Hohenlimburg. Kurzarbeit für einen Großteil der 800 Mitarbeiter in Hohenlimburg. Ein Weltmarktführer fährt seine Produktion herunter. Die Hintergründe.
Das von der Tonnage her zweitgrößte Kaltwalzunternehmen der Welt, die in Hohenlimburg ansässige Bilstein Group, hat seine Produktion in den Werken I (im Weinhof) und II (Oeger Straße) an der Lenne angesichts der Corona-Krise heruntergefahren. Aus der Unternehmenszentrale heißt es, dass ein Großteil der 800 in Hohenlimburg beschäftigten Mitarbeiter davon betroffen sei. Kurzarbeit sei das Mittel, um den Schaden für das Unternehmen und die Mitarbeiter zu begrenzen. Das zu Bilstein gehörende Unternehmen Hugo Vogelsang sei nicht betroffen. Der Versand bleibt weiter besetzt.
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1500 Mitarbeiter weltweit, 600.000 Tonnen Jahrestonnage, 650 Millionen Euro Umsatz, 1200 Kunden, sieben Standorte. Einer der wichtigsten davon: Hohenlimburg. Bereits im vergangenen Herbst hatte unsere Zeitung darüber berichtet, dass Bilstein Kurzarbeit angemeldet hatte. „Erst einmal bis Ende des Jahres“, sprach Unternehmenssprecher Christian Pürschel damals offen über das in schwierigeren Zeiten bewährte Arbeitsmarktinstrument.
Keine Delle, sondern Rezession trifft die Unternehmen der Automotive-Branche
Im industriellen Sektor ging es nicht mehr nur um eine Konjunkturdelle, sondern um eine technische Rezession. Zwei Quartale in Folge kein Wachstum. Im Gegenteil. Einige Aufträge wurden von den Kunden nicht abgerufen.
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Dennoch: Bilstein investierte und steckte einen zweistelligen Millionenbetrag in ein Reversier-Walzgerüst in Hohenlimburg, das Material in Breiten bis zu 1350 Millimeter liefern kann. Zwei Jahre zuvor hatte Bilstein in Bowling Green in Kentucky (USA) 130 Millionen US-Dollar in ein komplett neues Werk investiert, in dem ebenfalls Material auf bis zu 1350 Millimeter gewalzt werden kann. „Auf dem wichtigen Nord- und Mittelamerikamarkt ist die Nachfrage nach Vormaterial hoch. Zusätzlich können wir Bedarfe nach breiterem Material nun auch aus Hagen bedienen“, erklärte Pürschel im vergangenen Herbst.
Pürschel: „Wir müssen das Beschäftigungsniveau den Versandmengen anpassen“
Im Januar zeichnete sich ab, dass man die „Kurzarbeitsfähigkeit“ erhalten werde. Pürschel zu Beginn des Jahres: „Wir müssen das Beschäftigungsniveau an die Versandmengen anpassen. Die Produktion für die Automobilindustrie ist auf einem historischen Tiefstand und damit schwächelt auch die Kaltband-Industrie. Dazu der Handelsstreit zwischen China und den USA.“ Man hoffe, bald wieder auf Normalniveau zu sein. Doch das Gegenteil ist der Fall. „Im März haben dann nahezu alle Automobilwerke in Europa und in der Folge die Zulieferindustrie ihre Werke vorübergehend geschlossen“, so Pürschel.
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Nun sei es wichtig, das Unternehmen und die Arbeitsplätze wirtschaftlich abzusichern. Pürschel: „Uns ist klar, dass die Einschnitte der Kurzarbeit für jeden Einzelnen sehr hart sind. Allerdings sehen wir dazu keine sinnvollen Alternativen.“
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Man sei überzeugt, mit der Investition in das neue Reversierwalzgerüst im Stammhaus die Weichen für die Zukunft richtig gestellt zu haben. „Wenn der Markt wieder anspringt, sind wir zusammen mit unseren qualifizierten Mitarbeitern bestens aufgestellt“, so Pürschel.
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