Hagen. . Der Hagener Intendant Hüsers verlängert den Vertrag von Ballettdirektor Alfonso Palencia nicht. Die Ballettfreunde fürchten um die Sparte
Das Theater Hagen kommt nicht zur Ruhe. Der neue Intendant Francis Hüsers verlängert den Vertrag von Ballettdirektor Alfonso Palencia nicht, wie jetzt bekannt wurde. Die Ballettfreunde Hagen sind in großer Sorge um die Zukunft der Sparte. Am Mittwoch haben die Vorstände der Bürgerstiftung der Theaterfreunde, des Theaterfördervereins und der Ballettfreunde mit dem Intendanten unter anderem über die Situation gesprochen. Francis Hüsers war nicht persönlich für eine Stellungnahme gegenüber zu erreichen.
Am Mittwochabend gab das Theater eine Mitteilung heraus, in der „künstlerisch-programmatische Differenzen“ als Ursache für die Trennung genannt werden. Erste Sondierungen zur Neubesetzung der Position seien bereits aufgenommen.
Hagener Ballett wurde 2014 mit Deutschem Tanzpreis geehrt
Alfonso Palencia ist seit der Spielzeit 2017/2018 Ballettdirektor am Theater Hagen. Er hat die Nachfolge von Ricardo Fernando angetreten, der in 14 Jahren das seinerzeit heruntergewirtschaftete und von der Auflösung bedrohte Hagener Ballett von Grund auf neu aufgebaut und zu überregionalem Renommee geführt hat, was 2014 mit dem Deutschen Tanzpreis gewürdigt wurde. Als Folge der Spardebatte um das Theater Hagen wechselte Fernando an das Ballett Augsburg.
In dieser kritischen Situation wurde der bisherige Trainingsleiter Alfonso Palencia zum Ballettchef befördert. Mit drei abendfüllenden Produktionen hat der junge Spanier bewiesen, dass man ihm diese Position tatsächlich zutrauen darf. Sein jüngster Ballettabend „Move On“ mit drei Arbeiten von ihm selbst und von international erfolgreichen Choreographen wird vom Publikum und von der Kritik enthusiastisch aufgenommen.
„Wir sind in großer Sorge um die Zukunft der Sparte“, unterstreicht Sylke Feldberg als Geschäftsführerin der Ballettfreunde. „Eine Interimslösung wäre der Tod der Sparte, dann wäre die Arbeit, die Ricardo Fernando 14 Jahre lang geleistet hat, hinfällig.“
Wie geht es weiter? Zwei Szenarien sind denkbar
Zwei Szenarien sind für die Sparte Ballett denkbar. Erstens: Intendant Hüsers findet einen neuen Ballettdirektor, der ab der Spielzeit 2019/2020 an die Erfolge seiner Vorgänger anknüpft. Zweitens: Die Stelle des Ballettdirektors wird eingespart und das Hagener Ballett vorübergehend oder langfristig von einem Ballettmeister geführt, was eine Degradierung der Sparte bedeuten würde.
Gute Ballettdirektoren wachsen allerdings nicht auf den Bäumen, deshalb ist diese Personalentscheidung von Intendant Hüsers so irritierend. Es sei denn, er hat bereits einen Namen in der Hinterhand. In diesem Zusammenhang ist ein Zeitungsartikel aus der „Augsburger Allgemeinen“ vom Juli interessant. Darin wird der 31-jährige Tänzer Riccardo De Nigris vorgestellt, der altersbedingt mit dem Tanzen aufhört und seine Karriere als Choreograph auf den Weg bringen will. „Ich fühle mich stark für einen großen Schritt“, zitiert ihn die Zeitung. Zu diesem Zweck ist er im Sommer zu einer Freundin nach Hagen gezogen. Am Theater Hagen wirkt er in der Produktion „Take a Walk on the Wild Side“ mit.
Schlingerkurs am Theater Hagen
Während Entlassungen auch von Führungskräften im Rahmen eines Intendantenwechsels als üblich gelten, hat Francis Hüsers in Sachen Ballett bisher einen Schlingerkurs gesteuert. Bereits in seiner ersten Spielzeit als Intendant am Theater Hagen hat er vor einem Jahr Alfonso Palencia die Nichtverlängerung ausgesprochen, dann aber diese Nichtverlängerung später wieder zurückgezogen. Nun hat er den Vertrag mit Alfonso Palencia erneut nicht verlängert.
„Das kommt für mich völlig unerwartet. Ich finde das sehr schade“, bedauert Alfonso Palencia den Schritt des Intendanten. Zumal Hüsers ihm die Verlängerung mündlich bereits zugesichert habe, um dann fünf Tage später zu verkünden, er wolle sich doch von ihm trennen. Palencia liebt seine Arbeit am Theater Hagen und ist gerne bereit weiterhin als Ballettdirektor zur Verfügung zu stehen.