Hagen. . Der Tierschutzverein hat im Streit zwischen Stadt und Reiterverein Partei für das Veterinäramt ergriffen. Bürgermeister schlägt Moderator vor.

  • Die Fronten im Streit zwischen Stadt und Reiterverein bleiben verhärtet
  • Tierschutzverein ergreift Partei für das städtische Veterinäramt
  • Bürgermeister Wisotzki schlägt Einschaltung eines Moderators vor

In der Auseinandersetzung zwischen dem städtischen Veterinäramt und dem Reiterverein Hagen hat sich der Tierschutzverein auf die Seite der Stadtverwaltung gestellt. Die Zustände beim Reiterverein seien seit vielen Jahren bekannt, die Vielzahl der Auflagen und Bußgelder spreche Bände, so Birgit Ganskow, Vorsitzende des Tierschutzvereins Hagen: „Würde es nicht immer wieder zu Anzeigen gegen den Reiterverein kommen, hätte das Veterinäramt sicherlich Besseres zu tun, als willkürliche Kontrollen durchzuführen.“

Die Behauptung, man treibe den Verein durch Auflagen und teure Tierarztbehandlungen in den Ruin, sei die Höhe, so Frau Ganskow: „Warum müssen Auflagen erfüllt werden? Sicher nicht aus Schikane, sondern weil es Mängel bei der Tierhaltung gibt! Teure Behandlungen? Ja, dann sind sie wohl auch nötig. Und es sollte jedem, der Reitbetrieb hat, eigentlich klar sein, dass man kranke Tiere behandeln lässt.“

Fragen aufgeworfen

Die Tatsache, dass den Mitarbeitern des Veterinäramts zuerst der Zugang zum Gelände und dann auch zu einzelnen Räumlichkeiten versperrt worden, werfe die Frage auf, warum das von den Betreibern gemacht wurde: „Was wollte man verbergen?“

Die gefundenen Unzulänglichkeiten (Schimmel, zu wenig Streu, zwei kranke Pferde) machten deutlich, wie wichtig es sei, dass aufmerksame Bürger mögliche Verstöße gegen das Tierschutzgesetz melden und das Veterinäramt diesen Hinweisen entsprechend nachgingen.

Amtshilfe durch Polizei

Zwei Jahre lang hatte zwischen Stadtverwaltung und Reiterverein relative Ruhe geherrscht, dann war der Streit infolge einer Überprüfung des Vereinsgeländes durch das Veterinäramt am 15. Mai wieder voll entbrannt. Dabei mussten die Kontrolleure gar die Polizei um Amtshilfe bitten und einen Schlüsseldienst herbeirufen, da ihnen der Vorstand den Zugang zur Anlage verwehrte. Anschließend verhängte die Stadtverwaltung unter anderem Bußgeldbescheide gegen den Vereinschef und eine Reitlehrerin wegen Auskunfts- und Mitwirkungsverweigerung. Zur Begründung hieß es, beides stelle einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dar.

550 Unterschriften

Auf der anderen Seite warf eine Elterninitiative des Reitervereins dem Hagener Amtsveterinär Dr. Edwin Esser vor, den Reiterverein mit unzähligen Auflagen, Ordnungsverfügungen, Zwangs- und Bußgeldern zu überschütten. Diese repressiven, ungerechtfertigten Maßnahmen drohten den Verein in den Ruin zu treiben, heißt es in einem Appell zum Erhalt des Vereins, den 550 Bürger unterschrieben haben.

Bürgermeister vermittelt

Auch die im Rat der Stadt vertretenen Fraktionen haben die Eltern eingeschaltet, mittlerweile versucht Bürgermeister Horst Wisotzki zwischen den verhärteten Fronten zu vermitteln. Er schlägt vor, einen neutralen Moderator zu engagieren, der die Gespräche zwischen Reiterverein und Veterinäramt begleitet. Einem Termin bei Rechtsdezernent Thomas Huyeng, bei dem beide Seiten noch einmal ihre Standpunkte darlegen können, wo es aber auch um die Bußgeldbescheide gehen soll, blickt Wisotzki skeptisch entgegen: „Ich glaube nicht, dass dabei etwas herumkommt.“

Verein weist Vorwürfe zurück

Seitens des Reitervereins wies Annika Brucke die vom Veterinäramt erhobenen Vorwürfe erneut zurück. Es habe in den vergangenen Jahren nicht eine einzige Verurteilung wegen Tierquälerei gegen den Reiterverein gegeben, betonte sie: „Wir haben uns nichts zu Schulden kommen lassen.“ Dennoch habe es sieben Mal innerhalb eines halben Jahres Kontrollen durch die städtischen Veterinäre gegeben. Diese Schikanen hingen auch nicht mit der Person des aktuellen Vorsitzenden Henrik Hemesoth zusammen, sondern hätten schon unter dem vorherigen Vorstand begonnen. Seit 2011 kommuniziere der Verein daher ausschließlich schriftlich und über einen Rechtsanwalt mit dem Veterinäramt.

>>Hintergrund: Förderung der Jugend

  • Das Gelände des Reitervereins auf dem Höing befindet sich im Besitz der Stadt Hagen. Es wird vom Verein im Rahmen eines Erbpachtvertrages genutzt.
  • Eine seiner Aufgaben sieht der Reiterverein in der Förderung der Jugend. Auch Spät- und Wiedereinsteiger sowie fortgeschrittene Reiter sind willkommen.