Delstern. . Es ist die erste Anlage dieser Art auf der ganzen Welt. Und sie steht in Hagen. Ab September können sich Menschen in Ewigkeit bestatten lassen.
Dieser Ort ist weltweit einzigartig und er wird ab kommenden September nur in Hagen erlebbar sein. Auf dem Friedhof in Delstern schafft der Steinmetz Timothy Vincent in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) den ersten Ewigkeitsbrunnen der Welt. Verstorbene können hier für immer und in Ewigkeit beigesetzt werden. Damit geht Hagen einerseits einen völlig neuen Weg in der Bestattungskultur. Zum anderen bietet sich wirtschaftlich die Chance, einem gefährlichen Trend entgegenzuwirken.
Timothy Vincent ist in der Vergangenheit schön öfter als Vertreter seiner Zunft in Erscheinung getreten, der Wege und Bestattungsformen auf Hagens Friedhöfen neu denken möchte. Das hat er bereits mit den Andenkenstelen auf den Friedhöfen getan und tut es nun wieder. Mit einer Brunnenanlage, die er 2010 patentieren ließ, die weltweit einmalig ist und die auf dem Friedhof in Delstern errichtet wird.
So funktioniert der Brunnen, der keine echte Wassergewinnungsanlage ist, sodern nur in Form und Symbolik daran erinnern soll: Bei Beisetzungen wird der Brunnendeckel geöffnet und die Urne auf einem waagerechten Zwischenboden über einen Kurbelmechanismus hinabgelassen. Kurz bevor die Urne am Boden des Brunnenschachtes (Schotterboden) ankommt, kippt das Brett leicht an und die Urne wird auf dem Boden abgelegt. Dort bleibt sie liegen, bis sie verwest und die Asche des Verstorbenen auf dem Schotterboden dem weiteren Zersetzungsprozess freigegeben ist. Bei rund 500 Urnen ist die Kapazitätsgrenze des Brunnen erreicht und er wird versiegelt . Da es sich um ein Urnengemeinschaftsgrab handelt, vermischt sich nach der Zersetzung der Urnengefäße auch die Asche der Verstorbenen.
Bedeutung der Vergangenheit nicht mehr bewusst
„In unserer heutigen Zeit sind wir uns der Bedeutung der Vergangenheit nicht mehr bewusst“, sagt Steinhauer Vincent, „wir leben fast nur für die Zukunft, alles ist darauf ausgerichtet, Profit für das Morgen anzuhäufen. Für die Gegenwart und mehr noch für die Beschäftigung mit der Vergangenheit bleibt so kaum noch Zeit.“
Hinzu komme die Angst, mit der Vergänglichkeit umzugehen, die letzten Endes in eine Verdrängung der Themen Tod und Trauer münde. Dies führe zu einem Identitätsverlust, der auf lange Sicht einen Kulturverlust zur Folge habe. Vincent: „Wir sind nichts ohne unsere Erinnerung, ohne unsere Geschichte. Erst daraus resultiert unsere Identität. Erinnern bedeutet, das Vergangene präsent werden zu lassen. Hier kommt dem Ewigkeitsbrunnen eine wesentliche Rolle zu.
Brunnen mit neuer wirtschaftlicher Perspektive
Für den WBH eröffnet der Brunnen eine neue wirtschaftliche Perspektive. Zum einen wird er dem immer stärker werdenen Trend zur Urnenbestattung gerecht, zum anderen könnte es gelingen, dass diejenigen, die im Ewigkeitsbrunnen beigesetzt werden, auch im Krematorium, das exakt in der Sicht- und Wegeachse zum Brunnen stehen wird, eingeäschert werden. Anreiz dafür könnte eine Kombination von Gebühren sein.
Probleme mit der Konkurrenz
Wie unsere Zeitung berichtete, gehen die Einäscherungszahlen im Eduard-Müller-Krematorium, das 1911 als erstes in Preußen an den Start ging, stetig zurück. Und das, obwohl die Urnenbestattungen rasant zunehmen. Der Grund: Viele Bestatter bringen Verstorbene in private Krematorien in der Region. Nach WP-Recherchen hat das mit Lastschritvergütungen zu tun, die quasi den Anreiz einer Bring-Prämie haben. Andererseits halten viele Bestatter die privaten Krematorien aber auch für flexibler als das Hagener Haus.
>> Gebühren sind noch unklar
Noch ist unklar, was ein Urnenplatz im Brunnen kosten wird. Der Bestattungsort ist ewig, er besteht so lange wie auch der Friedhof bestehen wird.
Die Namen der Bestatten, werden auf eine der Stelen ringsum geschrieben. Der Brunnen soll der Gemeinschaft der Trauernden einen gemeinsamen Platz geben.