Hagen-Mitte. . Gegen mehr als 30 Bewerber hat sie sich durchgesetzt: Wie Marguerite Donlon neue Ballettchefin in Hagen geworden ist.

Ab Sommer hat Hagen eine neue Ballettchefin: Marguerite Donlon, Choreographin, Theater- und Opern-Regisseurin, leitet ab der Spielzeit 2019/2020 die zwölfköpfige Ballett-Compagnie des Hagener Theaters. Die 52-jährige gebürtige Irin hat sich gegen mehr als 30 Bewerber um den Ballett-Chefposten durchgesetzt.

Derzeit lebt Marguerite Donlon als freischaffende Künstlerin in Berlin, „sie wird aber gemeinsam mit ihrer Tochter demnächst nach Hagen ziehen“, versichert Intendant Francis Hüsers.

Am Hagener Haus wird Marguerite Donlon als Ballettdirektorin und Choreographin beschäftigt. „Wie bei Künstlern üblich, hat Frau Donlon einen Vertrag für zwei Spielzeiten, der sich automatisch, sofern nicht eine der Parteien den Vertrag kündigt, verlängert wird“, sagt der Intendant.

Kultur für alle, nicht nur für wenige

In einer persönlichen Erklärung äußert sich die Irin, die den Ruf einer innovativen Künstlerpersönlichkeit genießt, erfreut über ihre Wahl zur neuen Ballettdirektorin. „In vergangenen Spielzeiten hatte ich zweimal die Gelegenheit, in Hagen als Gastchoreographin mit dem Ballett-Ensemble

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zu arbeiten und habe die kreative und kollegiale Atmosphäre am Theater Hagen sehr geschätzt.“

Auch die Diskussionen um Einsparungen und um den Erhalt der Sparte Ballett hat die Irin verfolgt: „Ich weiß, dass in vielen deutschen Städten die öffentlichen Haushalte unter Druck stehen und die Ausgaben für Kultur gekürzt werden. Ich freue mich, dass die Sparte Tanz weiter fester Bestandteil des Theaters Hagen sein wird.“ Ihre Maxime laute „Kultur ist für alle da, nicht nur für wenige“.

Weitere Frau in Führungsposition

Mit der Entscheidung für Marguerite Donlon als Ballettchefin könnte endlich Ruhe einkehren in die Sparte Ballett. Der langjährige und beim Publikum wie in der Compagnie überaus beliebte Ballettdirektor Ricardo Fernando verließ aufgrund des aufreibenden Spardrucks 2017 das Hagener Theater und ging als Ballettchef ans Staatstheater Augsburg.

Der Vertrag seines Nachfolgers Alfonso Palencia wurde nicht verlängert. Der ebenfalls bei den Theaterbesuchern beliebte Spanier wird im Sommer das Hagener Haus verlassen. „Marguerite Donlon wird ihre eigene Assistentin oder ihren eigenen Assistenten mit nach Hagen bringen“, sagt Hüsers, der sich freut, dass mit der 52-Jährigen (neben Lutz-Leiterin Anja Schöne) eine weitere Führungsposition im Theater mit einer Frau besetzt wird.

In den letzten Monaten wurde der Italiener Francesco Nappa als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge von Alfonso Palencia gehandelt. Warum letztendlich doch Marguerite Donlon die Nase vorn hatte? „Sie bringt langjährige Erfahrung als Ballettchefin einer großen deutschen Compagnie mit“, sagt Hüsers. Dass Marguerite Donlon fließend Deutsch spricht, dürfte ebenfalls ein Vorteil sein, obwohl das Ballett-Ensemble international besetzt ist.

Was Hüsers an Marguerite ­Donlon fasziniert? „Sie entwickelt für jedes Stück eine eigene Körpersprache.“

Während Mitbewerber Francesco Nappa (er ist in der aktuellen Spielzeit als Gast-Choreograph am Hagern Haus beschäftigt) gern Akrobatik in seine Tanzabende integriere, sei Marguerite Donlon doch eher Vertreterin des klassischen Stils, „obwohl sie die ganze Sparte von Neoklassik bis modern beherrscht“, so der Intendant. Und weiter: „Für das Hagener Haus und seine Perspektive ist Marguerite Donlon die absolut richtige Person für diese Position.“ Das Bewerbungsverfahren um den Posten des Ballettchefs bzw. der Ballettchefin wurde federführend von Intendant Francis Hüsers, Generalmusikdirektor Joseph Trafton und dem damaligen Verwaltungsleiter Michael Fuchs geleitet. „Joseph Trafton und ich haben mit etwa zehn Bewerbern persönliche Gespräche geführt“, sagt Hüsers. Letztendlich sei die Entscheidung für Marguerite Donlon gefallen. „Die Zusage von Marguerite Donlon ist ein großer Glücksfall für unser Ballett, für das gesamte Theater und für unser Publikum“, resümiert Hüsers. Die Bedeutung, die dem Tanz als exponierte Kunstform in Hagen seit längerem schon ­zukomme, werde mit Marguerite Donlon noch einmal enorm zu steigern sein, prophezeit der Intendant.