Helfe. Damit die Erdkröten im Fleyer Wald sicher zu ihren Winterquartieren (und zurück) gelangen, baut der Wirtschaftsbetrieb Hagen einen Klimatunnel.

„Öök, öök, öök“, klingt es manchmal metallisch schnarrend durch den Fleyer Wald. Vielleicht wollen die Kröten damit kundtun, dass sie einverstanden sind mit dem Bau eines Tunnels, der ihnen das sichere Unterqueren der Weidekampstraße ermöglichen soll. Vielleicht sind sie auch vom Baulärm genervt. Oder sie ööken einfach aus Spaß an der Freud. . .

Während die Tiere so vor sich hin brummeln, schuften die Arbeiter. Sie erweitern den Durchlass des Buschbachs, der anschließend noch mit Platten aus Polymerbeton ausgelegt wird, weil sich die Kröten auf solchem Untergrund am wohlsten fühlen – auch Amphibien haben Ansprüche.

Anpassung der Temperatur an das Außenmilieu

Zusätzlich wird ein Klimatunnel für die hopsenden Gesellen angelegt. Der Name verrät schon, dass es sich nicht um einen schnöden Stollen handelt; nein, der Werkstoff sorgt für die Anpassung der Temperatur an das Außenmilieu und lässt keine Trockenheit aufkommen. Wie gesagt, auch Amphibien haben Ansprüche.

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Die Kröten haben also demnächst die Wahl, ob sie durch den klimatisierten Tunnel oder am Bach entlang von Wald- zu Waldstück hüpfen. 200.000 Euro lässt der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) für den tierischen Wegebau springen – obwohl, wie Alexander Horn beinahe entschuldigend hinzufügt, für den Amphibienschutz würden nur 65.000 Euro aufgewendet, der Großteil der Summe diene der notwendigen Erweiterung des Gewässerdurchlaufs.

Verärgerung angesichts der Gigantomanie

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Allerdings lassen sich beide Motive kaum voneinander trennen, und der Krötentunnel war denn auch Auslöser der Baumaßnahme, die den Abschluss eines Naturschutzprojektes bildet, das angesichts seiner Gigantomanie schon vor acht Jahren für Kopfschütteln und Verärgerung in Hagen gesorgt hat. Seinerzeit wurden die Buschbachteiche, die damals noch weiter oben am Hang lagen und als Klärbecken dienten, zurückgebaut und durch ein 40 mal 20 Meter großes Regenrückhaltebecken am Loxbaum ersetzt.

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Doch wohin mit den 1024 Erdkröten, die sich in den Teichen sauwohl fühlten und prächtig vermehrten? Sie wurden in zwei neue Teiche unweit des Wohngebiets Erlhagen umgesiedelt. Der Buschbach aber fließt seitdem durch einen zehn Tonnen schweren, 3,30 Meter breiten Wassertunnel, der sein kümmerlich plätscherndes Nass auch im Falle eines Jahrhundertunwetters aufnehmen könnte. 1,1 Millionen Euro kostete die unter Erdmassen verschüttete Röhre inklusive der Emigration von Kröten, Fröschen und Molchen.

Tiere wandern Richtung Loxbaum

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Dass nun erneut eine erkleckliche Summe investiert wird, liegt an den gut bekannten Wanderungen der Krötenpopulation. Im Herbst verlassen sie die Teiche, um irgendwo an einem sicheren Plätzchen im Wald zu überwintern, im Frühling kehren sie zurück.

Doch statt in den unteren Teil des Fleyer Waldes zu wandern, zieht es zahlreiche Exemplare bis heute in Richtung Loxbaum – ob aus Gewohnheit oder um die Naturschützer zu ärgern, ist nicht bekannt. Im Auftrag der Biologischen Station bauten WBH-Mitarbeiter in den vergangenen Jahren zweimal im Jahr Krötenschutzzäune auf, sammelten die Tierchen in Eimern ein und brachten sie sicher über die recht stark frequentierte Weidekampstraße. „Das hat stets Kosten von gut 3000 Euro verursacht“, berichtet Markus Filz, Entwässerungsplaner beim WBH.

Der Klimatunnel soll das anstrengende Einsammeln der Kröten überflüssig machen und den Quaktaschen erlauben, autonom zu wandern – ohne ständig Gefahr zu laufen, unter einen Autoreifen zu geraten. Das Ööken bedeutet also vermutlich doch so etwas wie Zustimmung.