Hagen. Hagen kommt bei einem Wirtschafts-Städteranking schlecht weg. Das Konzept #Hagen.Horizonte2035 soll neue Perspektiven bieten.
Das Ergebnis ist für Hagen desolat. Aber trotzdem kommt dieses Ranking wie gerufen. Denn wenn es noch eines letzten Beweises bedurft hätte, dass das Konzept, mit dem Volker Ruff, Geschäftsführer der auch für Wirtschaftsförderung zuständigen Hagen-Agentur, ab Donnerstag die Politik überzeugen will, so dringend notwendig ist, – hier ist er: Im Städteranking liegt Hagen was die Wachstumsdynamik angeht in etwa auf dem Niveau von Schalke 04 in der Bundesliga.
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„#Hagen.Horizonte2035“ ist eine Initiative überschrieben, die das nun endgültig ändern soll. Und wenn es Ruff gelingt, nur einen Teil seiner eigenen Dynamik, mit er dieses Konzept vorträgt, auf den Prozess, der nun starten soll, zu übertragen, dann kann daraus ein Erfolg werden. „Wir müssen endlich beginnen, die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts selbst in die Hand zu nehmen“, sagt Volker Ruff. „Dafür brauchen wir aber auch die finanziellen Mittel und die Kompetenzen.“
Der Druck auf Hagen nimmt zu
Zugegeben: Noch hört sich vieles sehr theoretisch an. Kritiker und Nörgler werden auf andere Foren und Prozesse verweisen, in denen man sich einig war, dass es mit Hagen aufwärts gehen muss. Es wurde diskutiert, wichtige Beschlüsse wurden gefasst. Umsetzung? Fehlanzeige.
Das soll nun anders werden. Auch weil der Druck immer größer wird, andere Ruhrgebietsstädte sich längst aufgemacht und Hagen abgehängt haben. „Es geht nicht darum, wieder einmal hunderte Projekte anzudenken“, sagt Volker Ruff, der vor eineinhalb Jahren nach Hagen gekommen ist.
„Wir wollen einige wenige Hebelprojekte identifizieren. Aber die – und das ist vielleicht der gravierendste Unterschied – werden dann auch wirklich angegangen.“ Dabei geht es Ruff um den tatsächlichen Bedarf in der Stadt. „Wir müssen davon weg, darauf zu gucken, wofür es gerade Fördermittel gibt, um dann schnell ein Projekt aufzusetzen“, so Ruff, „vielmehr müssen wir gucken, was Hagen wirklich braucht und wo wir eigentlich hin wollen.“
Prognos-Institut liefert Basis
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Das Prognos-Institut hat Vorarbeit geleistet und zumindest mal einen Status quo ermittelt. Ein Ergebnis: „Digitalisierung und die Informationstechnologie in Hagen wachsen nicht“, so Volker Ruff, „im Gegenteil: Wir haben in diesen Bereichen aktuell sogar weniger Beschäftigte als noch vor ein paar Jahren. Die Innovationsfähigkeit leidet. Wir haben zu wenig Forschungseinrichtungen. In den letzten Jahren ist hier – trotz Fernuniversität und Fachhochschule – nicht ein einziges Institut gegründet worden. Und dazu kommt ein Mangel an Gewerbeflächen.“
Natürlich treffe die Corona-Krise Hagen und seine Automobilzulieferer in besonderer Weise. „Sie mag die Probleme verschärfen“, sagt Ruff, „aber diese Probleme waren auch vor Corona längst da.“ Dabei nimmt Hagens-Chef-Wirtschaftsförderer nicht die großen Weltmarkführer in den Fokus, sondern blickt auf die Mittelständler, auf Firmen mit 50 bis 200 Beschäftigten.
Eine Vereinbarung für die Zukunft von Hagen
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Gegensteuern wollen er und seine Hagen-Agentur, die wiederum neu aufgestellt werden soll. Und das nicht mit einem fertigen Konzept, das schon in der Schublade liegt, sondern mit einer Initiative, einem Prozess, für den es auch externe Impulse und reichlich Geld aus der Stadtkasse braucht.
„Wir wollen Leitplanken setzen“, sagt Volker Ruff, „welche konkreten Projekte sich daraus genau entwickeln, das kann jetzt noch niemand wissen. Wir brauchen aber dazu auch professionelle Projektentwickler, die selbst schon in der freien Wirtschaft Erfahrungen gesammelt haben.“
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Jetzt aber bedarf es erst einmal eines Signals – einer Vereinbarung zwischen Hagen-Agentur, Verwaltung und vor allem der Politik. „Wir brauchen ein klares Zeichen, dass die Politik den Weg, den wir einschlagen wollen, mitträgt“, sagt Volker Ruff, der an den Standort Hagen und seine Möglichkeiten und Potenziale glaubt und im Haupt- und Finanzausschuss am Donnerstag um Zustimmung der Politik wirbt.
Hebelprojekte für den Standort
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Im Anschluss geht es in Expertenrunden darum, nach Ideen und Lösungen zu suchen, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Dann sollen die Hebelprojekte identifiziert und festgesetzt werden, wer für deren Umsetzung verantwortlich zeichnet. Zumindest ein Teil soll nach den Vorstellungen von Ruff direkt bei der Hagen-Agentur angedockt werden. „Rund um diese Projekte“, so Ruff, „können weitere Initiativen entstehen.“ Die Umsetzungsphase soll bereits Mitte 2021 starten.
Parallel dazu fordert Ruff Politik und Verwaltung auf, bei allen anstehenden Entscheidungen auch im Blick zu haben, welche Auswirkungen diese auf die Wirtschaft haben: „Ich will das Thema nicht überhöhen. Aber es muss zumindest gleichrangig zu anderen Bereichen behandelt werden. Wir müssen darauf achten, ob Entscheidungen auf unsere Wachstumsstrategie einzahlen oder eben nicht.“