Hagen. Die Firma Amprion lässt im Hagener Norden Bäume fällen. Die müssen im Bereich Garenfeld für eine neue Stromtrasse weichen.
Die Trasse ist so breit, dass ein A 380 hier ohne große Probleme landen könnte. Im Norden von Hagen aber entsteht keine Landebahn für einen neuen Flughafen. Es wird eine mehr als 80 Meter breite Trasse angelegt für neue Strommasten, die die Deutsche Bahn und das neue Umspannwerk Garenfeld versorgen sollen.
Als Dirk Vrba vor einigen Tagen gesehen hat, welch unglaubliche Schneise die Arbeiter da zwischen der Autobahn und dem Umspannwerk in den Wald schlagen und sägen, ist er fast vom Glauben abgefallen: „Das sind kaum vorstellbare Ausmaße“, sagt der Jagdaufseher und Polizist, der quasi von seiner Terrasse aus den Fortgang im Waldstück nebenan beobachten kann. „Unter der bisherigen Leitung waren Haselnussbüsche gewachsen. Da haben Tiere Schutz gefunden. Jetzt geht es auf einer Länge von rund einem Kilometer noch einmal 50 Meter in den Wald hinein. Vier Baumreihen sind da betroffen, Bäume, die 100 Jahre und älter sein dürften.“
Amprion hat Erlaubnis für breite Schneise
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Eine Baumaßnahme, die lange geplant ist, die aber erst jetzt, da die Waldarbeiter Fakten schaffen, so richtig wahrgenommen wird. „Diese Schneise ist so im Planfeststellungsbeschluss aus dem Jahr 2019 für die Leitung von Kruckel bis Garenfeld festgehalten“, betont Mariella Raulf, Sprecherin von Amprion. „Anfang Oktober, mit dem Ende der Vegetationszeit, haben die Arbeiten begonnen.“
Vermesser seien vor Ort gewesen, die Arbeiten erledige ein erfahrenes Team von Waldarbeitern. „Wir nehmen dort nicht einen Meter und einen Baum mehr weg, als es notwendig ist“, so Mariella Raulf, „der Streifen verläuft asymmetrisch zu den Masten – auf der einen Seite bleiben 49 Meter, auf der anderen 35. Das hat technische Gründe.“
Eingriffe in die Natur müssen ausgeglichen werden
Dazu hat Amprion die Auflage, Flächen und Eingriffe in die Natur zu kompensieren. „Dem kommen wir natürlich nach“, sagt Mariella Raulf. Allerdings nicht vor Ort, sondern auf 50 Hektar im Märkischen Kreis: „In oder um Garenfeld haben wir keine geeigneten Flächen gefunden. Das hat sich für das Umspannwerk selbst anders dargestellt. Da haben wir den Ausgleich an Ort und Stelle vorgenommen.“
Das bestätigt auch Markus Kecker, der sich an der Spitze einer Bürgerinitiative engagiert hat, die sich in einem bundesweit wohl einmaligen Mediationsverfahren mit der Firma Amprion über diverse Maßnahmen verständigt hat, die dafür sorgen, dass das baulich wenig attraktive Umspannwerk möglichst wenig wahrgenommen wird. „Die Trasse war damals nicht Bestandteil der Mediation“, so Kecker.
Bürgerinitiative will sich für eine gezielte Aufforstung stark machen
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Gleichwohl will er gemeinsam mit seinem Mitstreitern noch einmal auf das Unternehmen zugehen. „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir als Bürgerinitiative uns an einer Aufforstung der Flächen unterhalb der neuen Trasse beteiligen“, so Kecker, „der Ausgleich, der im Rahmen des Umspannwerks geschaffen wurde, wirkt.
In der Nähe der Siedlung kann man beispielsweise immer wieder Rehe beobachten, die durch die Arbeiten nicht vertrieben wurden. Vielleicht sind gezielt kleine Anpflanzungen im Bereich der Schneise möglich, vielleicht eine Art Wildacker, in dem sich Tiere heimisch fühlen können.“ Ein Ansatz, den auch Jagdaufseher Dirk Vrba unterstützt.