Hagen. . Die Investoren-Gesellschaft wird ihr geplantes Projekt in Hagen nicht weiter verfolgen. Der Widerstand sei letztlich zu groß gewesen.
Das Baumwipfelpfad-Projekt im Hagener Stadtwald ist gestorben. Die „Forest-Adventures“-Investoren-Gesellschaft aus dem Taunus hat der Stadt jetzt mitgeteilt: „Wir haben uns Anfang des Monats dafür entschieden, das Projekt nicht weiter zu verfolgen.“
Ausschlaggebend, so versichert Geschäftsführer Tobias Spindler im WP-Gespräch, sei der zunehmende Widerstand beim Regionalverband Ruhr (RVR) gewesen. „Die Stadt Hagen und der Hagen-Agentur haben unser Projekt immer konstruktiv und wohlwollend begleitet“, betont er die im selben Atemzug die Rückendeckung aus dem Rathaus
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Seit 2010 hat das Unternehmen aus dem Taunus, das sich bereits mit Klettergärten – unter anderem am Harkortberg – bundesweit einen Namen gemacht hat, die Idee im Hasper Stadtwald verfolgt. Ursprünglich war angedacht, für drei Jahrzehnte rund um die Hinnenwiese etwa 20 Hektar Wald zu pachten, um das Fünf-Millionen-Euro-Projekt dort zu realisieren.
Über 1,3 Kilometer Länge sollten die Besucher in bis zu 30 Metern Höhe die Natur, aber auch die fantastische Fernsicht an der Nahtstelle zwischen Ruhrgebiet und Sauerland hautnah erleben können. Vorgesehen war, eine einen Hektar große Fläche für etwa 500 Parkplätze am Kettelbachtal vorzusehen, auf denen die geschätzten 200.000 Besucher im Jahr ihre Pkw abstellen können.
Mehrere Ideen schon abgespeckt
Ergänzt werden sollte die hölzerne Steg-Anlage mit gastronomischem Service durch Zipline-Angebote (Seilrutsche), ein Waldtheater sowie bis zu 50 baumelnde Baumhotels. Innovative Ideen, die in den vergangenen Jahren schrittweise abgespeckt oder ganz verworfen wurden. Zuletzt machten die RVR-Hüter des Landesentwicklungsplanes unmissverständlich deutlich, dass auch das Übernachtungsangebot im Wald utopisch und nicht genehmigungsfähig sei, was die Wirtschaftlichkeit des Projektes endgültig in Frage stellte.
„Für uns war es immer ein Problem, dass wir nie direkt Kontakt zum RVR aufnehmen durften“, beschreibt Tobias Spindler das Dilemma. Seit 2014 sei der RVR zwar als Träger der öffentlichen Belange mit im Boot, habe aber niemals ein klares Signal zu den einzelnen Problemlagen gesendet – das sei erst im vergangenen Jahr deutlicher geworden.
Zuletzt seien auch noch die Parkplätze in Frage gestellt worden, und Forest Adventures habe sich nach Alternativ-Flächen umgesehen – vergeblich. Zumal für solchen Areale erneut aufwändige Artenschutzprüfungen auf der Suche nach Haselhuhn und Wildkatze notwendig geworden wären.
„Damit käme es zu weiteren Verzögerungen von einem Jahr und zu zusätzlichen Prüfungskosten“, verweisen die Investoren auf bereits erfolgte Aufwendungen jenseits der 100.000 Euro für Verkehrs- und Artenschutzprüfungen. Eine weitere Hängepartie sei mit Blick auf die eigenen Mitarbeiter und Kapitalgeber kaum verantwortbar. Diese anhaltende Planungsunsicherheit habe die Verantwortlichen letztlich dazu bewegt, die Hagen-Akte endgültig zu schließen.
„Ich bedauere das sehr, dass der Investor offenbar keine Chance mehr sieht, dieses touristische Projekt zu realisieren“, zeigt sich Oberbürgermeister Erik O. Schulz, der sich früh zugunsten des Baumwipfelpfades positioniert hatte, enttäuscht. „Das wäre schon schön gewesen. Jetzt müssen wir neue Ideen entwickeln, wie wir jüngere Leute für das Thema Wald begeistern.“
Enttäuschter Waldpate
Niedergeschlagen reagiert auch der inzwischen pensionierte Hagener Forstamtschef Horst Heicappell, der im Rahmen der Zukunftsschmiede bis zuletzt als Waldpate das Baumwipfelpfad-Projekt unterstützte: „Leider bin ich nie zu den entscheidenden Gesprächen eingeladen gewesen, um die Idee mit Impulsen aus der Bürgerschaft konstruktiv zu begleitet.“ Heicappell denkt dabei vor allem an Möglichkeiten, das Baumwipfelpfad-Areal von der Selbecke aus über einen waldpädagogischen Lehrpfad die „Blaue Donau“ (Höhwaldstraße) entlang zu erschließen oder in Freizeitpakete des Stadtmarketings einzubinden. „Mit Blick auf die Internationale Gartenausstellung 2027 hätte das zu einem wirklichen Vorzeigeprojekt des RVR werden können“, ärgert er sich über das jähe Aus des Projektes.
Enttäuschung auch bei Hasper Bezirksbürgermeister Dietmar Thieser: „Ich kann aber die Haltung der Investoren nachvollziehen“, glaubt der SPD-Politiker, dass das Hagener Baudezernat schon frühzeitiger den Kontakt zum RVR hätte suchen müssen. „Die Entscheidung ist wirklich bedauerlich, denn es handelt sich um ein wunderbares Projekt.“