Breckerfeld. . Zeiten, zu denen Gülle ausgefahren werden darf, sollen gekürzt werden. Auch der Stickstoffgehalt im Boden soll sinken. Das mach Bauern Sorgen.
Die nächste Auflage der Düngeverordnung trifft auch die heimischen Landwirte. Das erklärt Dirk Kalthaus, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hagen/Ennepe Ruhr. Unter dem Motto „Bauern brauchen Zukunft – Zukunft braucht Bauern!“ bittet der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband deshalb am 4. April zur Großkundgebung in Münster. Der Kreisverband Ennepe-Ruhr/Hagen will einen Bus einsetzen.
„Die Konsequenzen für die Landwirtschaft durch die neue Verschärfung sind enorm“, so Dirk Kalthaus. Dabei hat er auch die Landwirte in Breckerfeld und Umgebung vor Augen. „Wir wollen mit der Großkundgebung deutliche Zeichen an die Politik richten.“
Zeiten sollen erhebllich reduziert werden
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Gleichzeitig betont er: „Wir wollen unser Wasser sauber halten.“ Der Schutz des Grundwassers sei den Bauern wichtig. So sind Anlieger der Ennepetalsperre – darunter zahlreiche Landwirte aus Breckerfeld – eigens eine Wasserkooperation mit dem Versorger AVU eingegangen (unsere Zeitung berichtete).
Die neue Verordnung wiederum sei mit einer erheblichen Einschränkung der Güllezeiten verbunden. „Wenn wir aber künftig nicht mehr bis zum 1. November Gülle ausfahren können, sondern nur noch bis Mitte Oktober, dann wird das einige Landwirte vor erhebliche Probleme stellen“, so Kalthaus, „zu dieser Zeit wird nämlich auch der Mais gehäckselt und die Rinder stehen noch auf der Weide. Da wird einigen die Zeit fehlen, Gülle auszufahren. Das letzte mal kann dann Ende September Gülle ausgefahren werden. Das wiederum führt zu großen Problemen bei der Lagerung. Da fehlen schlicht die Kapazitäten.“
Bauern halten freiwillig strengere Regeln ein
Immerhin: Die Breckerfelder Landwirte, die Flächen in den Schutzzonen der Ennepetalsperre bewirtschaften, haben sich schon lange freiwillig strengeren Regeln unterworfen. „Je nach Areal ist in den Kooperationsflächen bereits am 1., spätestens aber am 15. Oktober Schluss mit Düngen“, so Landwirt Uli Ferron.
Aber: Werden auch die Mengen an Stickstoff pro Quadratmeter herabgesetzt, trifft das mit voller Wucht auch Landwirte wie Heiner Born, die mit der AVU erfolgreich zusammenarbeiten. „Dann wachsen die Pflanzen nicht mehr wie bisher“, so Born, „und weil sich ja auch die Flächen nicht vermehren, fehlt uns dann das Futter.“ Natürlich gebe es Gebiete, in denen es ein erhebliches Nitratproblem das Grundwasser belaste. „Aber mit einer solchen Novellierung einer erst zwei Jahre alten Verordnung werden alle Regionen und alle Landwirte über einen Kamm geschoren.“
Kostensteigernde Auflagen
Für Kalthaus sind die neuen Vorschläge das letzte Beispiel einer Reihe von immer mehr kostensteigernden Auflagen. „Wir sind an einem Punkt angekommen, wo sich Politik und Gesellschaft entscheiden müssen, ob sie auch künftig noch eine von bäuerlichen Familienbetrieben getragene flächendeckende Landwirtschaft in Deutschland wollen“, so Kalthaus. Die Kundgebung solle ein deutliches Zeichen für die Dialogbereitschaft der Landwirte setzen.
Bereits 2017 ist eine neue Düngeverordnung in Kraft getreten, die die Landwirte vor große Herausforderungen stellt. „Vieles in dieser Verordnung ist richtig und wird von uns mitgetragen“, so Kalthaus. Er weist aber darauf hin, dass es Zeit brauche, bis der Erfolg der Maßnahmen Wirkung zeige und messbar sei.
Die Großkundgebung beginnt am 4. April um 10.30 Uhr auf dem Domplatz in Münster. Erwartet werden neben verschiedenen Bauernpräsidenten die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und NRW-Agrarministerin Ursula Heinen-Esser.