Hagen. Für 16.000 Katholiken in Hagen sind alle Termine bis zum 30. Juni gestrichen. Sogar beim Osterfest bleiben die Kirchen leer.

Im Pastoralen Raum am Hagener Kreuz, zu dem die vier Kirchengemeinden Heilig Geist auf Emst, Heilig Kreuz in Halden, St. Elisabeth und St. Bonifatius in Hohenlimburg mit insgesamt 16.000 Katholiken gehören, sind wegen der Corona-Krise alle Termine bis zum 30. Juni gestrichen worden. „Taufen, Hochzeiten, Feiern – wir haben alles gestrichen“, sagt Pfarrer Dieter Aufenanger, Leiter des Pastoralen Raums und Dechant von Hagen. Am Weißen Sonntag, 19. April, wird es auch keine Erstkommunion geben, und sogar beim bevorstehenden Osterfest, dem wichtigsten Fest im christlichen Jahreskalender, bleiben die Kirchenbänke leer. Für viele Gläubige sei das schwer zu verkraften, sagt Aufenanger: „Für viele Christen ist es gerade Ostern lebensnotwendig, an der Liturgie teilzunehmen. Das gibt Halt und Sicherheit. Und das fehlt jetzt.“

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Dennoch: Die Hagener Kirchengemeinden begegnen der sozialen Isolierung mit Einfallsreichtum und Kreativität. Am Hagener Kreuz wurden 450 Osterwundertüten, gepackt mit Gebetstexten, Basteleien, Weihrauch und Weihwasser, an Altenheime und andere Einrichtungen verteilt. „Die Resonanz auf diese Aktion war so positiv, dass wir auch 1000 Tüten hätten verteilen können“, berichtet Aufenanger.

Doch die Pandemie führt auch zu einigermaßen kuriosen Szenarien. So wird Aufenanger am Gründonnerstag am Altar der Elisabeth-Kirche stehen und die heilige Messe zelebrieren. Er wird aus dem Evangelium lesen, predigen und die Wandlung vollziehen. Er wird das Hochgebet sprechen und das Vaterunser beten. Nur die Kommunion findet nicht statt, denn es ist niemand da, mit dem er das Brot teilen könnte.

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Mehr Fragen als Antworten und liturgische Schwierigkeiten

In Hagens Gotteshäusern bleibt das Licht vorerst aus.
In Hagens Gotteshäusern bleibt das Licht vorerst aus. © Michael Kleinrensing

Einen Gottesdienst vor leeren Kirchenbänken abzuhalten, bereitet dem Pfarrer allerdings mächtiges Kopfzerbrechen, wie Aufenanger unumwunden zugibt: „Ich mache das, weil Jesus uns aufgetragen hat, es zu seinem Gedächtnis zu tun. Aber ich weiß selbst noch nicht, wie ich mich dabei fühlen werde. Es gibt mehr Fragen als Antworten. Das ist liturgisch und theologisch sehr schwierig.“http://Hagen-_100_Proben_am_Corona-Drive-in_an_Tag_eins{esc#228861391}[news]

In der Kirche werde er für viele Gemeindemitglieder an der Osterkerze eine kleinere Kerze anzuzünden, so Aufenanger. Für Außenstehende klinge das vielleicht banal, aber für Katholiken sei das zu Ostern ein bedeutendes Ritual. Und er lasse es sich auch in der Krise nicht nehmen, todkranken Gemeindemitgliedern, unter Einhaltung der einschlägigen Schutzmaßnahmen, die letzte Ölung zu spenden.

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In den Gemeinden des Volmetals und in Breckerfeld sind die Gläubigen eingeladen, selbst zur Kirche zu kommen und ihre Kerzen an der Osterkerze zu entzünden. „Wir werden darauf achten, dass die Menschen nicht alle zugleich das Gotteshaus betreten und sich auch nicht zu nahe kommen“, so Pfarrer Claus Optenhöfel, der während der Karwoche täglich einen Online-Impuls setzt. Auch in seinen Gemeinden sind vorerst alle Termine auf Eis gelegt worden, alle Gottesdienste abgesagt, aber auch Andachten und Tauffeiern. Ein junges Paar wolle zwar vorerst noch an seiner für Juni geplanten Trauung festhalten, doch ob die stattfinden könne, werde erst die weitere Entwicklung zeigen.

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In den Gemeinden des evangelischen Kirchenkreises Hagen ist die Lage ähnlich

In den Gemeinden des evangelischen Kirchenkreises Hagen ist die Lage ähnlich. „Wir haben alles abgesagt, wir sind wirklich sehr vorsichtig“, sagt Superintendentin Verena Schmidt. Es werde vorerst auch keine Taufen und keine Konfirmation geben.

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Während der bevorstehenden Ostertage wollen sich die Protestanten über das Internet näherkommen. Es würden ja nicht nur evangelische Fernsehgottesdienste übertragen, sondern viele der Hagener Gemeinden hätten eigene Youtube-Kanäle eingerichtet, um die österliche Botschaft zu verbreiten. Sie fühle sich durch diese Beiträge durchaus angesprochen („Jemanden zu hören, das verbindet“) und werde am Karfreitag auch selbst einen Gottesdienst auf dem Videoportal halten. Natürlich vermissten viele Christen die gemeinschaftlichen Gottesdienste, andererseits habe sie gerade in der letzten Zeit viele „wertvolle Einzelgespräche“ führen können. Die Kunst in der Krise sei es, einerseits nüchtern und besonnen, zugleich aber warmherzig und froh zu sein, so Schmidt. Und dieser Spagat gelinge der Kirche im Moment ganz gut.

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