Breckerfeld.
Vor drei Wochen stellten die SPD-Umweltministerin Svenja Schulze und CDU-Landwirtschaftsministerin Julia Glöckner ihr Agrarpaket vor. Dagegen laufen die Breckerfelder Landwirte Sturm (unsere Zeitung berichtete). Auf dem Bauernmarkt sprechen sie über ihre Befürchtungen mit den Verbrauchern. Und stoßen auf viel Verständnis.
Nachhaltigkeit, Qualität und die Produktion vor Ort werden immer mehr zum Thema. Viele Besucher des Bauernmarktes überlegen, wie sie die Landwirte vor Ort unterstützen können. So auch Christiane Biedermann: „Ich versuche, Fleisch nur bei lokalen Metzgern. Außerdem achte ich sehr auf Bio-Produkte. Obst und Gemüse kaufe ich nur frisch im Supermarkt, nicht beim Discounter.“
Der Umwelt zuliebe: Ohne Auto zum Einkaufen
Einen anderen Ansatz verfolgen Wolfgang und Sigrid Terbeck: „Wir versuchen, überall zu Fuß hinzukommen. Da fallen reine Bioläden durchs Raster. Zumindest momentan gibt es ja vor Ort nicht einen.“
Bauernmarkt in Breckerfeld
Manche Verbraucher gehen da sogar noch einen Schritt weiter. Joachim Hiller kauft nicht nur sein Fleisch bei regionalen Metzgern, er kauft auch seine anderen Lebensmittel regional: „Einmal in der Woche besuche ich den Wochenmarkt und kaufe Gemüse, Obst und Eier ein. Außerdem versuche ich, saisonal zu kaufen.“ Allerdings merkt er auch an: „Hier auf dem Land ist es, glaube ich, auch einfacher, so zu leben. Wir können auch mal eben zum Bauern um die Ecke, um Milch zu holen und die Landwirte so zu unterstützen.“
Landwirtschaftsverband informiert die Verbraucher
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Worte, die die Bauern auf dem Bauernmarkt gerne hören und die in die aktuelle Diskussion passen. Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband informiert die Verbraucher hier über Nachhaltigkeit und mahnt: „Wenn wir die Pläne der Regierung umsetzen, wird es in der nächsten Generation nur noch halb so viele Familienbetriebe geben.“
„Wir fühlen uns wie die Sündenböcke, wenn es um Umweltverschmutzung und Insektensterben geht“, sagt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Ortsvereins, Heiner Born. Um alle Punkte des Agrarpaketes umzusetzen, müssten die Bauern hohe Investitionen tätigen. Und außerdem bemängelt er: „Es wird Beschluss über Beschluss getroffen, viele Maßnahmen brauchen Zeit, bis es einen messbaren Unterschied gibt.“
Engagement wird aus Sicht der Bauern nicht ausreichend gewürdigt
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All das, was die Bauern vor Ort bereits freiwillig täten, würde kaum berücksichtigt. „Unsere Gewässer weisen viel geringere Nitratwerte auf als in anderen Regionen Deutschlands. Das liegt nicht zuletzt daran, dass wir schon jetzt freiwillig die Gewässer schützen“, sagt Born. Genau denselben Erfolg können man auch an der Artenvielfalt erkennen. Landwirt Lukas Born beobachtet: „Durch unsere Arbeit und weil wir jetzt schon Biotope schaffen, siedeln sich bei uns immer mehr Insekten- und Vogelarten an. Es kommen beispielsweise immer mehr Schwarzstorche nach Westfalen zurück.“
Und wie kann man die Landwirte unterstützen? „Verbraucher müssen mehr lokal und regional einkaufen“, sagt Heiner Born, „wir wünschen uns mehr Vertrauen von den Verbrauchern. Wir sind Fachkräfte, wissen was wir machen.“
Landwirte wünschen sich Zusammenarbeit mit Verbrauchern
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Weiter appelliert Landwirt Christian Abel: „Der Verbraucher muss sich mehr informieren und mit uns Landwirten zusammenarbeiten.“ Am meisten helfe es, Markenprodukte zu kaufen. So würden die Molkereien, die hinter diesen Produkten stehen, von lokalen Familienbetrieben beliefert.
Trotz all der Diskussionen – nicht bei allen Verbraucher sind die Themen Nachhaltigkeit und regionale Produkte präsent. „Mit nachhaltigem Einkaufen habe ich mich noch nicht beschäftigt“, sagt Doris Schulte, „eigentlich achte ich nicht wirklich darauf.“ Auch Stefan Kornfeld räumt noch Verbesserungspotenzial ein: „Ich versuche schon sehr, auf Nachhaltigkeit zu achten. Obst und Gemüse kaufe ich nur auf dem Wochenmarkt. Jedoch kaufe ich noch nicht nachhaltig genug Fleisch und Käse.“