Die Nähe der beiden Objekte - also der alteingesessenen Pizzeria und der geplanten neuen Markthalle - ist ideal, mir schwebt eine kleine Piazza mitten in der City vor“, schwärmt Udo Krollmann.