Hagen. . Die Würfel sind gefallen. Einen Maßregelvollzug im Deerth wird es nicht geben. Der Rat entschied sich mit 33 zu 27 Stimmen dagegen.
- Der Stadtrat hat in einem der heiß diskutiertesten Streitfälle der vergangenen Jahre seine Entscheidung getroffen
- Mit 33 zu 27 Stimmen ist die Erweiterung der Drogenklinik im Deerth abgelehnt worden.
- Für einen Ausbau sprachen sich SPD und FDP geschlossen aus
Sieg für die Bürgerinitiative, Niederlage für die Arbeiterwohlfahrt (AWO): Der Hagener Stadtrat hat in einem der heiß diskutiertesten Streitfälle der vergangenen Jahre gestern in einer Sondersitzung seine Entscheidung getroffen. Mit 33 zu 27 Stimmen ist die Erweiterung der bestehenden Drogenklinik im Deerth (im Stadtwald in Wehringhausen) um einen geschlossenen Maßregelvollzug abgelehnt worden.
Im Video: Geschäftsführerin Birgit Buchholz und Vorsitzende Renate Drewke
Als unsere Zeitung die Kontrahenten eine Etage über der Empore des Ratssaals um ein abschließendes Statement bittet, geben sich Jörg Liese (Sprecher der Bürgerinitiative) und AWO-Vorsitzende Renate Drewke beide mit Tränen in den Augen die Hand.
„Es tut mir so leid für Sie, Frau Drewke. Die AWO leistet am Standort ausgezeichnete Arbeit“, sagte Liese. Renate Drewke erwiderte sportlich und mit Respekt: „Danke, für ihre Worte, Herr Liese. Und ich gratuliere Ihnen.“
Im Video: Jörg Liese
Die CDU hatte einen Antrag in die Ratssitzung eingebracht, das Verfahren endgültig einzustellen. Die Unions-Fraktion stimmte bei einer Abweichung nahezu geschlossen gegen eine Erweiterung. Dagegen votierten auch Hagen-Aktiv sowie die AfD. Für einen Ausbau sprachen sich SPD und FDP geschlossen aus.
Klatsche für die Verwaltung
Bis zuletzt versuchte die Verwaltung, doie Ratsherren- und frauen von der Sinnhaftigkeit der Klinikerweiterung zu überzeugen. Baudezernent Thomas Grothe sagte gestern: „Die Verwaltung ist der Auffassung, dass der Standort richtig ist. Andere Flächen müssten auf dem Mond liegen, um von allen akzeptiert zu werden.“
An der Verwaltung wurde gestern Kritik von der Politik laut. Sie habe die Bürger bei der Anhörung im Januar nicht ernst genommen. Dadurch sei das Thema erst emotional geworden.
Geteilt stimmten die Grünen, die Linken sowie die Fraktion Bürger für Hohenlimburg/Piraten ab. Der massive Bürgerprotest, der Eingriff in das Landschaftsbild, Zweifel an einem Umweltgutachten und große Bedenken bei den beiden Grundstücksverkäufen des Wirtschaftsbetriebs Hagen an die AWO gehörten in den Statements der ablehnenden Fraktionen zu den Hauptargumenten. „Ein Standortvorteil Hagens ist der Waldreichtum.
Wenn wir sanften Waldtourismus wollen, darf dieses Projekt nicht realisiert werden“, sagte Stephan Ramrath (CDU). Hans-Georg Panzer von den Grünen erklärte: „Ich habe noch nie erlebt, wie nach einer Bürgeranhörung im Januar eine Bombe so platzen kann. Für mich ist es allein unrealistisch, zu glauben, dass bei einem Höhenunterschied von 20 Metern auf dem Gelände kein großer Eingriff in das Waldbild nötig wird.“
Für Josef Bücker von Hagen-Aktiv war der enorme Bürgerprotest (12 000 Unterschriften wurden gesammelt) entscheidend und Ingo Hentschel (Linke) warf der Verwaltung gar vor, im gesamten Verfahren wie ein Vertreter der AWO aufgetreten zu sein. Michael Eiche erklärte für die AFD: „Wenn so ein Projekt Schule machen würde, würde das andere Investoren auch in anderen Schutzgebieten auf den Plan rufen.“ Einzig SPD und FDP fanden, dass das Vorhaben gemäß aller Gutachten im Wald als verträglich bezeichnet werden könnte.