Hohenlimburg. Was bringen die neuen Lärmschutzwände in Hohenlimburg eigentlich? Fragt man die Bürger, dann eigentlich nur eine Verlagerung des Lärms.
In Hohenlimburg soll es ruhiger werden. Deshalb baut die Deutsche Bahn bis zum Jahr 2020 fünf Lärmschutzwände. Damit jene Anwohner, die an der stark befahrenen Bahnlinie Hagen-Siegen leben, insbesondere in den Abend- und Nachtstunden besser schlafen können. Wie sinnhaft aber diese Wände sind, darüber gehen die Meinungen in Hohenlimburg auseinander. Viele gehen davon aus, dass der Lärm sich einfach nur „verlagert“ hat.
Das Projekt
18 Millionen Euro für die Lärmschutzwände in Hohenlimburg und am Hengsteysee. Die Bahn will die Anwohner von Schienenanlagen schützen und damit gleichzeitig umweltfreundliche Rahmenbedingungen schaffen, um noch mehr Verkehr auf die Schiene zu kriegen.
Begonnen wurde im Westen an der Färberstraße, dann ging es durch die Innenstadt, wo die Wände schon zu sehen sind und nun Richtung Oege. Die Wände sind drei Meter hoch. Die Lärmreduzierung, so erklärt die Deutsche Bahn, werde, je nach Standort, voraussichtlich zwischen elf Dezibel (Feldstraße/Oststraße) und fünf Dezibel (Hohenlimburger Straße/Jahnstraße) betragen.
Das hängt auch von der Nähe der Wände zur Bahnlinie und zur Struktur der angrenzenden Bebauung ab. Insbesondere die Anwohner der Hohenlimburger Straße, der Jahnstraße der Bahnstraße und des Rests der Innenstadt sollen von der Baumaßnahme profitieren. Denn in diesen Bereichen werden auf beiden Seiten die „Lärmschlucker“ gebaut. Doch über die Sinnhaftigkeit der Wände gibt es aktuell unterschiedliche Ansichten.
Die Bürger-Reaktionen
Bürger Stefan Rummel wird mit Blick auf Oege richtig deutlich: „Vor zwei Jahren haben wir einen Drahtzaun bekommen, für Millionen, damit die Jugendlichen nicht mehr die Gleise zum Abkürzen benutzen.“ Geholfen habe das nichts. „Und nun sollen wir uns an eine Mauer gewöhnen, wie einst im Osten. Als ob diese dünne Blechwand den Bahnverkehr leiser machen würde.“
Der Hohenlimburger Gunter Fessen, der in der Dieselstraße lebt, sieht deutliche Mängel in der Bauausführung: „Die teilweise einseitig entlang der Bahnlinie errichtete Lärmschutzwand sorgt auf diesen Abschnitten dafür, dass der Schall gespiegelt wird und führt so auf der Seite ohne Wand zu einer zusätzlichen Lärmbelastung, teils auch dort, wo man bislang den Bahnlärm kaum gehört hatte“. Ein Tennisball-Effekt, wie Fessen sagt. Und Fessen geht noch weiter: „Der Straßenverkehr zum Beispiel auf der Bahnstraße ist hörbar lauter geworden, weil der Schall von der Wand in Richtung der Wohnhäuser reflektiert wird. Anwohner der Bahnstraße hören also jetzt weniger von den temporär fahrenden Zügen, dafür stetig mehr von der Straße. Ist das so gewollt?“
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Die Verlagerung des Schalls
Die Hohenlimburgerinnen Stephanie Müller und Saskia Geschwandtner berichten auf der Facebookseite unserer Zeitung zudem davon, dass es in den oberen Bereichen Hohenlimburgs, den Hanglagen, lauter geworden sei. „Das ist nicht verwunderlich“, sagt Jan Wagner aus Hohenlimburg. „Das ist einfache Akustiklehre. Die Lärmschutzwände sind für flaches Land konzipiert und nicht für eine Talsituation wie in Hohenlimburg. Lärm soll sich an den Elementen brechen und nach oben abstrahlen. Und genau das geschieht – der Lärm geht nach oben weg, ist aber immer noch an den Hängen zu hören. Gleichzeitig wird ein Teil des Lärms zurückreflektiert. Dadurch kann es insgesamt lauter werden. Vorher haben Büsche und Bäume den Schall gedämpft, dieser Effekt ist nun weg.“
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Direkt hinter den Lärmschutzwänden sei es zwar leiser – der Lärm habe aber scheinbar bisher auch keinen stark gestört. „Ein grober Richtwert: Für alle, die auf die Bahnstrecke hinter der Schallschutzmauer schauen können, erhöht sich die Lärmbelastung theoretisch. Nur jene, die direkt auf die Wand schauen, weil sie so „niedrig“ wohnen, für die verbessert sich theoretisch die Schallsituation.“
Doch hier könne sich nun der Autolärm verstärken, da der Schall nun zu Teilen wieder zurückgeworfen wird.“