Garenfeld. . Auf einer Fläche von 300 mal 270 Metern entsteht derzeit in Garenfeld ein 48 Millionen Euro teures Schalt- und Umspannwerk der Firma Amprion.
- in Garenfeld entsteht für 48 Millionen Euro auf einer Fläche von 300 mal 270 Metern ein Schalt- und Umspannwerk
- Bauwerk wird als Ergebnis eines Mediationsverfahrens hinter einem Grüngürtel verschwinden
- Ursprünglich sollten die Masten des Umspannwerks 22 Meter in die Höhe ragen, 14 Meter sind es jetzt noch
Es könnte ein Areal werden, auf dem sich Fuchs und Hase begegnen. Ein neu angelegter Weg schlängelt sich durch das Gelände, Obstbäume wachsen langsam in die Höhe, ein kleines Wäldchen soll entstehen. „Man kann schon jetzt beobachten, wie die Tiere und die Natur sich ihr Reich zurückerobern“, sagt Thorsten Mikschaitis. „Das wird noch ganz anders sein, wenn die Kronen der Bäume in zwei bis drei Jahren dichter geworden sind.“
Der Mann ist kein Ökologe. Obwohl die Ökologie an Baustellen wie dieser eine immer größere Rolle spielt. Mikschaitis ist Projektleiter der Firma Amprion an einer der größten Baustellen in der Stadt und blickt auf das Gelände unmittelbar vor dem Bauzaun, der die Felder und die Baustelle trennt.
Projektleiter täglich vor Ort
Hier in Garenfeld entsteht gerade für 48 Millionen Euro auf einer Fläche von 300 mal 270 Metern ein Schalt- und Umspannwerk des Netzbetreibers. Und der Projektleiter der Firma Amprion ist nahezu täglich an der Baustelle.
Dass das Umspannwerk eines Tages hinter einem breiten Grüngürtel verschwindet, ist das Ergebnis eines langen, aber konstruktiven Mediationsverfahrens, das startete, als die Proteste der Garenfelder gegen das für Amprion so wichtige Projekt immer lauter wurden. 22 Meter sollten die Masten des Umspannwerks weit sichtbar in die Höhe ragen. 14 Meter sind es jetzt noch.
Quartalsgespräche mit Bürgern
„Wir haben das Layout optimiert“, sagt Mikschaitis. „das ist ein guter Kompromiss.“ Und weiter: „Bis heute führen wir Quartalsgespräche mit der Initiative ,Menschen unter Strom’. Wir tauschen uns aus, und wir berichten über den Stand des Projektes. Wir spüren hier eine hohe Akzeptanz. Auch die Baustelle ist ja relativ weit weg von der Wohnbebauung. Die Lärmbelastung ist niedrig. Der Baustellenverkehr läuft vor allem über die Enervie-Zuwegung. Die Baustelle ist zum Ziel für die Spaziergänger geworden. Viele kommen und werfen einen interessierten Blick durch den Bauzaun.“
Seit mehr als einem halben Jahr wird auf dem Feld zwischen Unter- und Oberdorf in unmittelbarer Nachbarschaft des bestehenden Umspannwerks der Enervie gebaut. Zahlreiche Masten ragen auf der Schalt- und der Transformationsseite in die Höhe. Die Zwischenräume werden begrünt. Gras soll hier einmal wachsen.
Fünf Transformatoren
380 Kilovolt soll die Spannung zwischen Kruckel und Dauersberg zukünftig betragen. In Garenfeld wird sie einmal mit fünf Transformatoren niedergespannt auf 110 Kilovolt. Enervie und RWE Westnetz werden von hier aus einmal versorgt. Westnetz errichtet direkt neben dem Amprion-Umspannwerk eine eigene Anlage.
„Ende 2018 soll die Umspannanlage der Amprion GmbH fertiggestellt sein“, sagt Amprion-Sprecher Claas Hammes. Bis dahin – abhängig von dem laufenden Planfeststellungsverfahren – soll auch der nördlichste Teil der neuen Stromtrasse fertig sein. Ziel des Unternehmens ist es, die komplette Trasse – immerhin 113 Kilometer lang – bis 2023 fertigzustellen. „Die Planungsstände der Abschnitte sind unterschiedlich. Da, wo die Siedlungsdichte gering ist, gibt es weniger Diskussionen.“ Probleme gibt es an anderen Orten – unter anderem in Hohenlimburg, wo immer noch um den endgültigen Verlauf der neuen 380-Kilo-Volt-Leitung gerungen wird.
Wenn die Leitung fertig ist, wird es für Enervie möglich, neben Garenfeld einen weiteren Einspeisepunkt von der 380-KV-Leitung in das eigene Netz zu schaffen. Ein zweites Umspannwerk ist dafür nötig. Entstehen soll es weiter südlich, nicht auf Hagener Stadtgebiet. „Dadurch wird es möglich, das bestehende Enervie-Kraftwerk zurückzubauen“, so Enervie-Sprecher Andreas Köster. So ist es im Mediations-Vertrag zwischen den „Menschen unter Strom“, Amprion und Enervie als Nebenbeteiligter festgeschrieben.
>>Hintergrund: Bundesweites Aufsehen
Im Mai 2013 waren Pläne für den Bau eines Umspannwerks in Garenfeld bekannt geworden, die schon Ende 2013 umgesetzt werden sollten.
Anwohner organisierten den Widerstand gegen das Millionenprojekt des Netzbetreiber Amprion und gründen die Bürgerinitiative Menschen unter Strom.
Mit dem Netzbetreiber Amprion und der Enervie einigte man sich auf ein Mediationsverfahren.
Nach 17 Treffen präsentierte man im Dezember 2014 die Ergebnisse, die alle Beteiligten lobten.
Das Verfahren sorgte bundesweit für Aufsehen. Vertreter der Bürgerinitiative wurden zu diversen Diskussionen eingeladen. und sogar eine Delegation aus Indien informierte sich zum Thema Bürgerbeteiligung in Garenfeld.