Hagen. Der Hagener „Patient null“ hat die Isolation verlassen und findet auf einmal eine Stadt wieder, die nicht mehr die gleiche ist.

Patient null ist zurück aus der Quarantäne. Die erste Person aus Hagen, die sich mit dem Corona-Virus infizierte, hat die häusliche Isolation mittlerweile verlassen. Im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt der Mann, wie die Welt sich draußen vor der Tür in nur 14 Tagen für ihn verändert hat und wie er nun mit den besonderen Beschränkungen im Alltag umgeht.

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Am 8. März sah die Welt ein bisschen anders aus. Das Corona-Virus war aus Italien in Richtung Deutschland zwar auf dem Vormarsch, doch die ganz große Verunsicherung war hierzulande noch nicht zu spüren. Während sich in der Folgezeit täglich die Meldungen aus Hagen über Sperrungen, Schließungen und neue Infizierte überschlugen, wurde anlässlich des ersten Corona-Falls in Hagen sogar noch eine Presse-Konferenz mit Oberbürgermeister einberufen.

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Diagnose war dem hagener Patienten am Anfang „Total peinlich“

„Mir war das am Anfang total peinlich“, berichtet der einst erste Infizierte in Hagen unserer Zeitung. „Ich habe mich gefragt: Gehe ich nun offen damit um oder nicht? Auf der Kontaktliste, die ich erstellt hatte, standen viele prominente Menschen aus meiner Branche und ich hatte ein sehr mulmiges Gefühl.“

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Hinterher stellte sich heraus: Keiner auf dieser Liste hatte sich bei ihm infiziert. Und ein Segen war es zudem, dass er, kurz bevor er ein Tagungshotel in Österreich betreten sollte, die Nachricht von seinem positiven Test erhielt, die Tagung sofort abblies und nach Hause fuhr. Das Virus selbst hatte er sich zuvor in Italien eingefangen. Beim Skifahren in Südtirol.

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Bis zum letzten Tag so gut wie keine Symptome verspürt

„Ich habe bis zum letzten Tag so gut wie keine Symptome verspürt“, sagt er. Zu einem Test war er gegangen, weil das Robert-Koch-Institut kurz nach seiner Urlaubsrückkehr Südtirol zum Risiko-Gebiet erklärt hatte, „Da wollte ich mich so korrekt wie möglich verhalten. Ja, und dann hatte ich das Virus.“ Sehr hilfreich sei es gewesen, dass er unter der Woche im Rheinland arbeite und dort ein kleines Appartement habe, dass als Quarantäne-Station diente.

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Der Rest seiner vierköpfigen Familie war negativ getestet worden, musste sich zunächst aber auch in häuslicher Isolation in Hagen aufhalten. „Ich bin beeindruckt davon, wie das Hagener Gesundheitsamt mich über die zwei Wochen begleitet hat. Die Betreuung durch die Stadt war absolut positiv“, sagt er.

Geisterhaftes Gefühl, nach der Quarantäne wieder in einen Supermarkt zu gehen

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In der Quarantäne hatte er zunächst kein Internet. „Als das aber kam, konnte ich mich voll und ganz auf meine Arbeit konzentrieren.“ Er arbeitet im weitesten Sinne für die Belange des Handwerks, das aktuell ebenfalls unter den Corona-Folgen leidet.

„Geisterhaft aber war es, aus der Quarantäne heraus wieder in einen Supermarkt zu gehen“, findet er. „Plötzlich gab es Markierungen, Abstandshalter und Spuckschutz. Mittlerweile ja auch ein Kontaktverbot. Das ist alles so rasend schnell gegangen in diesen zwei Wochen.“

Gegen die aktuell grassierende Art des Virus gelte er nun als immun, solange das Virus nicht mutieren werde. „Ich bin jetzt Teil der Statistik „grün“, gelte also als geheilt. Ich halte mich dennoch an alle Hygieneregelungen und nehme die Hinweise von Regierung und Land genau so ernst wie jemand, der noch nicht erkrankt war oder ist.“ Der Patient Null wurde zuletzt zweimal getestet. Beide Tests waren negativ.

Coronavirus: Richtiges Verhalten bei Infektionsverdacht

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