Hagen. 15 ehemalige Mitglieder des Reitervereins Hagen sind in Prozesse vor dem Amtsgericht verstrickt. Es geht um Boxenmieten und andere Forderungen.

Der jahrelange, absonderliche Streit zwischen dem Reiterverein Hagen und der Stadt ist längst nicht ausgestanden: Nachdem das Landgericht die letzten dort noch verbliebenen Pferdehalter Mitte Januar zur Räumung des städtischen Geländes am Ischeland verurteilt hatte (wir berichteten), wollte der Verein sofort Berufung dagegen vor dem Oberlandesgericht in Hamm einlegen – was aber offensichtlich nur eine bloße Behauptung war.

In den Niederungen des hiesigen Amtsgerichts hingegen trägt der Vorstand aktuell juristische Scharmützel mit ehemaligen Vereinsmitgliedern aus, die in 15 Zahlungsprozesse verstrickt wurden.

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Es sind vor allem Frauen, die sich mit den happigen Geldforderungen konfrontiert sehen. Doch das Geld, könnte man meinen, wenn man sich mit diesen durchaus selbstbewussten Damen trifft, spielt gar nicht mal die Hauptsache. Geradezu verschämt betrachten sie heute die Rolle, die sie selbst jahrelang auf dem Vereinsgelände gespielt haben, wie sich sich von dem seit zehn Jahren amtierenden Vorsitzenden haben herumkommandieren und vorführen lassen. „Er hat sich ja nur wie ein Diktator aufführen können, weil wir uns das haben gefallen lassen“, sagt die Rechtsanwältin Andrea­ Schmermbeck: „Im Nachhinein ist es geradezu peinlich.“

Abenteuerliche Verfolgungsjagd

Die Wege des Vereins und der Juristin aus Hagen trennten sich auf abenteuerliche Weise. Nachdem sie festgestellt hatte, dass ihr in einer Vereinsbox untergebrachtes Pferd vernachlässigt worden war, habe sie gekündigt: „Am nächsten Tag waren mein Sattel und mein Zaumzeug, vor allem aber mein Pferd verschwunden.“ Für 5000 Euro könne sie es wieder auslösen, habe ihr der Vorsitzende mitgeteilt, sagt die Anwältin: „Daraufhin habe ich die Polizei eingeschaltet.“

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Schließlich entdeckte sie das Tier in einem Verschlag und führte es unter Hilfe von Freunden in einen draußen wartenden Anhänger. Der Vorsitzende habe die Verfolgung aufgenommen, die wilde Jagd endete auf einem Autobahnrastplatz, wo Polizeibeamte das Knäuel aus widersprüchlichen Behauptungen schließlich lösten: „Erst nach Rücksprache mit dem Gericht durfte ich mit meinem Pferd weiterfahren“, sagt Andrea Schmermbeck.

Ausstehende Gelder

Nun hat der Vorstand sie ebenso auf Begleichung ausstehender Gelder verklagt wie Bianca Emmerich, die 5000 Euro Ausfallgeld berappen soll, weil sie die Box ihres Pferdes nicht gemistet und das Tier nicht für den Reitunterricht zur Verfügung gestellt habe: „Dabei hatte man mir ausdrücklich gesagt, Misten und Füttern würde der Verein übernehmen, wenn das Pferd im Gegenzug am Unterricht teilnehmen dürfte. Was ich auch gestattet habe.“ Hintergrund des Streits, vermutet Bianca Emmerich, war ihre Weigerung, ein Pferd des Vorsitzenden zu kaufen: „Das war dann auch der Untergang meiner Tochter. Sie wurde nur noch angebrüllt, ich selbst bin bedroht worden.“

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Nicole Mehringer überwarf sich aus einem anderen Grund mit dem Vorsitzenden. Sie hatte das Herz, sich nach den Vereinsfinanzen zu erkundigen und wollte einen Blick in die Bücher werfen: „Daraufhin ist er explodiert, ich habe die Kündigung erhalten.“ Leonie Flagge hat ebenfalls ungute Erinnerungen an den Reiterverein: „Es geht dort nur ums Geld, immer nur ums Geld.

Auch bei der bevorstehenden Räumung des Vereinsgeländes, die die Stadt Hagen gerichtlich erwirkt hat, spielt das Geld eine große Rolle, dem Verein steht wahrscheinlich eine Entschädigung für die dort errichteten Bauten zu. Wie man hört, geht es um Millionen.

Der Reiterverein bestätigte das gerichtliche Vorgehen wegen offener Rechnungen gegen ehemalige Mitglieder. „Es handelt sich um Mitgliedsbeiträge, Kosten für den Unterricht und Boxenmieten“, so Annika Brucke­ vom Vorstand.

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Natürlich hätten die Mitglieder ihre eigenen Pferde versorgen dürfen, dafür habe jeder einen eigenen Schlüssel zur Anlage besessen. Es sei auch falsch, dass einer Frau die Mitgliedschaft gekündigt wurde.

Die Polizei sei zur Hilfe gerufen worden, als ein Pferd mit fremdem Auto und fremdem Hänger von der Anlage verschwunden sei. „Für das Pferd hat die Rechtsanwältin Andrea­ Schmermbeck über ein Jahr lang keine Boxenmiete gezahlt, weshalb dieses nun leider im Gerichtsverfahren eingeklagt werden muss.“

Im übrigen besitze der Verein einen notariell beglaubigten Pachtvertrag mit der Stadt bis 2038. Der Unterricht finde normal statt.