Hagen/Dortmund. Der Prozess gegen das Hagener „Babygirl“, das zahlreiche Freier in die Falle gelockt hat, hat begonnen. Die Hintergründe.
Sie (19) ist die Tochter eines angesehenen Hagener Geschäftsmannes. Doch die junge Frau aus gutem Hause führte ein pikantes Doppelleben. Sie lockte, getarnt als Prostituierte, zahlreiche Männer in eine fiese Sex-Falle. Bis sie Ende Dezember in einer Wohnung an der Hagener Straße in Boele von SEK-Beamten überwältigt wurde.
Seitdem hat sie mehrere Monate in Untersuchungshaft gesessen und dort ein spätes Geständnis abgelegt. Inzwischen ist „Babygirl“, wie sie sich nannte, aber wieder auf freiem Fuß und wartet auf ihr Strafverfahren.
Ihren beiden Komplizen, die sie bei zehn angeklagten Übergriffen auf Freier tatkräftig unterstützt hatten, wird seit gestern der Prozess gemacht. Obwohl alle drei Tatbeteiligten aus Hagen kommen, laufen ihre Strafverfahren vor dem Landgericht Dortmund. Denn das Abzocken der zahlreichen Freier hatte das Trio stets auswärts begangen: in Essen, Wuppertal, Witten und Dortmund – aber in keinem einzigen Fall in der Nähe ihrer Wohnorte in Hagen-Innenstadt, Hohenlimburg und Boele.
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Im Mittelpunkt: „Babygirl“, das gerade das Abitur abgelegt hatte
Die kriminelle Masche war immer dieselbe, simpel und oftmals erfolgreich. Im Mittelpunkt stand „Babygirl“, die attraktive Hagenerin, die damals gerade erfolgreich ihr Abitur bestanden hatte und auf der Internet-Plattform „markt.de“ Kontaktanzeigen schaltete. „Zur Anbietung der Erbringung sexueller Dienste“, wie es die Anklageschrift etwas förmlich heißt, „wobei nicht beabsichtigt war, diese Dienste auch zu erbringen.“ Es entsprach vielmehr dem Plan der Tätergruppe, Männer jeglichen Alters zu einem Treffen in deren Wohnungen oder in Hotelzimmern zu bewegen und dann auszunehmen.
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Dirnenlohn als Vorkasse: Dann ging es zum Duschen ins Badezimmer
Zunächst mussten die Freier den dreistelligen „Dirnenlohn“ als Vorkasse berappen. Dann wurden sie von der feinen jungen Dame, die stets auf große Reinlichkeit bedacht war, vorab zum Duschen ins Badezimmer geschickt. Während die Männer gut eingeschäumt und erwartungsvoll unter der Brause standen, zog ihnen „Babygirl“ im Zimmer nebenan Handys, Geldbörsen, Scheckkarten und Schmuck aus den abgelegten Klamotten. Dann verschwand sie eiligst und nahm natürlich auch den vorab kassierten „Dienstleistungsvorschuss“ mit: mal 200 Euro, mal 250 Euro, mal 400 oder gar 450 Euro - je nachdem, wieviel zuvor vereinbart worden war. Im Hausflur oder vor dem Haus im BMW warteten schon ihre beiden jetzt angeklagten Beschützer und Komplizen. Die Beute wurde stets gerecht durch Drei geteilt.
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Ein misstrauischer Wuppertaler kommt schneller aus der Dusche als erwartet
Nicht in jedem Fall lief das Abzocken der Freier reibungslos ab. Am 14. Dezember, kurz nach Mitternacht, kam ein misstrauischer Wuppertaler schneller als erwartet aus der Dusche und erwischte „Babygirl“ samt Beute noch rechtzeitig vorm Verlassen seiner Wohnung. Die kriminelle Lady drückte eiligst ihrem Komplizen die Haustür auf, dieser trat die Wohnungstür ein und schlug dann brutal den Liebeskunden zusammen. Der erlitt ein schweres Schädeltrauma, ein linkes blaues Auge, einen Bruch des linken Arms und des Handgelenks. Das seinerzeit schwer verletzte Opfer tritt im derzeitigen Strafprozess als Nebenkläger auf.
Mit Fotos erpresst: Freier überweist aus Angst die verlangte Geldsumme
In einem anderen Fall, am 20. Dezember in Dortmund, war sogar Erpressung im Spiel: Nachdem sich die junge Hagenerin – während der Freier duschte – in üblicher Manier mit dem vorab erhaltenen Liebeslohn (diesmal 300 Euro) aus dem Staub gemacht hatte, meldete sich einer ihrer beiden Komplizen telefonisch und forderte eine weitere Zahlung von 450 Euro per Überweisung, andernfalls würden einschlägige Bilder von ihm im Internet verbreitet mit der Information, dass er sich mit Prostituierten einlassen würde.
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Kriminelles Trio verschickt ein Video: Zu sehen ist eine lange Messerklinge
Der Freier überwies aus Angst die verlangte Geldsumme, doch dann kam schon die nächste Forderung: Diesmal über 1000 Euro. Beigefügt wurde das Foto eines Messers. Nun zahlte der Freier nicht mehr, sondern verständigte die Polizei. Noch während die Ermittlungen liefen, verschickte das kriminelle Trio ein Video, das bewusst vor dem Haus des Geschädigten aufgenommen worden war, um diesen noch mehr einzuschüchtern: Zu sehen ist darauf eine lange silberne Messerklinge. Diesmal wird ein Geldbetrag von 5000 Euro gefordert.
Einer der beiden Angeklagten (24), verteidigt durch Ralph Giebeler, hat gestern vor der 44. Strafkammer seine Tatbeteiligungen eingestanden. Der andere Angeklagte (23), verteidigt durch Andreas Trode (Iserlohn), will am nächsten Verhandlungstermin ebenfalls reinen Tisch machen.
„Babygirl“ als Zeugin erwartet
Dann soll auch „Babygirl“ als Zeugin vernommen werden. Sie hat ihre Sexy-Fotos inzwischen aus dem Internet komplett gelöscht. Unter einem Bild mit zweideutiger Pose hatte sie sarkastisch kommentiert: „Geh’ duschen, bevor Du mit mir redest!“
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