Haspe. Durch eine spontane Förderung wird eine Finanzierungskette in Gang gesetzt, mit der Hagens bedeutendstes Denkmal gerettet werden kann.

Noch nie in den vergangenen Jahrzehnten fühlte es sich so möglich an, dass eines der bedeutendsten Denkmäler auf Hagener Boden instandgesetzt und womöglich auch behutsam saniert wird: das „Haus Harkorten“, eine spätbarocke Gutsanlage und Wohnsitz der einst mächtigen Industriellen-Familie Harkort am Quambusch. Eine spontane Zusage von 80.000 Euro zur Instandhaltung des Gebäudes durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz löst nun endlich einen Finanzierungsknoten.

Schon seit über zehn Jahren wohnt niemand mehr in dem verfallenden Kleinod, das Familie Harkort einst als Wohnsitz, Geschäft- und Empfangshaus betrieb. Der „Vater des Ruhrgebiets“, Industrie-Pionier Friedrich Harkort, lebte und plante hier. Der vorletzte Eigentümer war ein entfernter Nachfahre der Erbauerfamilie. Ein Investor hatte dann das Ensemble erworben und mittlerweile alle umstehenden Gebäude mit neuen Nutzungen in die Neuzeit gehievt. Jetzt gehört es dem „Verein zur Förderung des Erhalts und der Entwicklung von Haus Harkorten“, der für seine Zukunft kämpft.

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Stadt nutzt Steuer-Überschuss aus dem Jahr 2018

Jetzt, nach vielen Jahren des Stillstands und der Förder-Tristesse, gibt es endlich Hoffnung für das Gebäude. Zur eingangs erwähnten Spontan-Förderung steuert die Stadt selbst noch 84.500 Euro Zuschuss hinzu – gedeckt durch Überschüsse aus Gewerbesteuereinnahmen 2018. Damit konnten die bereits im Frühjahr dieses Jahres zugesagten Denkmalmittel des Landes NRW in Höhe von 66.000 Euro abgerufen werden, ohne, dass der „Verein zur Förderung des Erhalts und der Entwicklung von Haus Harkorten“ an seine Reserven gehen musste.

Haus Harkorten wurde in den Jahren 1756 und 1757 erbaut.  
Haus Harkorten wurde in den Jahren 1756 und 1757 erbaut.   © Mike Fiebig

Mit den zugesagten Zuschüssen werden erste Sicherungen am Gebäude und die grundlegend notwendigen Voruntersuchungen der Gebäudesubstanz durchgeführt. Dazu gehören der Einbau einer provisorischen Heizung sowie die Erstellung einer Bestandserfassung des Gebäudes im Detail und die Untersuchung der Wasserwirtschaft auf dem Gelände. Durch gezieltes Einsetzen von Schleusen und Stauungen des Bremker Baches gelang es den Harkorts schon 1756, das Gebäude mit fließendem Wasser zu versorgen.

Und die Perspektive des Gebäudes wird noch besser. Denn die nächsten Förderanträge sind in Vorbereitung. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz und auch die NRW-Stiftung haben laut Verwaltung bereits Förderungen in Aussicht gestellt, so dass der Arbeitskreis – bestehend aus Kulturdezernentin Margarita Kaufmann, Denkmalpflegerin Ina Hanemann, Heimatpfleger Michael Eckhoff, Restaurator Gereon Lindlar, Gebietsreferentin Danae Votteler von der LWL-Denkmalpflege, Historiker Dr. Ralf Blank, Bezirksbürgermeister Dietmar Thieser sowie den Architekten Frauke und Thomas Kaldewey aus Lüdenscheid – erwartet, dass im Jahr 2020 die Eigenmittel aufgebracht werden können, um endlich die Bundesmittel abzurufen. Diese stehen nämlich bereits seit 2016 in Höhe von 240.000 Euro zur Verfügung, können aber erst abgerufen werden, wenn der Verein die gleiche Summe zusammen trägt.

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Mit dem dann vorhandenen Finanzvolumen von über 500.000 Euro könnte die sehr beschädigte Außenhülle mit Schieferdach und -fassade instandgesetzt werden. Und 2021 müssten die Fenster und Türen des Herrenhauses restauriert werden. „Anschließend brauchen wir eine Nutzung, die das Haus so annimmt wie es ist. Hier kann man nur sehr behutsam bei der Innensanierung vorgehen“, sagt Hagens Denkmalhüterin und Gebäude-Kennerin Ina Hanemann

Blick in das einstige Badezimmer der Familie Harkort.
Blick in das einstige Badezimmer der Familie Harkort. © Mike Fiebig

Die große Bedeutung des Gebäudes im Wortlaut des Fördervereins

Das Haus Harkorten ist nicht nur architektonisch, sondern auch industriehistorisch eines der bedeutendsten Gebäude Westfalens und in den Augen vieler Fachleute auch deutschlandweit. Zur historischen Einordnung bedienen wir uns im originalen Wortlaut im Folgenden einer Erklärung des Verein zur Förderung des Erhalts und der Entwicklung von Haus Harkorten.

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„In den Jahren 1756 und 1757 ließen Johann Caspar Harkort III. und seine Ehefrau Louisa Catharina Märcker auf dem Gut der Familie Harkort das Herrenhaus „Haus Harkorten“ durch einen bislang unbekannten Architekten im Rokokostil errichten.„Harkorten“ ist unter anderem die Geburtsstätte von Johann Caspar, Gustav und Friedrich Harkort, dem bedeutenden Politiker, Industriellen und „Vater des Ruhrgebiets“. Nur wenige hundert Meter entfernt – unweit der Ennepe – befindet sich die teilweise erhaltene Harkort’sche Fabrik, die als eine der ersten deutschen Fabriken für Eisenbahnbedarfsartikel gilt und die Keimzelle einer im 19. Jahrhundert hochbedeutenden Brückenbauanstalt war.

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Direkt daneben führte noch bis in die 1960er Jahre hinein die Harkort’sche Kohlenbahn vorbei.“„

Haus Harkorten gilt als ein wertvolles Kulturdenkmal und ist immer noch Teil der alten Gutsanlage, die heute ebenfalls denkmalgeschützt ist. Dem Verein ist es ein Anliegen und eine Verpflichtung dieses besondere Bauwerk mit seiner herausragenden historischen Bedeutung zu retten.

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