Hagen. In die Ermittlungen zum Rockerkrieg zwischen Freeway Riders und Bandidos in Hagen kommt Bewegung. Ein Mitglied hat ausgesagt.

In die Ermittlungen im Hagener Rockerkrieg zwischen dem Bandidos und den Freeway Riders ist Bewegung gekommen. Eines der vier Mitglieder des Hagener Rockerclubs Freeway Riders, die im Dezember bei einer großen Razzia festgenommen worden waren, hat ausgesagt. In der Folge sind er und zwei weitere Freeway-Riders- Mitglieder aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Darunter auch der Präsident des Hagener Chapters.

Der Verdacht gegen einen 57 Jahre alten Tatverdächtigen wegen versuchten Mordes hat sich dagegen wohl verfestigt. Hier, so Oberstaatsanwalt Dr.Gerhard Pauli im Gespräch mit der WESTFALENPOST, bestehe weiter dringender Tatverdacht. Das Freeway- Riders-Mitglied soll zumindest mit verantwortlich sein für die Tat am 5. Oktober vergangenen Jahres auf der Frankfurter Straße. Dort war vor einem Café ein Bandidos -Mitglied niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt worden.

Weiter Ermittlungen gegen freigelassene Mitglieder

Gegen die drei anderen Mitglieder des Hagen Rockerclubs, die nun wieder auf freiem Fuß sind, besteht nach Aussage von Oberstaatsanwalt Pauli in diesem Fall zumindest kein dringender Tatverdacht mehr, der eine Untersuchungshaft rechtfertigen würde. Ermittelt wird gegen sie aber weiterhin, unter anderem auch wegen Verstößen gegen das Waffengesetz.

Bei den bisherigen Ermittlungen gegen die Hagener Rocker-Gruppierungen hatten die Ermittler bislang die Schwierigkeit, dass sie bei möglichen Zeugen und selbst bei den Opfern meist auf eine Mauer des Schweigens stießen.

Da nun zumindest ein Mitglied der Freeway Riders Angaben zu der Tat auf der Frankfurter Straße gemacht zu haben scheint, scheint die Strategie der Ermittler aus dem Kommissariat für organisierte Kriminalität aufgegangen zu sein: Sie wollten den Druck auf die Szene mit einer harten Vorgehensweise hoch halten.

Keine Angaben wollte Oberstaatsanwalt Pauli zur Frage machen, ob der Mann, der nun ausgesagt hat, unter besondere Schutzmaßnahmen der Ermittler steht.

Bandido nach Schüssen auf BMW weiter in Haft

Auf weitere Bewegung hoffen die Ermittler auch bei einem anderen Fall im Hagener Rocker-Krieg. Hier stehen die Bandidos im Fokus: Ein 31-jähriges Mitglied des Hagener Chapters sitzt wegen des Verdachts des versuchten Mordes weiter in Untersuchungshaft. Er soll verantwortlich sein für die Schüsse, die Anfang Oktober auf den fahrenden BMW eines Mitglieds der Freeway Riders auf der Saarlandstraße abgegeben worden sein sollen. Darin saß nicht nur der Rocker, sondern auch seine Partnerin. Auch in diesem Fall bestehe weiterhin dringender Tatverdacht, bestätigt Oberstaatsanwalt Gerhard Pauli.

Reihe von Fällen im Hagener Rockerkrieg

Die Fälle Frankfurter- und Saarlandstraße waren die vorläufigen Höhepunkte im Hagener Rockerkrieg zwischen den Bandidos und den Freeway Riders. Über Monate hinweg war die Auseinandersetzung immer weiter eskaliert. Im Juli 2018 wurde auf ein Mitglied der Freeway Riders am Tücking geschossen, noch am gleichen Tag wurde ein Bandidos-Mitglied auf dem Aral-Tankstellengelände in Eilpe niedergestochen und lebensgefährlich verletzt.

Am 5. Oktober wurde dann ein Bandidos-Mitglied an der Frankfurter Straße niedergeschossen. Wenige Tage später fielen Schüsse auf das fahrende Auto eines Freeway-Riders-Mitglied auf der Saarlandstraße. Seitdem sprechen auch die Ermittler von einem Rockerkrieg, das Kommissariat für Organisierte Kriminalität übernahm die Ermittlungen.

Großrazzia mit Räumpanzer in Hagen

Im Oktober hatten Spezialeinsatzkräfte der Polizei das 31-jährige Bandidos-Mitglied festgenommen. Im Dezember dann gab es dann die Groß-Razzia gegen die Freeway Riders. Unter anderem hatten 30 bis 40 Spezialkräfte mit Hilfe eines Räumpanzers das Clubhaus der Freeway Riders in Hagen-Kückelhausen gestürmt.

Doch nicht nur hier, sondern auch an sechs anderen Orten in Hagen sowie in Lüdenscheid, Dortmund, Holzwickede und Witten wurden Wohnungen und andere Objekte durchsucht. Insgesamt 14 Männer im Alter zwischen 21 und 56 Jahren nahm die Polizei fest. Die meisten kamen am gleichen oder am nächsten Tag wieder frei. Vier Männer blieben aber länger in U-Haft, bis drei von ihnen am vergangenen Freitag auf freien Fuß gesetzt wurden.