Wehringhausen. . Spielende Kinder treffen an der Hagener “Bohne“ auf Drogensüchtige. Die Politik fordert eine Lösung – doch für Streetworker fehlt das Geld.
Die Einrichtung eines Treffpunktes und der Einsatz von Streetworkern ist in den Augen des Fachbereichs Jugend und Soziales zwar eine geeignete Möglichkeit, auf den zunehmenden gesellschaftlichen Sprengstoff rund um das Freizeitareal „Bohne“ zu reagieren.
Allerdings fehlten der Stadt die notwendigen finanziellen Mittel, um hier angemessen gegensteuern zu können, heißt es in einer Stellungnahme der Stadtverwaltung zu einem entsprechenden Vorstoß der Fraktion „Hagen Aktiv“.
Drogenszene ist am Bodelschwingplatz ein "Problem"
Die Wählergemeinschaft hat in einem Antrag für die Ratssitzung am Donnerstag den Vorschlag unterbreitet, im Umfeld des Bodelschwinghplatzes ein leerstehendes Ladenlokal anzumieten, um beispielsweise in Form eines Cafés hier einen Treffpunkt mit psychosozialer Betreuung einzurichten. Dazu sollten von der Stadt auch Streetworker eingesetzt werden, um die Drogensüchtigen, aber auch die Alkoholkonsumenten professionell zu begleiten.
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„Die tägliche Methadonausgabe an etwa 150 Personen im Bereich des Bodelschwinghplatzes und der sich daraus bildende Szenetreff ist schon seit langem ein Problembereich in Wehringhausen“, betont Hagen-Aktiv-Chef Josef Bücker, dass seine Fraktion bereits seit vier Jahren sich um eine Entschärfung der Lage bemühe.
Bodelschwinghplatz steht vor der Vollendung
Der 5700 Quadratmeter große Bodelschwinghplatz wurde in den vergangenen Monaten für etwa 1,3 Millionen Euro komplett neugestaltet.
Im Zuge dieser Arbeiten wurde auch der Zugang in die Bahnunterführung rollstuhlgerecht abgeflacht und damit deutlich offener gestaltet.
Der genaue Eröffnungstermin des Areals, das künftig eine hohe Aufenthaltsqualität bietet und von parkenden Autos befreit wurde, wird derzeit noch abgestimmt.
„Ursprünglich wandten sich die in der Ausgabestelle versorgten Patienten nach der Methadoneinnahme in Richtung Bodelschwingh-Spielplatz und Bahnunterführung“, erinnert Bücker. Dort seien dann gerne noch andere wenige vertrauenserweckende Gestalten hinzugestoßen, so dass immer mehr Bürger um den Fußgängertunnel einen Bogen machten.
Spielende Kinder treffen auf Drogensüchtige
„Heute hat sich der Szene-Treff auf das neu eingerichtete Freizeitareal mit Pumptrack auf der Bohne verlagert. Leider ist es so“, kritisiert der Hagen-Aktiv-Sprecher, „dass spielende Kinder und Jugendliche nun hier dieser Szene ungeschützt ausgeliefert sind. Es muss dringend Abhilfe geschaffen werden.“
Eine Beschreibung des Ist-Zustandes, dem die Hagener Fachverwaltung keineswegs widerspricht. Nachdem es im Rahmen der Neugestaltung des Bodelschwinghplatzes sowie der Bahnunterführung gelungen scheint, diese Fußgängerverbindung wieder begehbar zu gestalten, ist die Szene der Drogenpatienten und Alkoholkonsumenten derweil in Richtung Bohne umgesiedelt. Allerdings konnte zumindest zu den letztgenannten auch durch die erfahrenen Sozialarbeiter der Stadt Hagen kein fruchtbarer Kontakt aufgebaut werden.
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Erhebliche Probleme bereiten zudem die aufgestellten Dixi-Toiletten, weil sie aufgrund unzumutbarer Verschmutzungen von der Anbieterfirma nicht mehr gereinigt werden. Die ursprüngliche Planung, für mehr als 100 000 Euro eine stationäre Toilettenanlage zu errichten, wurden angesichts dieser Erfahrungen zunächst auf Eis gelegt.
Kein Geld für einen betreuten Szene-Treff
Die durchaus sinnvolle Einrichtung eines geordneten Treffpunktes in einem Ladenlokal, der von Streetworkern betreut wird, würde mit Blick auf Miet-, Personal- und Sachkosten nach Einschätzung der Stadtverwaltung etwa 145 000 Euro Kosten. Bei einer Kombination des Angebots mit den ebenfalls aufsuchenden Maßnahmen rund um den Wilhelmsplatz würden aufgrund reduzierter Personalkosten immerhin noch 80 000 Euro fällig.
Gelder, für die es nach Angaben des Fachbereichs Jugend und Soziales keinerlei Budget gibt. Ebenso scheint es illusorisch, dafür Fördertöpfe anzapfen zu wollen: Ein von Streetworkern betreuter Treffpunkt gehört zum Standardangebot vieler anderer Städte und ist somit kaum aus förderungswürdig einzustufen.