Hagen. In Hagen sind mehrere Altenheimbewohner nach ihrer Impfung an Corona erkrankt. Eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht.

Was die Lage in den vom Coronavirus besonders stark belasteten Hagener Altenheimen angeht, kann die Stadt immer noch keine Entwarnung geben. Im Gegenteil: „Der Organisationsaufwand ist noch einmal gestiegen“, berichtet Stadtsprecherin Clara Treude.

Und das hat ausgerechnet mit den Impfungen der Senioren zu tun, die doch eigentlich zur Entspannung des Corona-Geschehens beitragen sollten. Denn einige der alten Leute dürfen kein zweites Mal geimpft werden, weil sich bei ihnen nach der ersten Impfung eine Corona-Infektion ausgebildet hat. Dies könne passieren, weil sich erst sieben bis zehn Tage nach der Verabreichung des Impfstoffs ein zumindest 50- bis 80-prozentiger Schutz ausbilde, so Treude: "In der Zwischenzeit kann man sich weiterhin infizieren."

Einige solcher Fälle gebe es jetzt in Hagen. Die Betroffenen dürften die zweite Dosis nicht erhalten, weil es aus medizinischen Gründen grundsätzlich nicht angeraten sei, infektiöse Personen zu impfen. Wann und ob sie nach einer Gesundung die zweite Dosis erhielten, sie nicht nicht geklärt, diesbezüglich warte man auf Erklärungen des Landes NRW.

Insgesamt wurden in Hagen bis gestern übrigens 1936 Menschen geimpft, davon 1037 Altenheimbewohner (54 Prozent) und 899 Personen, die zum medizinischen bzw. Pflegepersonal gehören. Seniorenheimbewohner, die sich einer Impfung zunächst verweigert, dann aber einen Sinneswandel vollzogen haben, werden berücksichtigt: „Wer im Nachhinein seine Meinung ändert, kann natürlich später geimpft werden“, so Clara Treude.

Zehn Covid-Patienten auf Intensivstation

Auch ein Blick in die Hagener Krankenhäuser bietet keinen Anlass zum Aufatmen. Zwar spricht in Hagen niemand das Schreckenswort „Triage“ aus, welches bedeutet, dass Ärzte bei knappen Ressourcen entscheiden müssen, wem sie zuerst helfen. Doch nicht lebensnotwendige Eingriffe werden verschoben, bereits im Dezember war die Bettenkapazität erhöht worden, um weitere Covid-Patienten aufnehmen zu können. Das vom Robert-Koch-Institut (RKI) betriebene Intensivregister der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) führt zurzeit 73 Intensivbetten in Hagen auf, von denen 62 belegt seien, davon wiederum zehn von Patienten mit Covid-19 (acht müssen beatmet werden).

Die Verantwortlichen der Stadt mahnen zur Geduld; ob die Impfungen dazu beitragen, das Infektionsgeschehen in Hagen abzumildern, könne frühestens ab Juni/Juli beantwortet werden, so Stadtsprecherin Treude.

Mehrere Hagener zum zweiten Mal positiv

Derzeit sieht es also ganz danach aus, als würden wir uns noch längere Zeit – wie von Bundeskanzlerin Merkel angedeutet – auf Einschränkungen gefasst machen müssen, zumal in Hagen bislang schon knapp 20 Fälle dokumentiert sind, in denen Menschen zum zweiten Mal positiv getestet wurden.

Bei einem von ihnen sei das Virus nur acht Wochen nach der ersten Infektion erneut nachgewiesen worden, so Clara Treude. Ob es sich in diesen Fällen um eine Viren-Altlast aus der ersten Ansteckung handelte oder eine neue Infektion vorlag, sagte die Stadtsprecherin nicht.

Ausgangssperren (noch) keine Option

Der Frage, ob Ausgangssperren bei einer Verschärfung der Infektionslage in Hagen eine Option seien, wich die Stadt aus: „Derzeit gibt es dazu keine Überlegungen“, sagte Clara Treude mit Blick auf einen Inzidenzwert von 161. Und der Einhaltung der 15-Kilometer-Regel, sollte sie denn bei einem wieder hochschnellenden Wert durch das Land NRW über die Regionalverordnung in Hagen verhängt werden, könne vom Ordnungsamt nicht gezielt, sondern im Rahmen von anderen Überprüfungen nachgegangen werden. Und wenn überhaupt, werden von der Stadt natürlich nicht Hagener Bürger kontrolliert, sondern Auswärtige, die sich in Hagen aufhalten.

Immerhin hat die Stadtverwaltung bisher 2044 Bußgelder und Verwarnungen in Zusammenhang mit Verstößen gegen die Corona-Schutzverordnung verhängt. So wurden zwei Gaststättenbetreiber wegen illegaler Öffnung ihrer Lokale jeweils mit 5000 Euro Bußgeld belegt, zwei Prostituierte wegen illegaler Berufsausübung mit jeweils 1000 Euro.

Da viele der Verfahren nicht abgeschlossen sind, lässt sich allerdings noch nicht sagen, wie hoch die insgesamt aus den verhängten Strafen resultierende Einnahmesumme ist.