Hagen. . Batteriehersteller Hawker spendet der Stadt Hagen eine moderne U-Boot-Zelle. Die soll mit einem historischen Exemplar im Museum gezeigt werden.

  • Die Produktion und die Entwicklung von U-Boot-Batterien haben am Standort Hagen Tradition.
  • Gebaut werden die Zellen für die modernsten U-Boote heute im Tochterwerk in Bulgarien.
  • Alte und neue Zelle sollen ab 2019 im neuen Stadtmuseum gezeigt werden.

Im Depot treffen Vergangenheit und Gegenwart zusammen. An der Wand steht jenes Stück, das Mitte der 90er Jahre in den Besitz der Stadt Hagen gelangt ist. Eine Schenkung der dänischen Marine für die „Maritime Abteilung“ – wie es in einem Begleitschreiben hieß.

Die hat es im Stadtmuseum nie gegeben. Und trotzdem hat die Batteriezelle, die im Mai 1945 mit U534 nach einem Treffer durch einen britischen Jagdbomber in der Nordsee unterging und erst Jahrzehnte später geborgen wurde, viel mit der Stadt und ihrer Geschichte zu tun. Sie wurde in Hagen entwickelt. So wie jene U-Boot-Batteriezelle der neuesten Generation, die Hawker jetzt dem Stadtmuseum überlassen hat.

Batterie-Produktion hat in Hagen eine lange Geschichte

Das Luftbild aus dem Jahr 1964 zeigt die Ausdehnung des Werksgeländes im Stadtteil Wehringhausen. Foto: Stadtarchiv Hagen.
Das Luftbild aus dem Jahr 1964 zeigt die Ausdehnung des Werksgeländes im Stadtteil Wehringhausen. Foto: Stadtarchiv Hagen.

Die Batterie-Produktion hat in Hagen eine lange Geschichte. Eine, die der Historiker Dr. Ralf Blank, Leiter des Fachdienstes Wissenschaft, Museen und Archive der Stadt Hagen, gerade in einem Forschungsprojekt aufarbeitet.

Der Heimatbund, die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer, das Westfälische Wirtschaftsarchiv und Enersys-Hawker selbst sind beteiligt. Dabei geht es auch um das Werk in Wehringhausen und seine Bedeutung für den Stadtteil. In mindestens zwei Büchern sollen die Forschungsergebnisse präsentiert werden.

Hawker als neu gegründetes Unternehmen

Hawker spielt dabei erst seit kurzem eine Rolle, denn das Unternehmen sieht sich nicht in direkter Nachfolge der Accumulatorenwerke und der späteren Varta.

1893 wurde aus den USA das Elektromobil Baker-Runabout importiert. Deutsche Wagenbaufirmen ließen sich nicht zu einem Nachbau anzuregen.
1893 wurde aus den USA das Elektromobil Baker-Runabout importiert. Deutsche Wagenbaufirmen ließen sich nicht zu einem Nachbau anzuregen. © Stadtarchiv Hagen

Hawker ist ein komplett neu gegründetes Unternehmen.

Eines aber hat sich nicht geändert: Mit Batterien wird gutes Geld im Stadtteil verdient. „Das Werk gab und gibt über Generationen hinweg den Menschen eine Arbeitsstelle“, so Blank. Die Rüstungsproduktion am Standort Wehringhausen sorgte in der Historie aber auch dafür, dass Hagen immer wieder in den Fokus feindlicher Luftangriffe geriet.

„Glückliche“ Fehleinschätzung der Alliierten

„Schon im ersten Weltkrieg gab es die Überlegung, die Stadt zu bombardieren“, sagt Blank, „allerdings war die technische Entwicklung der Flugzeuge noch nicht ausgereift genug.“ Als man im Jahr 1918 so weit war, hatten die Friedensverhandlungen bereits begonnen.

Diese große Ú-Boot-Batterie stammt aus dem Jahr 1917. Es ist die größte im Ersten Weltkrieg gefertigte Batteriezelle für U-Boot-Kreuzer.
Diese große Ú-Boot-Batterie stammt aus dem Jahr 1917. Es ist die größte im Ersten Weltkrieg gefertigte Batteriezelle für U-Boot-Kreuzer.

Im Zweiten Weltkrieg unterschätzten die Alliierten die Bedeutung des Werkes. „Sonst“, so Blank, „wäre es für Hagen noch schlimmer gekommen. Das ganze Ausmaß der Rüstungsproduktion ist den Alliierten erst nach der Besetzung Hagens im April 1945 klar geworden.“

Gegenwärtig werden in Hagen Batteriezellen für die modernen U-Boote der Klasse 212 entwickelt. Gebaut werden sie in einem Tochterwerk in Bulgarien. 432 solcher Zellen werden pro Boot verbaut.

Sie sorgen dafür, dass die modernen Schiffe unter mittlerweile schneller unterwegs sind als über dem Wasserspiegel. „Dabei“, so sagt Ekkehard Clostermann, Bereichsleiter Fertigung Sonderbatterien, „produzieren wir neben Batterien auch die Peripherie.“

Batterien für elektrische Hafenkräne

Das gilt beispielsweise für die Zellen, die im neuen ICE verbaut wurden. „Da setzen wir die Zellen auf Untergestelle. Das ganze wird im Zug verbaut.“ Ähnlich verhält sich bei einem Projekt, bei dem Batterien für voll automatische Hafenkräne gebaut werden – acht davon sind schon in Hamburg im Einsatz und haben mit Diesel betriebene Kräne ersetzt. Weitere laufen in Rotterdam und Long Beach (USA).

Die neue und die alte Batterie sollen im Stadtmuseum im Kunstquartier gezeigt werden, das im Jahr 2019 eröffnen soll – Zukunftsmusik.

>>HINTERGRUND: GEFAHR FÜR BESATZUNG

  • Die Batterien stellten für die Besatzungen in den U-Booten im Zweiten Weltkrieg eine nicht zu unterschätzende Gefahr da.
  • Bei Angriffen durch Wasserbomben kam es nicht selten dazu, dass sich die Deckel der Batterien lösten und Chemikalien ausliefen.
  • Mischte sich die verdünnte Schwefelsäue mit eintretendem Meerwasser, entstand gefährliches Chlorgas.
  • Während des Höhepunktes des
    U-Bootkriegs wurden in Hagen bis zu 300 Batteriezellen gleichzeitig gewartet und repariert.