Eckesey. Der Verkauf des Areals in Hagen zeigt einmal mehr die riesige Entwicklungskraft eines neuen Viertels in der Stadt

Das 4700 Quadratmeter große Gelände der ehemaligen Molkerei zwischen dem Bauhaus und der Spedition Hugo Petri an der Eckeseyer Straße hat den Besitzer gewechselt. Die MCG Investitions Holding aus Berlin hat das Gelände von Vorbesitzerin Ingeborg Erbe übernommen. Das Unternehmen kann sich vorstellen, an dieser Stelle ein 4- bis 5-Sterne-Hotel zu errichten. Ein Plan, den vor zwei Jahren schon einmal ein Investor in Hagen verkündete und dann verschwand. Am Beispiel der alten Molkerei kann man aktuell sehen, welche Entwicklungskraft im Nahbereich rund um die künftige Westside hinter dem Bahnhof steckt. Ein Rundblick.

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Blickpunkt Molkerei

„Ein Hotel können wir uns an dieser Stelle sehr gut vorstellen“, sagt Halil Güvener, geschäftsführender Gesellschafter von MCG. „Aber das muss nicht die finale Lösung sein. Unser Unternehmen möchte gerne auch wissen, was Hagen an dieser Stelle braucht.“ Vielleicht werde auch eine Klinik oder ein Ärztehaus benötigt, so Güvener. Er freue sich über Hinweise. Ein Gespräch mit der Hagen-Agentur als Wirtschaftsförderung habe es noch nicht gegeben. „Das wollen wir aber gerne führen“, sagt Hagen-Agentur-Geschäftsführer Volker Ruff, der sich an dieser Stelle mehrere Arten von hochwertigem Gewerbe vorstellen kann. „Das Gelände rund um die Westside verträgt zukünftig mehrere hochwertige Hotels. Das Areal der Alten Molkerei wäre aus meiner Sicht auch für einen Mix aus Arztpraxen, Büros und einem Bording-Haus nahe des Bahnhofs vorstellbar.“

Ruff schwebe aber vor allem ein Komplex wie der Gewerbehof Union im Union-Viertel in Dortmund vor. Heute beherbergt das Gebäudeensemble an der einstigen Brauereimeile rund um das „Dortmunder U“ etwa 90 kleine Unternehmen und um die 200 Beschäftigte aus unterschiedlichsten Branchen. Das Raumangebot setzt sich aus Büro-, Werkstatt-, Atelier und Lagerräumen verschiedenster Größe zusammen. „Das wäre auch eine Vision für die Alte Molkerei“, sagt Ruff. Unterdessen will Molkerei-Neubesitzer MCG das Architekturbüro Chapman Taylor aus Düsseldorf beauftragen, zu erarbeiten, was hier entstehen könnte.

Blickpunkt Schraubenfabrik

Die alte Schraubenfabrik ander Plessenstraße. Das Problem hier: Die Stellplätze wurden in der Vergangenheit schlechterweise verkauft.
Die alte Schraubenfabrik ander Plessenstraße. Das Problem hier: Die Stellplätze wurden in der Vergangenheit schlechterweise verkauft. © Michael Kleinrensing

Plötzlich in exponierter Lage liegt durch die Fertigstellung der Bahnhofshinterfahrung die einstige Schraubenfabrik von Funcke und Hueck an der Plessenstraße, wo in der Blütezeit 1500 Menschen arbeiteten. Gründervater Bernhard Wilhelm Funcke war der Großvater von Karl Ernst Osthaus. Als Funcke starb, hinterließ er seinem Enkel ein Vermögen von drei Millionen Goldmark, mit dem Osthaus das Folkwang-Museum gründete. Ohne die Schraubenfabrik, kein Folkwang, keine bedeutende Sammlung, kein Hagener Impuls, kein Hohenhof, nichts. Stilllegung war in den 90er-Jahren. Seitdem liegt das ensemble ziemlich brach.

Das Gebäude ist in Betreuung durch die Hagener SHG-Gruppe, mit der die Hagen-Agentur auch schon über Nutzungsmöglichkeiten gesprochen hat. Eine Einschränkung ist der Denkmalschutz, die andere ein Planungsfehler aus der Vergangenheit. Denn die Parkplätze, die einst zu der Fabrik gehörten, sind, wie Hagen-Agentur-Geschäftsführer Volker Ruff es beschreibt, schlechterweise einmal verkauft worden. Das erschwere die Realisierung von attraktiven Nutzungen hier immens.

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Blickpunkt Dreiecksfläche

Die attraktive Dreiecksfläche in westlicher Verlängerung der neuen Westside hinter dem Bahnhof, wo Ennepe und Volme zusammenfließen, soll bekanntlich zu einem Grün- und Freiraum entwickelt werden, der die Flussläufe wieder erlebbar macht. Zurzeit ist das brach liegende Areal in Besitz des kriselnden Automobilzulieferers TWB. Erst waren die Verkaufsgespräche wegen zu hoher Preisvorstellungen eingeschlafen, dann kam Corona und mittlerweile ist es für die Stadt extrem schwierig im Zuge des Gefechts zwischen VW und TWB überhaupt jemanden bei TWB für ein Gespräch zu bekommen.

Blickpunkt Westside

Die Westside hinter dem Hauptbahnhof. Noch ist unklar, wie Bahnhof und diese Filet-Fläche miteinander verbunden werden können.
Die Westside hinter dem Hauptbahnhof. Noch ist unklar, wie Bahnhof und diese Filet-Fläche miteinander verbunden werden können. © WP | Michael Kleinrensing

Die Entwicklung des neuen Flächen-Filetstücks hinter dem Bahnhof geriet zuletzt ins Stocken. Knackpunkt-Frage: Wird die Bahnhofsunterführung zu den Gleisen tatsächlich bis auf das Westside-Areal verlängert wird oder der Tunnel Werdestraße mit Bahnsteigverbindungen großzügig wiederbelebt?

Aktuell, so Volker Ruff, arbeite man an Ideen zur Reaktivierung des Werdetunnels. Bis die 22.000 Quadratmeter große Westside vermarktet werden kann, wird sicherlich noch ein Jahr vergehen.