Wehringhausen. . Als Adolph Müller 1887die erste Produktionsstätte für Batterien gründete, war es eine Wette auf die Zukunft. An diesem Samstag feiert Hawker, der Nachfolger der Accumulatorenfabrik, 125 Jahre Batterie-Industrie in Hagen. Passend zum Jubiläum ist auch eine alte Festschrift wieder zurück.

Die Werkstätten sehen aus, als könne man hier ohne Weiteres vom Boden essen. Ein Herr mit Zwirbelbart und feinem Zwirn, der bedeutungsvoll in eine Richtung zeigt, ist fast auf jedem Bild zu sehen. Die Accumulatorenfabrik hat sich für den Fototermin herausgeputzt.

110 Jahre alt sind diese Aufnahmen. Zu sehen sind sie in einem Album, das zum 15-jährigen Bestehen des Unternehmens wohl an Geschäftsfreunde verschenkt wurde. An diesem Samstag feiert Nachfolger Hawker 125 Jahre Batterieproduktion in Hagen – in der Stadthalle im internen Kreise.

Förderverein kauft historischen Bildband

Aber auch das Historische Centrum der Stadt erhält zum Jubiläum ein Geschenk – nicht vom Unternehmen, sondern vom Verein Pro Stadtgeschichte. Das außergewöhnliche Album, das sich bislang im Privatbesitz einer niederländischen Familie befand und jetzt angekauft wurde.

Adolph Müller war es, der am 27. Dezember 1887 die „Accumulatoren Fabrik Tudorschen Systems Büsche und Müller“ in Wehringhausen gründete. Ein Unternehmen, das rasch expandierte. „Müller richtete eines der ersten Entwicklungslabore ein“, sagt Dr. Ralf Blank, Leiter des Fachdienstes Wissenschaft, Museen und Archive. „Elektrotechnik war seinerzeit die Zukunftstechnologie. Vergleichbar vielleicht mit all dem, was sich seit einigen Jahren im Bereich Computertechnik und Internet tut. So wurde die Accu zu einem hoch technisierten Betrieb.“

Lukrative Rüstungsindustrie

Fachdienstleiter Ralf Blank und Stadtarchivar Andreas Korthals präsentieren den historischen Bildband.
Fachdienstleiter Ralf Blank und Stadtarchivar Andreas Korthals präsentieren den historischen Bildband. © WP

Ein Ausbau mit Tochterunternehmen in diversen Ländern, der insbesondere durch den Beginn der Rüstungsproduktion weiter vorangetrieben wurde. „Schon 1904 wurden von der Accumulatorenfabrik erste U-Boot-Batterien geliefert. Zu Beginn des 1. Weltkriegs war man Marktführer in diesem Bereich und besaß zum Teil eine Monopolstellung“, sagt Blank, der sich intensiv mit der Historie des Unternehmens beschäftigt hat, „Konkurrenten wurden aufgekauft und deren Produktion zum Teil nach Hagen verlagert. Rüstungsgüter waren ein wichtiger und äußerst lukrativer Zweig.“

Laut Blank traf der Krieg das Unternehmen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, an dem Geschäfte und Verbindungen in ganz Europa blühten. „Umso wichtiger war es, diese Sparte nach dem Krieg wiederzubeleben“, so Blank, „über eine Tochterfirma in Schweden wurden schon in den 20er Jahren russische Boote mit Batterien ausgestattet.

Auch Zwangsarbeiter beschäftigt

Als die Wiederaufrüstung im Deutschen Reich startete, hatte die Produktion in Hagen – wenn auch zunächst im Verborgenen – längst wieder begonnen.“

6000 Mitarbeitern – so viele wie nie zuvor und nie danach – beschäftigte das Unternehmen in den Jahren 43/44. „Darunter“, sagt Blank, „und das gehört zu den düsteren Kapiteln der Firmengeschichte, die man zu einem Jubiläum nicht verschweigen darf – waren auch viele Zwangsarbeiter. Wenngleich der Anteil in Wehringhausen auch wesentlich geringer war als in anderen Werken wie Hannover oder Posen.“