Loxbaum. . 40 mal 20 Meter groß und weit über zwei Meter tief ist ein neues Regenrückhaltebecken, das derzeit am Loxbaum errichtet wird.

  • WBH baut riesiges Regenrückhaltebecken
  • Anlage dient Behandlung von Regenwasser
  • Buschbach wird auf ganzer Länge renaturiert

Nein, in diesem Pool finden keine Wettkämpfe statt, nicht mal Planschen ist hier erlaubt. Dabei hat das gewaltige Bassin nahezu die Ausmaße einer internationalen Schwimmstätte. Doch die 40 mal 20 Meter große und weit über zwei Meter tiefe Betonschale dient einem anderen Zweck, handelt es sich doch um eines der größten Regenrückhaltebecken, die je in Hagen gebaut wurden.

Europäische Richtlinie

Dieses Riesenwerk der Technik entsteht derzeit am Loxbaum und soll das Niederschlagswasser aus Teilen der Feithstraße aufnehmen. Verstehen kann man solche Gigantomanie nur, wenn man berücksichtigt, welcher Stellenwert der Sauberkeit des Wassers heutzutage beigemessen wird. „Die europäische Wasserrahmenrichtlinie hat ein ehrgeiziges Ziel, sie fordert, dass Flüsse, Seen, Küstengewässer und das Grundwasser in einem guten Zustand sind“, teilt das Umweltbundesamt mit. Und in einem „guten Zustand“ befinden sich Gewässer dann, wenn Fische und andere Organismen sich dort pudelwohl fühlen bzw. die zu hohen Nähr- und Schadstoffbelastungen reduziert werden.

51 Liter pro Sekunde

Um dieses Ziel zu erreichen, wird das gewaltige Becken am Loxbaum gebaut. Durch einen Kanal, der zwischen dem Sanitätshaus Riepe und dem Gericht für Mahnsachen verläuft, wird der Regen, der auf die Feithstraße prasselt, in den Giganto-Pool geleitet und in einem Filter von Reifenabrieb, Öl und anderen Schmutzpartikeln, die das Wasser verunreinigt haben, befreit. Dann werden maximal 51 Liter Wasser pro Sekunde in den nahen Quellbereich des Buschbaches abgelassen. „Mehr darf nicht abgegeben werden, weil ein stärkerer Schwall die Kleinstlebewesen im Bach fortspülen und so die Gewässerökologie nachhaltig beeinträchtigen würde“, erläutert Uwe Sommer, Fachbereichsleiter Planung beim Wirtschaftsbetrieb Hagen. Die Größe des Beckens sei notwendig, um das Wasser auch im Falle eines Starkregens auffangen und zurückhalten zu können.

Renaturierung des Buschbachs

Trotz seiner beeindrucken Ausmaße ist der Bau des Wasserbehälters lediglich Teil eines noch größeren, 2,4 Millionen Euro teuren Projektes, in dessen Zusammenhang die Installation eines zehn Tonnen schweren Wassertunnels im Fleyer Wald sowie die Umsiedlung von rund 1000 Kröten für große Diskussionen sorgte. Denn zur Renaturierung des Buschbaches gehört auch der Rückbau der beiden Teiche, die Anfang der 50er-Jahre als Klärgewässer für das nahe gelegene Altenheim in der Buschstraße angelegt wurden. Als das Seniorenzentrum 1959 Anschluss ans öffentliche Kanalnetz erhielt, nutzte die Stadtentwässerung die Teiche als Regenrückhaltebecken. Doch diesen Zustand haben die Zeitläufte überholt, ein Teich ist bereits verschwunden, der zweite wird abgelassen, sobald das Rückhaltebecken in Betrieb genommen werden kann. Dann kann der Buschbach von allein in sein altes Bett zurückfinden. Die Kröten wurden inzwischen umgesiedelt, der Wassertunnel ist im Waldboden verschwunden.

Filterschächte sieben 92 Prozent aller Schadstoffe aus dem Wasser

Unterhalb des Forsthauses Loxbaum mussten zahlreiche Bäume gefällt werden, um Platz zu schaffen für zwei neue Filterschächte und die notwendige Zuwegung. Auch hier geht es um die „Behandlung“ von Regenwasser, das von der Feithstraße in die Umgebung fließt. Der sogenannte Trennerlass des Landesumweltministeriums veranlasst den Wirtschaftsbetrieb Hagen auch an dieser Stelle zu einer Investition von 600 000 Euro.

39 700 Fahrzeuge pro Tag

Der Regen, der hier auf die Feith­straße und den Autobahnzubringer zur A 45 bzw. A 46 trifft, landet im Kanal und schließlich im Krebsbach, einem im Fleyer Wald entspringen Gewässer, das in die Lenne fließt. Ab einer Verkehrsdichte von 2000 Fahrzeugen pro Tag, so sieht es der oben erwähnte Trennerlass vor, muss Niederschlagswasser vor belastenden Stoffen wie Reifenabrieb, Öl oder Streusalz befreit werden, bevor es in den natürlichen Wasserkreislauf gelangt. Da dies bislang nicht geschieht und da auf Feith­straße und Autobahnzubringer nicht 2000, sondern bis zu 39 700 Fahrzeuge täglich gezählt werden, sollen nahe des Forsthauses zwei Filterschächte angelegt werden und für eine sachgemäße Reinigung des Niederschlagwassers sorgen. „Hier werden zu 92 Prozent alle Rückstände ausgefiltert, die kleiner als 63 Mikrometer sind“, lobt Markus Fitz vom Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) das System als neuesten Stand der Technik. Der Krebsbach werde dadurch in Zukunft wesentlich sauberer sein, wenngleich keine Trinkwasserqualität aufweisen.

Quelle tritt wieder zu Tage

Die Quelle des Krebsbaches, die durch Bauschutt, der nach dem Zweiten Weltkrieg im Fleyer Wald abgekippt wurde, nicht mehr zu identifizieren ist, dürfte nach Abschluss der Bauarbeiten wahrscheinlich wieder zu Tage treten. Das bestehende Betonbecken an der Einmündung in den Bachlauf wird abgerissen und der Boden dadurch renaturiert, so dass sich im Laufe der Zeit wieder eine Quelle bilden kann. An die Filterschächte schließt sich ein Graben aus Wasserbausteinen an. Hier wird das Wasser verwirbelt und belüftet, was seine Selbstreinigungskraft unterstützt.

Schließlich müssen 600 Quadratmeter Wald gerodet werden, um WBH-Mitarbeitern zukünftig freien Zugang zur Wartung der Anlage zu ermöglichen. Das Filtermaterial muss einmal pro Jahr ausgetauscht und die Anlage regelmäßig überprüft werden.

Und auch das Rückhaltebecken, wenn es erst einmal umzäunt und von einer hohen Hecke umgeben ist, wird wohl früher oder später aus dem Bewusstsein der Bevölkerung verschwinden. Aus den Augen, aus dem Sinn. Trotz seiner räumlichen und finanziellen Dimensionen verteidigt Sommer die notwendigkeit des Vorhabens: „Wir sind verpflichtet, den neuesten Stand der Technik einzusetzen. Und genau das geschieht hier.“