Hagen. Luis Wortmann wurde am Samstag in Düsseldorf ausgezeichnet. Im November nimmt er am Bundeswettbewerb teil.

Früher war das normal: Der Sohn des Bäckers wird Bäcker, der Sohn des Schmieds hämmert Hufeisen und der Sohn des Arztes versucht ein Medizinstudium. Heute ist es die Ausnahme, wenn die Berufswahl des Vaters wegweisend für den Nachwuchs ist. Eine solche Ausnahme bildet Luis Wortmann. Und er folgt nicht nur dem Vater, sondern auch dem Groß- und dem Urgroßvater. Alles Steinmetze.

Luis, 20 Jahre alt, hat im Juni die Gesellenprüfung bestanden. Mit einem Gesellenstück, das ihm offenbar­ sehr gut gelungen ist: Am Samstag ist er bei einer Feierstunde in Düsseldorf als nordrhein-west- fälischer Landessieger in seiner ­Fachrichtung ausgezeichnet worden. Und Mitte November nimmt er an einer Tagesprüfung teil, bei der im niedersächsischen Königslutter der Bundessieger ermittelt wird.

Für Luis Wortmann war die Karriere also vorgezeichnet? „Gar nicht“, sagt er. „Ich wusste nach dem Abitur nicht, was ich tun wollte. Also habe ich erstmal eine Ausbildung gemacht.“ Was danach kommt, weiß er auch noch nicht so genau: Studium? Meister? Den Betrieb übernehmen, die Hagener Firma Bartscher und Wortmann, 1954 gegründet, in dritter Generation von Vater Stephan geleitet? „Alles möglich“, sagt Luis Wortmann. Man weiß nie, was kommt. So genau wusste er es nicht einmal bei der Ausbildung: „Ich war überrascht, wie vielfältig die Tätigkeit ist. Mal ist man auf einer Baustelle, mal auf dem Friedhof, dann legt man Böden in einem Privathaus.“

Der Vater war nicht der Ausbilder

„Wir decken eben alle Bereiche ab“, sagt Stephan Wortmann. „Grabsteine­ machen bei uns weniger als zehn Prozent aus.“ Die zehn Mitarbeiter, darunter acht Steinmetze, planen am Computer, fertigen Stufen, Fassaden, Tische und Säulen, restaurieren (im Moment den Boeler Kirchturm) und sind bildhauerisch tätig.

Wegen dieser Vielfalt hat Luis die Ausbildung im Familienbetrieb gemacht. Normalerweise vermeidet man das gern. „Aber ich war auch nicht für die Ausbildung verantwortlich“, sagt Stephan Wortmann. Meister ist er zwar schon, aber um die Auszubildenden, zur Zeit sind es zwei weibliche, kümmert sich Steinmetzmeister Daniel Rest, seit 23 Jahren im Betrieb.

Und was war nun Luis Wortmanns ausgezeichnetes Gesellenstück? Eine Stele, also ein hoher schmaler Stein, mit einem oben eingravierten Löwen und drei geometrischen Symbolen­ darunter: das Stadtwappen von Hagen-Boele, eine Produktion für die Loßröcke Boele, einen Brauchtumsverein. „Ich wollte etwas machen, an dem ich Spaß habe“, sagt der 20-Jährige. Und Heimatverbundenheit wollte er ausdrücken, im Motiv und im Material: „Der Ruhrsandstein kommt aus Herdecke.“

Erst hat Luis ein Modell aus Gips gefertigt, im Maßstab 1:10. Das musste der Prüfungsausschuss genehmigen­, und dann hat er die Herstellung in Düsseldorf beauf- sichtigt. 52 Arbeitsstunden stecken drin.

Präzise Ausführung

Was dem Prüfungsausschuss daran besonders gefallen hat, kann der Geselle nur vermuten: „Wahrscheinlich hat die präzise Ausführung eine Rolle gespielt, die eigene Idee bei der Gestaltung und dass Ruhrsandstein recht hart ist, also nicht so leicht zu bearbeiten. Aber das ist mein liebster Stein.“ Der schwierigste Teil der Arbeit war natürlich die Gestaltung des Wappens mit dem sogenannten Schrifteisen, einem kleinen Meißel, der mit der Druckluftpistole geschlagen wird. Krach macht das schon auch. „Gehörschutz ist nötig“, sagt Luis Wortmann.

Was beim Bundeswettbewerb auf ihn zukommt, weiß er nicht. Die Teilnehmer bringen ihr Werkzeug mit, bekommen eine Aufgabe, einen Stein und fünf oder sechs Stunden Zeit. Dann wird verglichen. Egal wie Luis dort abschneidet, Vater Stephan ist stolz auf ihn: „Die Anforderungen sind heutzutage deutlich höher als früher.“