Breckerfeld/Hagen. Der Staatsschutz ermittelt gegen einen Breckerfelder Grünen-Politiker: Hintergrund ist eine Anzeige wegen Körperverletzung nach einem Kinnschlag.
Wenige Wochen vor der Kommunalwahl schlagen in der Hagener Nachbarstadt Breckerfeld die politischen Wogen hoch. Nachdem der Grünen-Spitzenkandidat Wolfgang Duchscherer (74) am Samstag seinem Pendant Jürgen Niehaus (62) von der Wählergemeinschaft einen Schlag gegen das Kinn verpasst hat, ermittelt jetzt der Staatsschutz bei der Polizei Hagen gegen den Fraktionsvorsitzenden der Öko-Partei. Außerdem fordert die Wählergemeinschaft den sofortigen Rücktritt von Duchscherer.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Hagen sei es nicht gesichert, dass es sich nur um eine „normale“ Körperverletzung, die ausschließlich persönliche Hintergründe hat, handele. Das hatten zumindest Sonntag noch die Grünen erklärt, die den Zwischenfall ausdrücklich bedauerten. Weil auch in der Anzeige von politischen Motiven die Rede ist, sind die Ermittlungen wegen Körperverletzung beim Staatsschutz angesiedelt.
An den Einkaufswagen eskaliert der Streit
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Die Grünen hatten am Samstagmorgen vor dem Einkaufszentrum Breckerfeld ihren Wahlkampfstand positioniert. Wenige Meter entfernt verteilte Jürgen Niehaus von der Wählergemeinschaft Einkaufswagen-Chips und Flyer. Auf dem belebtesten Platz der Hansestadt lieferten sich die beiden Politiker zunächst in aller Öffentlichkeit ein Wortgefecht. Duchscherer fühlte sich provoziert und schlug zu. Niehaus wiederum sank zu Boden, blieb zunächst liegen und berappelte sich dann (unsere Zeitung berichtete).
Nun sind sich die beiden Politiker, die bis vor wenigen Jahren noch Seite an Seite für die Grünen im Stadtrat saßen, schon seit vielen Jahren nicht mehr grün. 2017 schließlich war Niehaus im Zwist aus der Fraktion ausgetreten, blieb kurz fraktionslos und schloss sich dann der Wählergemeinschaft an. Die wuchs von drei auf vier Ratsherren, die Grünen-Fraktion wiederum schmolz von vier auf drei Mitglieder.
Wählergemeinschaft sieht in Angriff „einmaligen Vorfall“
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Der Fraktionsvorsitzende der Wählergemeinschaft, Gerd Peters, legte nun noch einmal nach, betonte aber gleichzeitig, dass man grundsätzlich mit den Grünen keinerlei Probleme habe. Aber: „Es handelt sich hier um einen tätlichen Angriff, um eine Straftat. Das steht für uns im Mittelpunkt. Wir sind keine kleinen Kinder auf dem Schulhof. Wir sind Erwachsene. Wir verurteilen solche tätlichen Angriffe in jeder Form.“
So einen Vorfall habe es in Breckerfeld noch nicht gegeben. „Das ist absolut einmalig“, so Gerd Peters weiter, „ich kann den Grünen nur raten, sich von ihrem Spitzenkandidaten zu trennen.“
Wolfgang Duchscherer hingegen schätzt die Situation auch zwei Tage später anders ein: „Das war eine grobe, rufmörderische Provokation, auf die ich zu meinem Bedauern hereingefallen bin“, so drückt es der Grünen-Politiker, der bereits seit 1984 im Rat sitzt, aus. „Ich habe nicht ernsthaft zugeschlagen. Niehaus ist theatralisch zu Boden gegangen.“ Er würde sich freuen, wenn, sich nun ein neutraler Zeuge melde und das bestätigen könne.
Rücknahme der Kandidatur nicht mehr möglich
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Von einem Rücktritt spricht er nicht. Die Partei äußerste sich gestern nicht mehr. Auch, weil mit Uwe Brüggemann einer der Sprecher nun Zeuge im Verfahren ist.
Die geforderte Trennung von Duchscherer wäre auch so einfach nicht. Er steht als Spitzenkandidat bereits auf den Wahlzetteln. Die sind längst gedruckt und an Briefwähler teils versendet. „Eine Rücknahme einer Kandidatur ist nun nicht möglich“, erklärt Jürgen Seuthe auf Anfrage ganz allgemein. Nach dem 13. September würden die neuen Ratsmitglieder über ihre Wahl informiert. Wer nicht widerspreche, ziehe in den Rat ein.