Berchum. Urnenstelen auf dem Friedhof in Berchum – das fordert die SPD. Doch die Stadt winkt ab. Denn es gibt weniger Beerdigungen. Droht ein Rückbau?
Die Zahl der Anträge stapelt sich. Seit fast fünf Jahren will die SPD Hohenlimburg eine Wand mit Urnenstelen auf dem Friedhofsgelände in Berchum aufstellen lassen. „Ich werde regelmäßig auf das Thema angesprochen“, sagt Stefan Krippner, Fraktionssprecher und Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Berchum. Nun soll es einen neuen Anlauf geben. „Wir bleiben bei dem Thema hartnäckig.“ Ähnliche Anlagen haben sich etwa in auf dem Niederfeld-Friedhof längst etabliert. Seit Anfang der 2000er-Jahre bietet die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Elsey hier Familienangehörige bereits die Möglichkeit, Urnen in Stelen-Anlagen zu bestatten. Die Nachfrage stieg zuletzt kontinuierlich. Auch ein Konzept für Berchum?
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Verwalter: Zahlen geben Aufstellen nicht her
Zuständiger Verwalter des kommunalen Friedhofs in Berchum ist der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH). Beim letzten Anlauf der SPD im Januar 2018 hieß es seitens des städtischen WBH, dass die Aufstellung einer Stelenanlage in Berchum „äußerst unwirtschaftlich“ wäre. Denn der Aufbau solcher Anlagen sei mit erheblichen Investitionskosten verbunden. Ein rechtlicher Anspruch auf das Aufstellen bestehe nicht und sei aus betriebswirtschaftlicher Sicht nur auf Friedhöfen mit entsprechender Nachfrage sinnvoll. Diese Nachfrage ist auf dem Berchumer Friedhof schon länger nicht gegeben, so die WBH. „Die Beerdigungszahlen sind dort rückläufig“, sagt Gabriele Zmarowski, Pressesprecherin des Wirtschaftsbetriebs Hagen und lässt Zahlen folgen.
Während im Jahr 2011 noch insgesamt 23 Verstorbene in Berchum-Tiefendorf bestattet wurden (davon elf Urnenbestattungen), waren es 2015 gerade sieben Bestattungen im ganzen Jahr, davon zwei Urnenbestattungen. In diesem Jahr zählen die Wirtschaftsbetriebe in Berchum bisher 13 Bestattungen.
Zum Vergleich: Allein im Ruheforst auf der Philippshöhe in Hagen gab es in diesem Jahr mehr als 300 Bestattungen. Die Bereitschaft, große Investitionen in das Gelände in Berchum zu tätigen, ist daher seitens der WBH gering. „Es ist leider ein Rechenexempel“, so Gabriele Zmarowski.
Kaum Entwicklung des Geländes
Daneben fehlt es auch an der nötigen Bereitschaft, feste Wege zu den älteren Gräbern zu schaffen, die einsam auf der großen Rasenflächen liegen – losgelöst vom festen Hauptweg des Friedhofs. Sollten dort bestehende Liegezeiten ablaufen und die Zahl der Beerdigungen weiter niedrig bleiben, sei auf diesen Flächen auf Dauer auch ein Rückbau möglich.
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Früher Grabstätten mit bis zu 18 Plätzen
Dass der Friedhof auf lange Zeit verkleinert wird, davon geht auch Wilfried Mann aus. „Die vorgehaltene Fläche ist viel zu groß“, sagt der Berchumer, der das Gelände mit seinem Gartenbaubetrieb mehr als 30 Jahre gepflegt hat.
In seiner Anfangszeit habe es dort noch bis zu 30 Beerdigungen pro Jahr gegeben. Mit der Zeit konnte er dann beobachten, wie sich die Beerdigungskultur verändert. „Damals gab es noch einzelne Grabstellen mit bis zu 18 Plätzen“, erinnert er sich an die großen Familiengruften. „Wenn man die Kosten nach heutigen Maßstäben hochrechnet, wird einem schwindelig.“ Mit der Zeit seien pflegeleichte Einzel- und Doppelgräber immer beliebter geworden. „Die Fläche pro Grab wird zudem kleiner, auch seit es mehr Urnenbestattungen gibt.“
Heute steht Berchum einmal mehr im Wettbewerb mit den vielen Friedhöfen im Umfeld. „Man muss Reklame machen. Das gilt für den Friedhof in Berchum, wie für andere Ruhestätten auch.“ Gründe, die Fläche nicht aus dem Blick zu verlieren, gibt es für ihn derweil genug.
„Viele wissen gar nicht, wie schön das gesamte Gelände ist. Er habe daher immer gerne auf dem Friedhof gearbeitet. „Das ist ein super Platz der Ruhe, fernab von jedem Trubel.“
>> INFO: Die städtischen Friedhöfe
In Hagen sind neun Friedhöfe in städtischem Besitz, die vom Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) unterhalten werden.
Es sind die Friedhöfe in Altenhagen, Berchum, Delstern, Garenfeld, Halden, Haspe, Holthausen, Loxbaum und Vorhalle. Hinzu kommt noch der Ruheforst Philippshöhe.