Hagen. . NRW-Landesbeauftragte für den Maßregelvollzug Uwe Dönisch-Seidel spricht sich für die Erweiterung der Drogenklinik im Deerth aus.

  • NRW-Landesbeauftragte für den Maßregelvollzug Uwe Dönisch-Seidel spricht sich für Erweiterung aus
  • Neue Landesregierung unterstützt bisherigen Kurs
  • Plätze in geschlossenem Bereich dringend benötigt

Für die Erweiterung der Drogenklinik im Deerth um eine geschlossene Abteilung hat sich der NRW-Landesbeauftragte für den Maßregelvollzug Uwe Dönisch-Seidel ausgesprochen.

„Die Klinik hat sich stets in diesem sehr sensiblen und komplexen Bereich der Versorgung suchtkranker Straftäter als äußerst fachkompetent und verlässlich gezeigt“, betont der Diplom-Psychologe auf WP-Anfrage. Deshalb genieße die Einrichtung auch in der Landeshauptstadt einen sehr guten Ruf.

Mit allen Landtagsfraktionen abgestimmt

Damit unterstützt nach dem Wechsel der Landesregierung der neuerdings für den Bereich verantwortliche CDU-Minister Karl-Josef Laumann ausdrücklich den Kurs des rot-grünen Vorgänger-Kabinetts.

„Die Gesamtplanung des Maßregelvollzuges in NRW wird seit mehreren Jahren mit allen Landtagsfraktionen abgestimmt. Dies gilt insbesondere für die Standortentscheidungen und auch für das Investitionsprojekt der Klinik im Deerth“, betont Dönisch-Seidel.

„Hier hat sich seit der Landtagswahl auch keinerlei Veränderung ergeben.“

Uwe Dönisch-Seidel begrüßt die Erweiterungspläne.
Uwe Dönisch-Seidel begrüßt die Erweiterungspläne. © Lindekamp

Im Gegensatz zur CDU-geführten Landesregierung hatte sich die Hagener CDU-Ratsfraktion zuletzt ausdrücklich gegen das Investitionsprojekt der AWO am Standort Hagener Stadtwald ausgesprochen und sich damit mit dem Vorstoß einer Bürgerinitiative solidarisiert.

Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Stephan Ramrath kündigte ausdrücklich an, dass man sich – egal was Inhalt der noch ausstehenden Expertengutachten sei – bei der im Herbst anstehenden Offenlage gegen die Planungen aussprechen werde.

CDU präferiert anderen Stadnort

Die CDU plädiert stattdessen dafür, den geschlossenen Maßregelvollzug an einem anderen Standort in Hagen zu etablieren. Gleichzeitig em­pfiehlt die Fraktion der AWO, die bestehende Drogenklinik im Deerth gleich mitumzusiedeln, um Synergieeffekte andernorts nutzen zu können.

AWO-Geschäftsführerin Birgit Buchholz hat jedoch bereits signalisiert, dass ein solcher Schritt die finanziellen Möglichkeiten des Verbandes sprengen würde:

AWO-Geschäftsführerin Birgit Buchholz macht sich für die Erweiterung stark.
AWO-Geschäftsführerin Birgit Buchholz macht sich für die Erweiterung stark. © Michael Kleinrensing

„Der bisherige Standort hat bewiesen, dass sich die reizarme und damit erholsame Umgebung äußerst positiv auf die Genesung der Patienten ausgewirkt hat. Die direkte Nähe der Einrichtungsbereiche zueinander stellt die Aufrechterhaltung der therapeutischen Arbeitsbündnisse sicher, besonders auch dann, wenn Verlegungen aus dem offenen in den geschlossenen Bereich erfolgen müssen“, erläutert Buchholz.

Plätze werden dringend benötigt

Der Landesbeauftragte für den Maßregelvollzug betont zudem, dass die Entwicklung bei der Versorgung suchtkranker, drogenabhängiger Straftäter in NRW die Notwendigkeit bestätige, auch in Hagen geschlossene Plätze zu schaffen: „Die Aufnahmen nehmen weiter zu, die Platzkapazitäten müssen dringend erweitert werden.“

Bislang offene Struktur

Bislang ist die Klinik im Deerth eine forensische Einrichtung mit ausschließlich offener Struktur, die im Stadtwald weitgehend unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung erfolgreiche Therapiearbeit leistet.

„Es hat sich aber in den letzten Jahren gezeigt, dass die Patienten, die die Gerichte in solche Entziehungsanstalten einweisen, zunehmend schwieriger wurden bezogen auf den Grad ihrer Kriminalität wie auch auf die Vielfalt neuer Substanzen mit erheblichen negativen Wirkungen auf die Persönlichkeit der untergebrachten Patienten“, so Dönisch-Seidel.

Deshalb sei es sinnvoll, dass die Klinik in Hagen in direkter Nähe des bisherigen Komplexes eine geschlossene Einheit errichten wolle – für die Abwicklung der Aufnahmen neuer Patienten ebenso wie für Krisensituationen.

>>>HINTERGRUND

  • Die Arbeiterwohlfahrt Hagen plant im Stadtwald neben der bestehenden Drogenklinik einen geschlossenen Maßregelvollzug zu errichten, der etwa 42 Patienten Platz bietet.


  • Durch diese Erweiterung werden zwar insgesamt mehr Patienten in Hagen behandelt, aber nicht entlassen. Die Behandlungsvorstufe für die bisherige Einrichtung im Deerth erfolgt dann lediglich in der neuen Klinik und nicht mehr in anderen forensischen Psychiatrien des Landes NRW.

  • Geplant sind auf einem etwa 16 000 Quadratmeter großen Areal vier zweigeschossige Gebäudekomplexe, die von einer gut fünf Meter hohen Zaunanlage umsäumt werden.