Hagen. . Prälat Dornseifer übergibt in der Marienkirche die Pastoralvereinbarung für den Raum Hagen-Mitte-West. Sie ist eine Art Verfassung der Kirche.

Für die katholische Kirche in Hagen beginnt am Sonntag ein neues Zeitalter. Zur Messfeier in der altehrwürdigen Marienkirche wird Prälat Thomas Dornseifer vom Erzbistum in Paderborn erscheinen und Pfarrer Norbert Bathen die Pastoralvereinbarung für den neuen Pastoralen Raum Hagen-Mitte-West überreichen.

Mit diesem symbolischen Akt erhält die neue Gemeindestruktur, zu der sich neun Hagener Pfarreien 2016 zusammengeschlossen haben, eine Art Verfassung.

Der Erosionsprozess des katholischen Glaubens in Deutschland, von dem Papst Franziskus gesprochen habe, werde mit zunehmender Geschwindigkeit verlaufen, so die Einschätzung von Norbert Bathen: „Wir erleben einen dramatischen Einbruch. Deshalb bin ich froh, dass aus neun Einzelgemeinden, die als Einzelne nicht mehr lebensfähig sein werden, ein Pastoraler Raum wird mit einer Vielzahl von pastoralen Orten und unterschiedlichen Schwerpunkten.“

Rückläufige Entwicklung

Dass mit Prälat Dornseifer ein hochrangiger Mitarbeiter von Erzbischof Becker nach Hagen kommt, soll der Pastoralvereinbarung zusätzliche Autorität verleihen. Ausgearbeitet wurde sie hier in Hagen von einer Steuerungsgruppe, die sich etwa 30 Mal traf.

Das neue Organisationsgefüge trägt der Tatsache Rechnung, dass nicht nur die Zahl der Kirchenmitglieder zurückgeht, sondern auch der regelmäßige Besuch der Sonntagsmesse, die Inanspruchnahme der Sakramente sowie die Zahl der Priester rückläufig sind.

Realistische Einschätzung

Man müsse sich realistischerweise eingestehen, dass dieser Prozess durch innerkirchliches Handeln nur marginale beeinflusst werden könne, so Bathen, der nicht ausschließen will, dass einzelne Gemeinden – wie im Hagener Norden bereits geschehen – demnächst ihre Eigenständigkeit aufgeben und zu größeren Pfarreien zusammenschließen werden: „Ich glaube, das ist nur eine Frage der Zeit.“

Die Pastoralvereinbarung will denn auch nicht als Text für die Ewigkeit verstanden werden, sondern für einen überschaubaren Zeitraum definieren, wie die Seelsorge neu aufgestellt und erleichtert werden kann. In fünf Jahren werde man sehen, wie sich die Situation verändert habe und ob erneut an der Organisationsstruktur gefeilt werden müsse, so Bathen.

Das kirchliche Personal

Sitz des Pastoralen Raums ist die Pfarrei St. Marien in der Innenstadt, Dechant Dr. Norbert Bathen wurde vom Erzbischof zum Leiter des Pastoralen Raums ernannt. Ihm stehen acht Priester zur Seite: Peter Niestroj (Haupteinsatzgebiet St. Josef und St. Meinolf), Ralf Vartmann (Herz Jesu), Claus Wiese (Vorhalle), Bernhard Saju (Haspe), Werner Rehwald (Westen), Thomas Kubsa (Westen) und Knut Johanning. Unterstützt werden die Pastöre von vier Gemeindereferenten und Diakon Cataldo Caruso. Dem Pastoralen Raum Hagen-Mitte-West gehören etwa 26.000 Katholiken an.

Protestanten und Katholiken

Es sei wichtig, realitätsbewusst zu bleiben, so Bathen. Nur mit dem Verweis auf das machbare könne man irrealen Wunschvorstellungen einzelner Gemeinden entgegentreten. Andererseits hält er trotz des massiven Verlusts an Gläubigen in beiden großen Kirchen eine Kircheneinheit ebenfalls für eine Traumvorstellung: „Die Katholiken wollen nicht evangelisch werden und die Protestanten nicht katholisch.“

Kirche in einer Phase der Umstrukturierung

Der Pastorale Raum Hagen-Mitte-West wurde am 1. Mai 2016 durch Erzbischof Hans-Josef Becker errichtet. Die vorherigen Pastoralverbünde Hagen-West und Hagen-An der Volme hörten mit diesem Schritt auf zu bestehen.

Im November 2017 wurde bei den Pfarrgemeinderatswahlen ein Gesamtpfarrgemeinderat für alle neun Pfarreien des Pastoralen Raums gewählt.

Die ehemaligen Pastoralverbünde Hohenlimburg-Halden und Hagen-Mitte (St. Elisabeth Eppenhausen und Heilig Geist Emst) wurde zum Pastoralen Raum Am Hagener Kreuz zusammengelegt.

Im Hagener Norden wurde Anfang 2019 die Großpfarrei St. Johannes Boele gegründet, in der die Kirchengemeinden aus Helfe, Boelerheide und Kabel aufgingen. Hier wird die Gründung eines Pastoralen Raumes gemeinsam mit Kirchengemeinden aus dem Umland diskutiert.

Es gebe jedoch Aufgabenfelder, die eine Zusammenarbeit sinnvoll machten, etwa die Weltverantwortung sowie ein gemeinsames Auftreten gegenüber der Politik. „Hier sollten beide Konfessionen an einem Strang ziehen.“

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Der aufkommende Islam in Hagen bzw. Deutschland jage ihm zwar keine Angst ein: „Eine gewisse Sorge bereitet mir das aber schon.“ Die Folgen einer Islamisierung seien derzeit nicht absehbar, könnten aber zu einem großen Problem werden, wenn sich die Bevölkerungsanteile im Land zukünftig entsprechend verschieben.