Meiswinkel. . Im Protest gegen die Amprion-Höchstspannungsleitung gehen die Meiswinkeler den organisierten Weg – und gründen eine Bürgerinitiative.

Gut 90 Meiswinkeler, die alles andere als einverstanden sind mit den bisherigen Planungen, haben die Bürgerinitiative „... weil wir Meiswinkel lieben“ gegründet. „Wir wollen eine möglichst vernünftige Lösung für alle finden“, formuliert Vorsitzender Christian Bode das Ziel.

Weniger Masten aufstellen, den alten Trassenverlauf nutzen und Strahlung mit höher angebrachten Leitungen minimieren – jeder dieser Punkte hat aus Amprion-Sicht durchaus etwas für sich. Das sehen die Meiswinkeler allerdings anders. Für sie versucht Amprion, ein „Hilfskonstrukt zu bauen, das Neubau in einer vorhandenen Trasse heißt“, sagt Christian Bode. Der Vorwurf: „Damit soll die Anwendung von Mindestabständen, die im Landesentwicklungsplan NRW 2016 festgelegt worden sind, umgangen werden“ , 400 Meter zur Wohnbebauung und 200 Meter zu den Außenbereichen.

Das erste, was man von Meiswinkel sieht, wenn man von Oberholzklau aus über die Kuppe fährt, sind zwei Masten und ein Windrad, betont der neue BI-Vorsitzende. Sollte sich Amprion mit seinen Plänen durchsetzen, hätte der rund 620 Einwohner zählende Siegener Ortsteil einiges von seinem Charme eingebüßt, kritisieren Zuhörer. Der Trassenverlauf bringe dem Ort keine Vorteile. Im Gegenteil. Die bis zu 63,50 Meter hohen Konstruktionen würden die Leitungen noch näher an Häuser und Höfe rücken lassen, heißt es weiter. Mehr als 100 Gebäude würden in einem Abstand von weniger als 400 Metern zur Stromtrasse stehen. „Das ist halb Meiswinkel“, so Bode. Zudem sei der Verlauf der inzwischen 90 Jahre alten Trasse nie an die Veränderungen in der Wohnbebauung angepasst worden. Auf Kritik stößt auch die Amprion-Absage von Erdkabeln in diesem Abschnitt. In den Augen Christian Bodes ist es „komisch, dass sechs Meter tiefe Fundamente auf einer Größe von 169 Quadratmetern gegraben werden können, es aber nicht möglich ist, ein Erdkabel in zwei Metern Tiefe zu verlegen.

Es kann doch nicht sein, dass es keine Aufklärung gab: Für eine Vielzahl der Zuhörer und späteren BI-Mitglieder war das Verfahren und ist das Planfeststellungsverfahren mit Einreichungen, Auslegungen und Anhörungen alles andere als transparent. Für Laien sei es enorm schwer, sich „in die Thematik reinzudenken“, betont Christian Bode. Die Informationsbeschaffung ist enorm schwierig. „Da rutscht so einiges durch“, schildert Ansgar Klein, Sprecher der Bürgerinitiative Junkernhees, seine Erfahrungen mit den zuständigen Behörden und Stellen. Seine Organisation protestiert ebenfalls gegen die 380-Kilovolt-Leitung und ein Umspannwerk auf der Dönschen Wiese.

„Das Verfahren ist sehr 1.0, sehr analog“, betont auch Jens Kamieth. Der CDU-Landtagsabgeordnete sagte aber auch, dass noch auf das Verfahren eingewirkt werden könne. Der Erörterungstermin der Bezirksregierung ist für das Ende dieses Jahres oder den Anfang nächsten Jahres vorgesehen. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Wind zu machen“, so der Christdemokrat. Der Siegener Rat hatte nach den zunehmend lauter werdenden Protesten aus Meiswinkel im März eine „deutlich von der Ortslage abgerückte Trassenführung“ verlangt.

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