Hagen. Selbst ehemalige Schrottimmobilien werden in Hagen saniert. Der Markt sei da, sagen Experten. Aber zu wenig Besitzer wollen verkaufen
Vermüllung, kein Wasser mehr, verheerende Zustände – die Häuser an der Eugen-Richter-Straße hatten weit über Hagen hinaus für Schlagzeilen gesorgt, sogar TV-Teams rückten an. Doch jetzt werden sie aufwändig saniert. Gehobenes Wohnen soll dort schon in wenigen Monaten möglich sein. Nur ein Beispiel von mehreren, wo frühere Problem-Immobilien zu attraktivem Wohnraum umgebaut werden.
Hagener Immobilien-Experten sagen jedoch: Es könnten noch viel mehr sein. Zu viele Hausbesitzer, insbesondere auch von problematischen Häusern, hingen weiter an ihren Immobilien, statt sie an Investoren zu verkaufen, die das Geld hätten, um sie zu sanieren. Der Markt dafür sei da.
Das sagt zum Beispiel Andreas Papamikros. Mit seiner Firma Immo-Pa GmbH saniert er gerade das Haus in der Bachstraße 54. Das gehört eigentlich zu einem Wohnblock mit schönem, grünen Innenhof und zum Teil sehr schmucken Altbauten. In den vergangenen Jahren gab es dort aber ein eher schwieriges Mieter-Klientel, das Haus verwahrloste.
Nun hat er es gekauft, seit Monaten wird gearbeitet. „Ich will moderne Altbau-Wohnungen anbieten, es gibt bodentiefe Fenster, Fußbodenheizung – aber generell will ich den Stil beibehalten, die hohen Decken bleiben“, sagt der 31-Jährige. 55 bis 75 Quadratmeter groß sind die Wohnungen, die er vermieten will. Wenn die Fassaden-Sanierung abgeschlossen ist, will er in die Vermarktung gehen.
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Viele wollen nicht verkaufen
Er ist sich sicher: „Die Nachfrage in Hagen ist dafür auf jeden Fall vorhanden.“ Noch mehr: Andreas Papamikros würde gerne noch mehr Häuser wie dieses sanieren. „Aber es gibt noch zu viele Immobilienbesitzer, die nicht verkaufen wollen, obwohl sie selbst die Häuser nicht sanieren können.“
Berthold Fellmeden spricht er damit aus der Seele. Der Hausverwalter und Makler ist seit mehr als 20 Jahren in der Hagener Immobilien-Szene unterwegs: „Ich mache derzeit die Erfahrung, dass es jede Menge potenzielle Käufer gibt – auch für schwierige Immobilien mit Leerständen und Sanierungsstaus. Aber auf der anderen Seite gibt es praktisch keine Verkäufer. Ich bin mir sicher, dass es den ein oder anderen unglücklichen Hausbesitzer gibt, der noch einen Schubs in die richtige Richtung braucht.“
Stadt-Betrieb kauft Problemhäuser in Hagen auf
Gegen „Schrottimmobilien“ mit Müllproblemen in Wehringhausen vorzugehen – das war das Ziel, als die städtische Hagener Entwicklungsgesellschaft (HEG) eine Reihe von teils schwierigen Immobilen kaufte.
HEG-Vorstand Hans-Joachim Bihs ist bislang sehr zufrieden mit der Entwicklung. So ist die Immobilie Pelmkestraße 25 laut Bihs weitestgehend in Stand gesetzt. Zwei Wohnungen erhalten hier noch neue Bäder. Eine Gaszentralheizung ist eingebaut.
Die Immobilie Lange Straße 40/42 wird derzeit saniert. Erste Wohnungen sind Ende August bezugsfertig. Derzeit gibt es für fast alle Wohnungen feste Mietanfragen.
Für das Haus Wehringhauser Straße 61 wird gerade ein Bauantrag für den Anbau von Balkonen eingereicht.
Und für den Hochbunker wird aktuell ein Nutzungskonzept erarbeitet. Die übrigen Immobilien, so Bihs, seien weitestgehend vermietet. Nach Auszügen würden im Einzelfall Sanierungen durchgeführt.
Die Verkaufspreise seien nachweisbar gestiegen. Fellmeden führt ein Beispiel an: Vor einigen Jahren habe er im Auftrag versucht, eine Immobilie in Altenhagen für 280.000 Euro zu verkaufen, erfolglos. „Nun habe ich sie mühelos für 400.000 Euro verkaufen können.“ Gerade für Altenhagen, Weringhausen und Eilpe, wo es noch viele sanierungsbedürftige alte Gebäude gebe, sei dies eine große Chance.
Dass es einen Markt für höherwertigen Wohnraum gibt, hatte auch der städtische Wohnungsmarkt-Experte Burkhard Schwemin gegenüber der WESTFALENPOST bestätigt. Er sieht darin auch die hohen Einpendler-Zahlen in Hagen begründet. Die Stadt hatte über eine Tochter-Gesellschaft Problemhäuser aufgekauft und saniert, etwa in der Lange Straße. Dort werden aus vermüllten Immobilien hochwertige Wohnungen.
An Zuwanderer vermietet
Gleiches nun in der Eugen-Richter-Straße 98 und 102. Die mehrgeschossigen Gebäude bestehen seit Jahren aus Eigentumswohnungen. Der größte Teil gehörte einem Opernsänger. Er hatte in den Häusern mit Sanierungsstau vorwiegend an Zuwanderer aus Südost- Europa vermietet. Als die Zustände schlimmer wurden, ließ die Stadt ein Gebäude räumen und für unbewohnbar erklären.
Nun gibt es verschiedene, neue Eigentümer für die Wohnungen, die gemeinsam die Häuser sanieren lassen, um die Wohnungen nachher zu verkaufen. „Hier haben wir Vandalismus vorgefunden. Jetzt gibt es eine Kernsanierung“, sagt der Bauleiter gegenüber der WP. 24 Wohnungen, die 80 bis 90 Quadratmeter groß sind, werden erneuert. „Im Haus mit der Nummer 98 sind wir weiter, dort soll bald eine Musterwohnung eingerichtet werden.“
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