Hagen. . Europa war Schwerpunkt bei ökumenischem Neujahrsempfang. Hagens Superintendentin Schmidt sagt: Mit AfD-Anhängern reden ist schwierig, aber nötig.

Der Ort war neu, das Thema für diesen Anlass auf den ersten Blick eher ungewöhnlich: Der ökumenische Neujahrsempfang des Evangelischen Kirchenkreises Hagen und des Dekanats Hagen-Witten fand in diesem Jahr erstmals im Ratssaal und nicht mehr im Sparkassen-Karree statt.

Und das Schwerpunktthema war zunächst einmal kein theologisches, sondern ein politisches: Europa stand im Mittelpunkt, als sich nach einem ökumenischen Gottesdienst viele Repräsentanten aus Kirche und Gesellschaft im Rathaus trafen.

Bathen dankt Stadt

Für Norbert Bathen, Dechant der katholischen Kirche, war der Ort der diesjährigen Begegnung durchaus kein selbstverständlicher: „Es ist ja üblich geworden, dass staatliche Organisationen Abstand halten zu Religionsgemeinschaften.“ Umso mehr danke er der Stadt und

Christliche Kirche

Im katholischen Dekanat Hagen-Witten sind 19 Gemeinden zu drei Pastoralen Räumen zusammengefasst: Hagen-Mitte-West, Hagener Kreuz, Witten.

Der Evangelische Kirchenkreis Hagen erstreckt sich von Wetter über Herdecke und Hagen bis nach Breckerfeld.

Oberbürgermeister Erik O. Schulz, dass man den Ratssaal nutzen dürfe. Und auch das Thema Europa stellte er in den christlichen Kontext: Es seien überzeugte Christen wie Konrad Adenauer gewesen, die nach der Katastrophe der Kriege ein einiges Europa gebaut hätten. Deshalb sei es nun auch eine große Frage, welche Herausforderungen sich den Christen durch die Diskussionen um Europa stellten.

Worte, die Oberbürgermeister Schulz in seinem Grußwort gerne aufgriff. Eine größere Distanz zwischen Kirche und Stadt könne er für Hagen nicht erkennen: „Wir haben in den vergangenen Jahren mit den Kirchen vieles gemeinsam für die Zukunft der Stadtgesellschaft auf den Weg gebracht.“ Auch er rief dazu auf, sich für Europa zu engagieren. Dort nicht nur die Probleme zu sehen, sondern die großen Leistungen, wie die lange Periode des Friedens, die Europas Bürger genießen könnten.

Zudem wünschte er sich für das neue Jahr, dass auch akzeptiert werde, dass nicht alle Entscheidungen sofort fallen könnten. „Es gibt Dinge, die brauchen Zeit, die können auch in Zeiten von Twitter nicht in Sekundenschnelle entschieden werden.“

Gastredner plädiert für Europa-Team

Gastredner bei dem Ökumenischen Neujahrsempfang war Prof. Dr. Ludger Kühnhard, Direktor am Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) der Universität Bonn und Professor am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie.

Er erläuterte die schwierige politische Gemengelage vor den Europawahlen am 26. Mai, ordnet Thesen von Papst Franziskus zu Europa ein und plädierte für ein Europa, das sich nicht nur in Institutionen und theoretischen Konstrukten ergeben dürfe: „Europa muss gelebt werden.“ Zum Beispiel auch mit einem gemeinsamen europäischen Team bei den Olympischen Spielen: „Dann wäre wir den Chinesen Lichtjahre überlegen.“

Superintendentin Verena Schmidt plädierte in ihrem Schlusswort für eine Debattenkultur, die nicht von einer Verrohung der Sprache geprägt sein dürfe, sondern von Wahrhaftigkeit, Augenmaß und Sachbezogenheit. Sie plädierte aber auch dafür, mit denen zu reden, deren Meinung man nicht teile: „Ich habe mit AfD-Anhängern gesprochen, das war sehr anstrengend und fordernd, aber dennoch war es richtig und notwendig.“