Hagen. Die Hagener bewerten die Einkaufsmöglichkeiten in ihrer Stadt im Durchschnitt mit einem befriedigend. Und was sagen sie über die Fußgängerzone?

Die Stadt Hagen als Einkaufsstadt hat ein Problem: Viele Bürger sehen Hagen mit seinen rund 190.000 Einwohnern weder als „richtige Großstadt“ wie Bochum oder Düsseldorf, aber auch nicht als gemütliche Kleinstadt an. „Das Potenzial in Hagen ist einfach nicht mit Dortmund zu vergleichen – weder für Kunden, noch für Ladenbesitzer“, sagt denn auch Romano Rubino, Eigentümer des Stores C.I. in der Kampstraße 11 a. Er hat viele Jahre in Essen gelebt und gearbeitet, seiner Meinung nach und an Kundenströmen gemessen, eine tatsächliche Großstadt. Dafür sei es in Hagen für Ladenbetreiber wie auch für Kunden nicht so anonym wie in einer Stadt mit mehreren hunderttausend Einwohnern, „alles hat eben ein Für und Wider“, resümiert Romano Rubino.

Und wie haben sich die Teilnehmer unseres Heimat-Checks zum Themenkomplex „Einkaufssituation in Hagen“ geäußert? Sie haben den Hagener Einzelhandel im Durchschnitt mit befriedigend (Note 3,03) bewertet. Doch Hagen besteht natürlich nicht nur aus der Innenstadt­ mit ihren vielen Shopping-Angeboten, sondern auch aus Stadtteilen mit Geschäften. https://www.wp.de/region/sauer-und-siegerland/heimatcheck/

Im Rahmen unseres Heimatchecks wurde zum Beispiel Wehringhausen von den Teilnehmern als Quartier mit recht guten Einkaufsmöglichkeiten bewertet und erhielt als Note eine Zwei minus (2,43). Die Begründung einiger Teilnehmer: „In Wehringhausen gibt es zum Glück auch noch viele kleine Geschäfte. Und das meiste kann ohne Auto besorgt werden.“ Die schlechteste Note in puncto Einkaufen gab es für das Gebiet an der Lenne: Die Bewohner des Viertels vergaben hier ein schlechtes ausreichend (4,38).

Zwei Einkaufspassagen

Aber zurück in die City. Die Frage, ob Hagen zwei Einkaufspassagen benötigt – die Volme-Galerie und die Rathaus-Galerie - verneinen viele Bürger. Die Quittung der Realisierung zweier Malls sei eine hohe Leerstandsquote. Besonders in der älteren Volme-Galerie sind etliche Ladenlokale verwaist.

Und die Fußgängerzone? Die hat jüngst während einer Begehung von Einzelhändlern und politischen Vertretern den Charme der 1970er Jahre attestiert bekommen. So monierte Parkplatzbetreiber Paul Eckhardt beim Rundgang den Zustand der Laufachsen: „Das Mosaikpflaster löst sich an etlichen Stellen auf, und Löcher im Boden werden nur provisorisch mit Asphalt zugeschmiert.“

Auch die Pavillons mitten in der Fußgängerzone werden von einigen als unzeitgemäß eingestuft.

Hier die Meinungen der Fraktionsvertreter:

Wird künftig die CDU-Fraktion im Rat führen: Jörg Klepper: „Unsere Innenstadt bietet ein breites, gutes Angebot an Einkaufsmöglichkeiten. Gemeinsam mit der Hagen-Agentur brauchen wir für Leerstände schnelle Lösungen, die das Angebot aufwerten. Wir werden dafür sorgen, dass die Innenstadt sauberer und ansehnlicher wird. Außerdem müssen wir die Möglichkeiten der beiden Einkaufsgalerien besser nutzten. Besonders wichtig ist uns, dass die Menschen in den Stadtteilzentren die Dinge des täglichen Bedarfes einkaufen können. Das wird weiterhin eine wichtige Aufgabe sein.“

Nicole Pfefferer führt die Liste der Grünen bei der Kommunalwahl an: „Der Einzelhandel muss deutlicher auf die Ortsteilzentren konzentriert werden. Wer sich in Haspe über eine Verödung des Zentrums beschwert und vorher für Einzelhandel auf der Brandt-Brache gestimmt hat, muss sich an die eigene Nase fassen. Konzepte des Einzelhandels für bedarfsangepasste Ladengrößen bis hin zum Bestell-Kiosk sowie Hol- und Bringedienste sind zu unterstützen. Online-Bestelldienste können den stationären Handel stärken.“

Dr. Josef Bücker will Fraktionschef von Hagen Aktiv bleiben: „Befriedigend. Ist auch unsere Wertung. Die vielen Leerstände in den Galerien zeigen jedoch, dass man aus Hagen keine „Einkaufsstadt“ wie zum Beispiel Dortmund machen kann. Besser wäre es hier, die Unterzentren zu beleben.“

Thorsten Kiskenow und Frank Schmidt (Fraktion Piraten/BfHo): „Im Zuge der Corona-Krise hat der Onlinehandel noch einmal einen Schub bekommen; für den stationären Einzelhandel wird es schwieriger, sich zu behaupten. Dies kann dennoch gelingen, wenn sich der Einzelhandel auf seine Stärken besinnt, die da heißen: Qualität, Service und Beratung. Die Politik sollte hierfür einen Rahmen schaffen, der den Einkauf vor Ort zum Erlebnis aufwertet. Dies bedeutet, dass die Aufenthaltsqualität in den Neben- und Versorgungszentren gesteigert wird und sich der Einkauf mit Begegnungen, Cafébesuchen und anderen Freizeitelementen verbindet.“

Claus Rudel ist bei der Kommunalwahl Spitzenkandidat der SPD: „Hagen gilt als Oberzentrum­ und ist mit seiner weitläufigen Innenstadt und seinen Einkaufsgalerien auch entsprechend ausgestattet. Leider wurde lange Zeit nicht mehr in die Elberfelder Straße investiert. Daher muss wieder mehr Geld in die Sanierung der Fußgängerzone fließen, um die Laufkundschaft wieder anzuziehen. In den Bezirken werden wir in den kommenden Jahren mit entsprechenden Stadtentwicklungskonzepten für bessere Rahmenbedingungen sorgen.“

Michael Eiche ist in Hagen Spitzenkandidat der AfD: „Schwierig wird es dann, wenn man nicht mobil ist. Der Laden vor der Tür ist in der Regel verschwunden. Die Abstimmung findet immer mit den Füßen statt. Wenn man seinen Laden vor Ort erhalten will, muss man dort einkaufen gehen und nicht im Internet. Die Dose Bohnen kostet im kleinen Laden eben mehr als im Supermarkt am Stadtrand. Leider lässt der Zusammenhalt in den Wohnhäusern auch nach. Früher ging man für die Nachbarn mit einkaufen. Es gibt aber mittlerweile sehr preiswerte Bringdienste. Wissen das alle Bürger?“

Claus Thielmann wird von der FDP auf Listenplatz eins gesetzt: „Hagen ist aus unserer Sicht als Einkaufsstadt gut aufgestellt, weil wir als Mittelzentrum auch von außerhalb gut frequentiert werden. Um die Innenstadt und die Stadtteilzentren für die Zukunft fit zu machen, müssen wir diese weiter attraktiveren, z.B. in dem die Stadtmöblierung erneuert und Aufenthalts- mit Einkaufsmöglichkeiten verknüpft werden. Die FDP setzt auf Lockerungen des Ladenschlussgesetzes. Einkaufen am Abend oder am Sonntag darf kein Tabu mehr sein – im Gegenteil: Es spiegelt die veränderten Lebens- und Arbeitsrealitäten der Menschen wider.“

Ingo Hentschel will die Fraktion der Linken im Stadtrat führen: „Die Einkaufsmöglichkeiten werden auch in Hagen durch viele Filialisten bestimmt. Der inhabergeführte Einzelhandel ist fast überall im Rückzug. Einen großen Anteil haben auch die Verbraucher selbst, wenn sie bei Amazon und Co. bestellen. Dadurch veröden die Einkaufsbereiche und Nebenzentren stark. Wir wollen eine Stärkung aller Einkaufsbereiche durch Quartiersmanager sowie auch die Verbesserung der Einkaufsmöglichkeiten in den Außenbezirken. Eine Stärkung der Fachgeschäfte für Bioprodukte und nachhaltige Ware ist wichtig.“