Hagen. . Die festgenommenen Mitglieder der Freeway Riders und ein Bandido bleiben vorerst in Haft. Ihnen wird versuchter Mord vorgeworfen.
Auch das Weihnachtsfest mussten sie hinter Gittern verbringen: Die drei Mitglieder der Freeway Riders, die im Dezember am Nikolaustag bei einer Großrazzia von Polizei und Staatsanwaltschaft festgenommen wurden, sitzen weiter in Untersuchungshaft. Das bestätigte Oberstaatsanwalt Gerhard Pauli der WP. Und auch das Bandidos-Mitglied, das Anfang Oktober festgenommen wurde, sitzt weiter in U-Haft – ein Haftprüfungstermin blieb für ihn erfolglos. Allen vieren wird versuchter Mord vorgeworfen.
Die Freeway Riders sollen für die Schüsse auf einen Bandido in der Frankfurter Straße im Oktober verantwortlich sein, der lebensgefährlich verletzt wurde. Und der in Haft sitzende Bandido soll nur wenige Tage später auf der Saarlandstraße auf ein fahrendes Auto geschossen haben, in dem ein Freeway Rider saß. Eindeutige Zeichen, wie sehr der Rocker-Krieg in diesem Jahr eskaliert ist.
Und auch der Fall, der zumindest öffentlich am Anfang dieser turbulenten Monate stand, beschäftigt weiter die Ermittler: Gegen den Präsidenten des Hagener Bandidos-Chapters wird ebenfalls weiter ermittelt wegen einer Attacke in einer Shisha-Bar im Hagener Bahnhofsviertel.
Rocker-Krieg lange nicht denkbar
Rocker-Krieg – in Hagen hatte man lange geglaubt, dass dieser Begriff nicht auf die Volmestadt zutreffen würde. Seit mehr als 40 Jahren sind hier die Freeway Riders die Platzhirsche. In Hagen ist die heute in vielen anderen Städten vertretene Rocker-Gruppe gegründet worden, hier ist auch weiter ihr Hauptquartier. Doch seit gut zwei Jahren versuchen die Bandidos in Hagen Fuß zu fassen.
Im Jahr 2016 sorgte schon mal ein Marsch der Freeway Riders von ihrem Clubhaus in Kückelhausen bis zum Ebert-Platz für Aufsehen. Es sollte wohl eine Machtdemonstration gegenüber den Bandidos sein, die schon da versucht hatten, ein eigenes Chapter zu gründen. Dann war es länger ruhig, bis in diesem Jahr die Präsenz von Bandidos-Mitgliedern im Stadtbild immer augenfälliger wurde. Und bis es Ende Juni zum ersten Großeinsatz der Polizei kam. Die hatte bislang eigentlich gesagt, dass sie keinen Rocker-Krieg in Hagen sehe. Nun aber wurde das Clubhaus der Bandidos in Delstern gestürmt, ebenso wie verschiedene andere Objekte, darunter auch die Privatwohnung des Präsidenten. Der Hintergrund: Die Attacke in der Shisha-Bar.
Blutige Monate
Es sollte aber nur der Auftakt zu blutigen Monaten werden. Im Juli fiel erst ein Schuss in der Detmolder Straße, der wohl einem Freeway Riders galt. Nur wenige Stunden später lag ein Bandidos-Mitglied blutüberströmt nach einer Messerattacke auf einem Tankstellen-Gelände in Eilpe.
Und im Oktober dann wurde ein Bandidos-Mitglied auf der Frankfurter Straße niedergeschossen, nur wenige Tage später dann der Schuss auf das Auto eines Freeway Riders, in dem nicht nur er, sondern auch seine Freundin saß.
Die Ermittler dementierten ab dem Zeitpunkt nicht mehr den Begriff Rocker-Krieg. Und die Großeinsätze unter Einsatz massiver Kräfte zeigen: Polizei und Staatsanwaltschaft wollen die Sache sehr ernst nehmen und wollen jeden Anschein verhindern, dass der Staat hier sein Gewaltmonopol aufgeben wird. Ob dies wirklich gelingen wird, ist noch offen. Und ebenso die Frage, ob letztlich auch wirklich alle in Haft sitzenden Rocker tatsächlich angeklagt und auch verurteilt werden können.
Zumindest ein Teil des Hagener Rockerkriegs fußt aber wohl auch auf der persönlichen Entwicklung der Anführer: So war der heutige Bandidos-Chef ein Ex-Freeway-Rider. Und der Freeway-Riders- Präsident war einmal ein Bandido.