Hagen. . Die Bedeutung der Firma Hawker bzw. Varta für Hagen ist immens und soll im Rahmen eines groß angelegten Projektes erforscht und dokumentiert werden.

  • Groß angelegtes Projekt erforscht Geschichte der Batterieherstellung in Hagen
  • Unter dem Namen Varta war Unternehmen an der Ennepe weltweit bekannt
  • Heute arbeiten bei Hawker immer noch gut 350 Menschen

Adolph Müller war ein echter Industriepionier, eine Art Bill Gates seiner Zeit. Als er 1887 eine Produktionsstätte für Batterien, die Accumulatorenfabrik Tudorschen Systems (AFA), in Wehringhausen gründete, war keineswegs sicher, ob sich die netzunabhängige Speicherung elektrischer Energie als Gewinn bringender Geschäftszweig durchsetzen würde. Doch wie Microsoft in der Neuzeit zum Software-Giganten aufstieg, entwickelte sich seinerzeit das Hagener Unternehmen, ab 1962 unter dem Namen Varta, zum weltbekannten Batteriehersteller. „Varta ist noch eine echte Hagener Marke, vielleicht die letzte, die es noch gibt“, so Dr. Ralf Blank, Fachdienstleiter Wissenschaft, Museen und Archive bei der Stadt Hagen.

Aus der Unternehmensgeschichte

Seit 1923 gehörte die Firma AFA zum Besitz des Unternehmers Günter Quandt. Unter ihm kam es zu einer grundlegenden Modernisierung des Werkes.

Schon ab 1926 erfolgte die Einführung von Fließbändern. Im gleichen Jahr wurde die Gummifabrik errichtet, in der spezielle Batteriekästen nicht nur für den Bedarf des Hagener Werks, sondern für weitere Betriebe und Tochtergesellschaften im In- und Ausland produziert wurden.

Der Großteil des früheren Varta-Geländes gehört heute zur Bahnhofshinterfahrung. Andere Bereiche sind als Nutz- und Gewerbeflächen zur Ansiedlung von Betrieben ausgewiesen.

Mit zeitweise 6000 Mitarbeitern war die Firma einer der bedeutendsten Arbeitgeber in Hagen.

Dabei würde es das Unternehmen längst nicht mehr geben, hätte die Firma Hawker den kriselnden Varta-Standort in Hagen nicht 1995 übernommen. Noch heute produzieren hier gut 350 Mitarbeiter Batterien für Gabelstapler und Hubwagen, aber auch für Unterseeboote. Die Bedeutung der Firma für die Stadt und ihre Menschen ist seit jeher immens und soll nun im Rahmen eines groß angelegten Projektes, an dem neben dem Stadtarchiv der Hagener Heimatbund, das Westfälische Wirtschaftsarchiv in Dortmund und die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer (SIHK) beteiligt sind, erforscht und dokumentiert werden. „Wir wollen den Bogen weit spannen und auch die Architekturgeschichte berücksichtigen“, kündigte Stadtheimatpfleger Michael Eckhoff eine umfassende Publikation an: „Dabei werden wir uns auch auf Zeitzeugenberichte stützen.“

Bunker- und Luftschutzstollen

Jens Bergmann, Vorsitzender des Hagener Heimatbundes, trifft sich deshalb regelmäßig mit ehemaligen Varta- bzw. Hawker-Mitarbeitern und sammelt Informationen aus dem Alltagsleben in der Fabrik. „Die Beschäftigten nannten sich selbst Accuraner“, so Bergmann: „Die Lehrlingsausbildung war vorbildlich. Wer von der Varta kam, der hatte beste Karten auf dem Arbeitsmarkt.“ Allerdings war die Herstellung der Batterien mit Gesundheitsrisiken verbunden, mussten die Beschäftigten doch mit Blei, Cadmium oder Schwefelsäure hantieren. Schon Firmengründer Müller engagierte daher einen Betriebsarzt, der den Arbeitern vorsorglich Milch (!) zu trinken gab und dafür sorgte, dass eine Wäscherei und sanitäre Anlagen eingerichtet wurden.

Der Großteil des früheren Varta-Geländes gehört heute zur im Bau befindlichen Bahnhofshinterfahrung. Andere Bereiche sind als Nutz- und Gewerbeflächen zur Ansiedlung von Betrieben ausgewiesen. Bei den Bauarbeiten tauchten auch mehrere Bunker und Luftschutzstollen des früheren AFA-Werks aus dem Zweiten Weltkrieg auf. Sie wurden dokumentiert und gesichert, um sie für die Nachwelt zu erhalten.

In Rahmen des Buch- und Dokumentationsprojekts suchen das Stadtarchiv und der Hagener Heimatbund nach Fotografien, Erinnerungen und Objekten zur Geschichte der „Accu“. Kontakt: Andreas Korthals, 2073339, andreas.korthals@stadt-hagen.de oder Jens Bergmann, 13192, gensberg@web.de.