Hagen/Herdecke. . Beschluss der Bezirksregierung: Amprion darf neue 380-Kilovolt-Leitungen bis Hagen-Garenfeld bauen führen. Bürger können am Bundesgericht klagen.
Die Überraschung ist ausgeblieben, die Entscheidung steht und dürfte für Unmut bei vielen Bürgern sorgen. Die Bezirksregierung Arnsberg hat den Ausbau der Amprion-Stromtrasse genehmigt. Der Netzbetreiber darf die Pläne für die Höchstspannungsfreileitung mit 380 Kilovolt von Dortmund-Kruckel über Herdecke nach Hagen-Garenfeld umsetzen – sofern das Bundesverwaltungsgericht Leipzig nach einer möglichen Klage den Beschluss nicht kassiert.
Seit Donnerstagnachmittag herrscht Klarheit, das Planfeststellungsverfahren inklusive Umweltverträglichkeitsprüfung ist beendet. Das Ergebnis fällt wie beim Raumordnungsverfahren 2011 aus. Die Behörde erlaubt Amprion, die vorhandene Trasse zu nutzen, diese aufzustocken und bis zu 87 Meter hohe Masten zu errichten.
„Die schonendste Lösung“
Daran änderten auch die rund 950 Einwendungen nichts. Überwiegend Herdecker hatten fristgerecht und auch danach immer wieder gegen neue Masten sowie stärkere Stromleitungen durch das Stadtgebiet protestiert. Vergeblich. Die von der Bürgerinitiative Semberg und der Herdecker Verwaltung favorisierte Alternativroute entlang der Autobahnen A45 und A1 lehnte die Bezirksregierung ab, da dadurch neue Betroffenheiten für bisher Unbeteiligte entstehen würden.
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Verfahrensleiter Werner Isermann von der Abteilung Bergbau und Energie, der den 288-seitigen Beschluss nun unterschrieben hat, betrachtet die von Amprion beantragte Neubauleitung in dem bestehenden Korridor als „insgesamt schonendste Lösung für Menschen und Umwelt“. Sein Dezernat habe alle Einwendungen, Stellungnahmen und Anregungen „sorgfältig geprüft und abgewogen“. Dabei hält die Behörde mit Blick auf betroffene Bürger, die nahe der Trasse leben, auch die Immissionen durch elektrische und magnetische Felder für vertretbar. „Die Grenzwerte werden eingehalten, das hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz festgestellt.“ Die geplante 380-kv-Leitung mit bis zu 87 Meter hohen Masten sei ebenso mit anderen so genannten Schutzgütern vereinbar.
Netzausbau gesetzlich festgelegt
Zudem führte Isermann an, dass auch übergeordnete Aspekte zu berücksichtigen seien. Dieser fast elf Kilometer lange Abschnitt, der u.a. vom Schnee zum Schraberg über das Gahlenfeld bis zum Hengsteysee führt, ist das erste Teilstück der Verbindung von Kruckel nach Dauersberg (Rheinland-Pfalz). Diese steht im Bundesbedarfsplan sowie im Energieleitungsausbaugesetzt. „Damit wurde der vordringliche Bedarf für diese Strecke gesetzlich festgestellt“, so die Bezirksregierung. Ziel: Strom aus den Kraftwerken im östlichen Ruhrgebiet und Windenergie in Richtung Süden weiter transportieren. Neben der Versorgung in Süddeutschland diene dieser Netzausbau „auch der langfristigen Sicherstellung der Stromversorgung im Großraum Dortmund und Hagen“.
Die Unterlagen will die Bezirksregierung im September öffentlich in den Stadtverwaltungen Dortmund, Witten, Herdecke und Hagen auslegen. Danach sind womöglich Bürger oder die Prozessgemeinschaft Herdecke unter Strom am Zug. Letztgenannte Gruppe hat Gelder für einen Einspruch am Bundesverwaltungsgericht gesammelt und steht sowohl mit klagebereiten Herdeckern als auch mit einem Fachanwalt in Kontakt, um in Leipzig juristisch gegen den Beschluss aus Arnsberg vorzugehen
In Hagen war dieser Teil der Trasse, der nur zur Hälfte über Hagener Stadtgebiet führt, bislang nicht so heißt diskutiert wie in Herdecke. Ganz anders der weitere Abschnitt, der von Garenfeld über Elsey führt und dessen Verlauf hoch umstritten ist. Hier ist das Planfeststellungsverfahren noch nicht beendet.