Hagen. Videotelefonie ersetzt in Pflegeheimen in Hagen in der Corona-Krise den Besuch von Angehörigen. In St. Hedwig wird dazu Skype genutzt.

Als Irmgard Schmidt und Erika Herbst jung waren, da hat man einfach bei Freunden vorbeigeschaut. Man hat geklingelt und festgestellt, ob jemand zu Hause ist oder nicht. Und nach einem Treffen hat man sich Tage im Voraus verabredet und ein neues Treffen ausgemacht, zu dem man dann wiederum einfach erschienen ist. Es gab kein WhatsApp, es gab keine Handys. Es gab ja nur wenige Telefone und nur ausgewählte Menschen hatten einen solchen Wunderapparat bei sich zu Hause.

Ein Wunderapparat ist auch dieses Ding, vor dem sich die beiden Damen im wirklich allerbesten Alter versammelt haben – Irmgard Schmidt, 92 Jahre, und Erika Herbst, 91 Jahre. Sie sitzen im Wohn- und Pflegezentrum St. Hedwig vor einer großen Leinwand. Ein Beamer, der mit einem Laptop gekoppelt ist, wirft ein Bild auf eine Leinwand. Und darauf erscheint plötzlich wie aus dem Nichts der Autor dieser Zeilen. Sie können sich mit diesem fremden Menschen, der Kilometer entfernt ebenfalls vor einem Laptop mit Kamera sitzt, unterhalten. Videotelefonie heißt das. Oder – wenn man es auf einen von vielen Onlinediensten bezieht – skypen.

Kontakt zu Angehörigen auf eine andere Art

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Den Messangerdienst Skype gibt es bereits seit 2002. Seit 2011 gehört er zum Internet- und Software-Riesen Microsoft. Möglich sind mit Skype unter anderem Videokonferenzen und Video-Telefonate.

Daneben gibt es weitere Dienste wie WhatsApp, den Facebook Messenger, Zoom, Wire, Facetime oder Google Duo. Ausführliche Informationen bietet das Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik: www.bsi-fuer-buerger.de

Wir skypen also. Weil diese Art der Videotelefonie momentan für die Bewohner des Wohn- und Pflegezentrums die einzige Möglichkeit ist, Kontakt zu ihren Angehörigen zu halten und sie dabei auch zu sehen. Denn Besuch bekommen dürfen die Damen und Herren in Zeiten der Corona-Krise nicht.

Also nutzen sie diese für sie so futuristisch anmutende Art der Kommunikation: Sie skypen, weil sie so ihre Urenkel, Enkel und Kinder nicht nur hören, sondern auch sehen können.

Bilder werden auf eine große Leinwand projiziert

„Vor etwas mehr als einer Woche haben wir diese Möglichkeit ins Leben gerufen“, sagt Pflegedienstleiterin Manuela Spiegel, „ich war selbst im Homeoffice. Und von da aus habe ich’s getestet. Und weil ja viele unserer Bewohner nicht mehr so gut sehen können, haben wir Skype auf eine Leinwand in unserem Multifunktionsraum projiziert.“

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    Da nun haben sie sich versammelt – Manuela Spiegel und Anja Fieseler, die das Skype-Projekt betreuen, und die beiden Damen. Nicht nur zu einem gewöhnlichen Gespräch, sondern zu einem Skype-Interview, welches auch für den Reporter in Breckerfeld das erste dieser Art ist.

    Ein Ständchen unter dem Fenster

    Erste Botschaft: „Uns geht es hier gut“, sagt Erna Herbst, „es gibt keine großen Probleme. Wir haben jeden Tag genug zu essen, und dazu erleben wir viele schöne Momente.“

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    Dazu kommt, dass Erna Herbst dieser Tage viel telefoniert. „Das ist mir wichtig, um Kontakt zur Familie zu halten“, sagt sie und erzählt, wie die Kinder dieser Tage vor ihrem Zimmer auf dem Hof gestanden sind, um ihr ein Ständchen zu bringen. „Ich habe aus dem Fenster geguckt, und auf einmal waren sie alle da, mit Hund. Sie haben gesungen, und wir haben am Telefon gesprochen und uns gesehen.“ Skype mal ganz analog.

    Ersatz für täglichen Besuch

    Irmgard Schmidt bekommt eigentlich täglich Besuch von ihrer Tochter. „Aber das geht ja nun nicht mehr“, sagt die 92-Jährige und erzählt von ihrem Alltag im Pflegeheim St. Hedwig, der sich durch die Ausbreitung des Coronavirus verändert hat. „Angebote über die Wohnbereiche hinweg gibt es leider nicht mehr.“

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    Skypen – das macht sie an diesem Tag zum ersten Mal. Und dann auch noch mit einem Reporter von der Zeitung. Aber vielleicht schon bald mit einem Angehörigen. Und darauf wiederum freut sie sich – und zwar richtig.

    „Wir haben einen richtigen Terminplaner angelegt“, sagt Manuela Spiegel, „die Angehörigen können sich bei uns melden und können sich zu einer bestimmten Zeit eintragen lassen.“ Zu der wird dann geskypt – im Altenheim.