Hagen. Auf der Hagener Kurzarbeitsliste sind große und weltweit tätige Unternehmen. Die Rezession trifft die heimische Wirtschaft mit Wucht.
Die deutsche Industrie rutscht immer tiefer in die Rezession und die heimische Wirtschaft spürt die Folgen. 42 Hagener Unternehmen haben Kurzarbeit angemeldet. Darunter große Unternehmen wie C.D. Wälzholz (Kaltwalzer), Wippermann (Industrieketten), Schöneweiss (Schmiede), Kabel Pulp and Paper (Papierwerk) oder Bilstein (Kaltband). Insgesamt sind 2363 Arbeitnehmer in Hagen betroffen. Die fetten Jahre sind vor allem für jene Unternehmen vorerst vorbei, die an der Automobilindustrie hängen.
„Die Kurzarbeit ist ein wirksames Instrument, aber auch ein deutlicher Konjunktur-Indikator“, sagt Ulrich Brauer, Sprecher der Agentur für Arbeit in Hagen. In den großen Krisenjahren 2008 und 2009 sei die Zahl der Firmen mit Kurzarbeit in Hagen vier- bis fünfmal so hoch gewesen. Dennoch zeige der Blick in die aktuelle Statistik, dass besonders der metallverarbeitende Bereich in Hagen gerade schwer zu kämpfen hat.
Kurzarbeitergeld wird nach Versicherungsprinzip ein- und ausgezahlt
Kurzarbeit ist die Reduzierung der Arbeitszeit wegen eines Ausfalls von Aufträgen oder der Auslastung des Unternehmens bedingt durch eine geringere Nachfrage. Die betroffenen Kollegen arbeiten weniger oder gar nicht. Um den Verdienstausfall teilweise auszugleichen, springt die Bundesagentur für Arbeit mit dem Kurzarbeitergeld ein, das nach einem Versicherungsprinzip ausgezahlt wird. Alle Unternehmen zahlen in einen Topf ein und können im Krisenfall davon profitieren.
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Dass oft nicht die ganz großen Krisen, sondern vorübergehende Konjunkturdellen die Option der Kurzarbeit für Unternehmen sinnvoll werden lassen, zeigen die Beispiele Bilstein und Schöneweiss. Bilstein, wo am Standort Hohenlimburg rund 800 Mitarbeiter beschäftigt sind, hat gerade erst einen zweistelligen Millionen-Betrag in ein Reversier-Walzgerüst investiert, das Material in Breiten bis zu 1350 Millimeter fertigen kann. Dennoch ist bis auf Weiteres Kurzarbeit angemeldet. „Wir sind von der Auslastung her nicht auf Normal-Niveau“, sagt Sprecher Christian Pürschel. „Wir müssen das Beschäftigungsniveau an die Versandmengen anpassen. Die Produktion für die Automobilindustrie ist auf einem historischen Tiefstand und damit schwächelt auch die Kaltband-Industrie. Dazu der Handelsstreit zwischen China und den USA. Wir behalten die Kurzarbeitsfähigkeit bei, um reagieren zu können, hoffen aber, bald wieder auf Normalniveau zu sein.“
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Hoffnung auf steigende Auslastungszahlen
Gleiches gilt für Schöneweiss in Ambrock, wo 286 Menschen beschäftigt sind und unter anderem Achsen oder Querlenker hergestellt werden. Zuletzt gab es deutlich reduzierte Arbeitswochen. Für das ganze Jahr werden hier Auslastungsprobleme angenommen. Bei Wälzholz, einem Top-Unternehmen weltweit in seiner Branche, findet Kurzarbeit nur in ausgewählten Bereichen der Verwaltung statt. Am Standort Hagen sind 1300 Menschen beschäftigt. „Die wirtschaftliche Abschwächung der vergangenen Monate, insbesondere im Automobilbereich, hat auch die Kaltwalzbranche erreicht. Wälzholz ist, mit einem hohen Exportanteil, von der globalen Nachfragedelle nun auch betroffen. Wir hoffen aber, und es gibt auch einige positive Anzeichen dafür, dass wir im Laufe der nächsten Monate wieder eine bessere Auftragslage erreichen können und dann in allen Bereichen wieder eine normale Beschäftigung haben werden.“
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Auch Wippermann und Kabel „Pulp and Paper“ auf der Kurzarbeitsliste
Auf der Kurzarbeitsliste der Agentur für Arbeit stehen auch die Unternehmen Wippermann und Kabel Pulp and Paper. „Wir sind maschinenbau- und automotiveabhängig“, sagt Wippermann-Geschäftsführer Stephan Gerber, „das verarbeitende Gewerbe hat ein Konjunkturproblem. Wir haben zum Ende des vergangenen Jahres Kurzarbeit angemeldet, hoffen aber, darauf bald wieder verzichten zu können.“
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Im Papierwerk Pulp and Paper in Kabel gab es zum Jahresbeginn Auftragsschwächen. „Das ist nicht besorgniserregend und kommt im Papiergeschäft immer wieder mal vor, weil es sehr schnelllebig ist.“ Am Jahresbeginn waren rund 150 bis 200 Leute vier bis fünf Tage davon betroffen. Am Standort arbeiten insgesamt 600 Menschen.
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