Breckerfeld. SPD-Politiker um René Röspel kommen in Breckerfeld mit Landwirten ins Gespräch. Vertreter der Bauern machen Politikern ihre Probleme deutlich.

Er erinnert sich noch an die Urlaube auf dem Bauernhof – in Hessen und in der fränkischen Schweiz. „Da habe ich ein romantisches Bild von der Landwirtschaft mit auf den Weg bekommen“, sagt René Röspel, Bundestagsabgeordneter der Sozialdemokraten. Jetzt ist er in seinem Wahlkreis, „im schönsten der Welt“, wie er bei aller Bescheidenheit sagt. SPD-Bundestagsfraktion vor Ort heißt das Programm, mit dem die Abgeordneten mit Bürgern und Experten vor Ort ins Gespräch kommen wollen. Und da räumt Röspel, dem im Veranstaltungsgebäude Waldbauer einige Landwirte aus Breckerfeld und der Umgebung gegenüber sitzen, gleich mal ein: „Mit der Realität hat dieses romantische Bild wenig zu tun.“

Gülleverordnung, Agrarförderung (GAP), Klimawandel, das Höfesterben, das Urteil zum Töten männlicher Küken – das sind nur einige Themen, die die Landwirte bewegen. Die Antworten darauf hat die SPD-Bundestagsfraktion in einem zehnseitigen Positionspapier zusammengefasst. „Unser Vorschlag für eine gute gemeinsame Agrarpolitik“, steht darüber geschrieben.

„Umweltschutz kostet Geld“

Maisernte in Breckerfeld: Die Landwirte wollen sich gegen mehr Vielfalt nicht sperren.
Maisernte in Breckerfeld: Die Landwirte wollen sich gegen mehr Vielfalt nicht sperren. © WP | Jens Stubbe

Röspel aber ist nicht alleine gekommen. Mit Rainer Spiering hat er den landwirtschaftspolitischen Sprecher seiner Fraktion mitgebracht. Und mit der an diesem Abend eher zurückhaltenden Nezahat Baradari einer weitere Abgeordnete.

Wenig zurückhaltend ist in der Diskussion Dirk Kalthaus, der mit auf dem Podium Platz genommen hat. Und das soll er auch nicht, der Vorsitzende des landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hagen/Ennepe-Ruhr, der selbst einen Betrieb in Rüggeberg mit 125 Milchkühen hat.

„Umweltschutz kostet Geld“, sagt Kalthaus beispielsweise, spricht sich für mehr Biodiversität aus und fordert gleichzeitig Unterstützung ein. „Klima- und Umweltschutz müssen ein eigener Betriebszweig werden. Aber wenn uns keiner hilft, wird von vielen Betrieben nichts mehr übrig bleiben.“

Dass Landwirte durchaus bereit seien, ihren Beitrag zum Umweltschutz zu leisten, sei unstrittig. Das sehe man unter anderem an den Blühstreifen, die vielerorts freiwillig angelegt worden seien. Völlig unter den Tisch gekehrt werde gerne der Flächenverbrauch in Deutschland: „Jeden Tag verlieren wir 80 Hektar.“

Ärger über immer neue Auflagen

In Breckerfeld haben die Landwirte Blühstreifen angelegt und einen Beitrag zum Umweltschutz geleistet.
In Breckerfeld haben die Landwirte Blühstreifen angelegt und einen Beitrag zum Umweltschutz geleistet. © WP Michael Kleinrensing | Michael Kleinrensing

Seinem Ärger über zu viel Bürokratie und immer neue Verordnungen machte Heiner Born, Breckerfelder Ortslandwirt, Luft: „Überall auf der Welt sind die Milchpreise gleich. Aber die Produktionsbedingungen sind andere. Uns ereilt hier eine Auflage nach der anderen. Zum Teil müssen wir eine halbe Million Euro investieren, ohne dass wir einen Cent mehr dafür bekommen. Junge Leute verlieren zunehmend die Lust an der Landwirtschaft. Die haben die Schnauze voll davon, dass sie jetzt auch noch für den Klimawandel verantwortlich sein sollen.“

Viele Eindrücke konnten die Politiker am Ende mitnehmen. „Ich glaube, dass wir mehr Vielfalt wagen müssen“, so Rainer Spiering, „alle, die Landwirtschaft betreiben, wissen, dass sie immer mehr unter Druck geraten.“

Spiering wies auch auf eine Schieflage bei der Förderung hin: „Jährlich fließen 6 Milliarden Euro nach Deutschland, die aber zu großen Teilen nach dem Eigentum an Boden verteilt werden. Einen solchen Umgang mit öffentlichen Fördermitteln halte ich für gefährlich.“ Im übrigen sei seine Fraktion die einzige, die ein geschlossenes landwirtschaftspolitisches Konzept vorlegen könne.