Hagen. Vor einem Jahr gab David Lopez uns ein Interview. Er sah Chancen in der Pandemie. Vieles wurde wahr. Doch er erkrankte auch schwer an Covid.

Knapp ein Jahr ist es her, dass der Hagener Physiotherapeut David Lopez mit Blick auf die sich ausweitende Pandemie ein Interview in unserer Zeitung gab. Er war zuversichtlich, erkannte Chancen, die sich mit Blick auf die Digitalisierung auch böten. Online-Kurse beispielsweise gehören dazu. Ein Jahr später hat er vieles von dem, was er sich vorgenommen hat, umsetzen können. Dennoch bleiben große Fragezeichen. Und nicht zuletzt hat eine Corona-Infektion David Lopez selbst gezeigt, wie schnell sich die Dinge brutal zum Schlechten wenden können.

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Herr Lopez, Umsätze in der Praxis hin, Perspektiven für ihren Betrieb her. Eine Frage als Allererstes: Wie geht es ihnen?

David Lopez Danke, es geht mir wieder besser. Manchmal verliere ich in Gesprächen noch den Faden und manchmal fehlen mir Wörter. Und ich spüre immer noch, was die Infektion mit mir gemacht hat, wenn ich nur die Treppenstufen in die Praxis hochgehe. Bei 100 Prozent bin ich da noch nicht wieder.

Sie haben sogar im Krankenhaus gelegen.

Ja, neun Tage lang. Nicht auf der Intensivstation, aber mir musste mit zusätzlichem Sauerstoff geholfen werden. Ich konnte nicht vom Krankenhausbett auf die Toilette gehen. Dass mich das so hart treffen würde, hätte ich nicht geglaubt. Ich kann deswegen nur an jeden appellieren, die Abstands- und Schutzregeln sehr ernst zu nehmen. Es kann alles so schnell gehen, auch wenn man altersmäßig glaubt, in der Mitte des Lebens zu stehen und nicht angreifbar zu sein.

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Sie sind zurück im Job. Wie hat sich die Pandemie auf ihre Physiotherapiepraxis ausgewirkt?

Ganz grob kann man sagen, dass 30 Prozent der Einnahmen fehlen. Ich habe ein 16-köpfiges Team, aber derzeit einfach nicht genug Arbeit für alle davon. Wir kommen ganz gut durch, weil wir weiter eins zu eins Patienten behandeln können, die mit einer klassischen Verordnung zu uns kommen. Der Reha-Sport aber beispielsweise kann nicht stattfinden. Und ohne Rücklagen wäre ich bislang auch nicht so gut durchgekommen.

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Bekommen Sie denn keine Corona-Hilfen?

Es ist wie bei so vielen Betrieben, egal in welcher Branche: Es fehlt spürbar und sehr deutlich etwas, aber auf dem Papier am Ende wohl nicht so viel, dass man Hilfen beantragen könnte. Deshalb helfe ich mir mit meinen Rücklagen, die ich eigentlich dafür nutzen wollte, einen digitalisierten Gerätepark anzuschaffen. Das Geld nutze ich nun, um Umsatzeinbußen abzufangen. Das ist natürlich am Ende nicht so schlimm, als wenn wir unserem Job gar nicht nachgehen könnten. Aber es fehlt natürlich Geld, um sich für die Zukunft noch besser aufzustellen.

Sie haben vor einem Jahr angedeutet, dass die Pandemie auch Chancen bietet. Ist das im Fall ihrer Praxis bislang so gekommen?

Was digital alles möglich ist, das sehen wir jetzt ganz deutlich. Die Kollegen im Rehasport geben Onlinekurse und halten so den Kontakt zu den Patienten. Das sind Dinge, die man auf jeden Fall beibehalten muss, wenn eines Tages wieder Normalität einkehrt. Den realen Kontakt zu den Patienten und Teilnehmern wird es aber nie ersetzen können. Im Trainingsbereich haben wir es so einrichten können, dass es einen Raum gibt, in dem jeweils eine Person allein und in geschützter Umgebung an einem Gerät arbeiten kann. Ein Teilnehmer pro Stunde ist nicht viel aber besser als gar keiner und zudem auch aktuell die einzige Möglichkeit, Menschen die etwas tun wollen, Training zu ermöglichen. Die Tele-Therapie, die von den Kassen getragen wird, ist ein Baustein geworden, den wir sicher auch in der Zukunft anbieten werden.

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Sie haben zusätzlich ein Zertifikat für die Praxis erhalten. Es geht um die Hygiene.

Ja, ein unabhängiges Hygieneinstitut in Kooperation mit der DEKRA hat die Praxis überprüft hinsichtlich der Hygienestandards und somit auch dem Coronaschutz. Und wir sind da absolut auf der sicheren Seite und haben ein funktionierendes Schutzkonzept. Das ist ja nicht unwichtig, dass in dieser Zeit nach außen zu transportieren, weil sich viele, vor allem ältere Bürger, ja möglicherweise auch nicht trauen, aktuell Praxen zu betreten. Diese Sorge ist aber unbegründet und man sollte seine Physiotherapie, nicht nur bei uns, nicht auf die lange Bank schieben.

Sie haben eingangs erwähnt, dass Sie eine Corona-Infektion durchmachen mussten. Lassen Sie sich impfen?

Mein ganzes Team ist durchgeimpft. Mir hat man empfohlen, nach der Infektion noch mit der Impfung zu warten. Vereinfacht gesagt: um einen natürlichen Schutz aufzubauen. Sobald eine Impfung aber möglich wird für mich, werde ich mich impfen lassen. Das Beispiel hat sehr deutlich gezeigt, wie schnell das alles gehen kann. Ich möchte auch daran appellieren, dass sich alle, vor allem aber Mitarbeitende in Gesundheits- und Pflegeberufen, impfen lassen. Je eher wir einen breiten Schutz aufbauen, desto eher ist auch hoffentlich wieder ein normales Leben möglich nachdem wir uns alle so sehr sehnen.

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Mit David Lopez sprach Mike Fiebig