Wehringhausen. . Zwei Wochen lang segelte eine Armada von 40 HEB-Mitarbeitern und 25 Reinigungsmaschinen durch Wehringhausen, um die Gassen von Dreck und Schmutz zu befreien. Was bleibt nach dem Abzug?

  • Das große reinemachen in Wehringhausen ist vorbei
  • Zwei Wochen lang wurde Stadtteil gesäubert
  • Gefühle schwanken zwischen Hoffnung und Skepsis

Das große Reinemachen ist vorbei. Zwei Wochen lang segelte eine Armada von 40 HEB-Mitarbeitern und 25 Reinigungsmaschinen durch Wehringhausen, um die Gassen von Dreck und Schmutz zu befreien. Was bleibt nach dem Abzug? Ein Besuch auf dem Wochenmarkt am Wilhelmsplatz.

Grell sticht das Orange eines HEB-Müllwagens auf dem Marktplatz hervor: Präsenz zeigen im Dienste eines sauberen Stadtteils.

Für Uwe Langner die passende Anlaufstelle, um an diesem Freitagmorgen Altpapier und Pappkartons zu entsorgen: „Die Säuberungsaktion hat wirklich geholfen, viele Straßen sind sauberer. Bleibt nur zu hoffen, dass das so bleibt“, zeigt sich der Wehringhauser gespannt auf die nachhaltige Wirkung.

Eine Anwohnerin kommt dazu und versprüht wenig Optimismus: „Die Leute haben gearbeitet wie verrückt, aber schon bald geht der Spuk wieder von vorne los.“

Zweifel an Besserung

Hoffnung und Skepsis – zwei Gefühlslagen, die in jeder Aussage mitschwingen. Dabei ist es besonders der Zweifel, der heute über dem Wilhelmsplatz liegt – wie ein Fleck, der einfach nicht verschwinden will.

„Der Stadtteil sah jetzt für zwei Wochen gut aus, aber wie lange hält das?“, fragt Manuela Stockmann, die seit 25 Jahren eine Textilreinigung am Wilhelmsplatz betreibt. Sie beobachtet täglich, wie nachlässig manche Leute bei der Entsorgung sind: „Auch wenn mehrere Mülleimer aufgestellt werden, sie schmeißen es trotzdem daneben.“

Auch als Anwohnerin kann sie von unschönen Erlebnissen aus dem Alltag in Wehringhausen berichten: „Der Zeitungsbote legt die Stapel am Wochenende häufig vor den Hauseingang. Dann reicht ein Windstoß und das ganze Papier liegt auf der Straße“, erzählt Stockmann und fügt hinzu: „Meine Nachbarin und ich haben letztens vier Säcke aufgefegt.“

Zweifel und Frust, genährt von schlechten Erfahrungen. Die Geschichten über Müll-Sünden sind zahlreich und viele Anwohner haben persönliche Erlebnisse beizutragen: „Vor Kurzem hat ein Vater vor den Augen seines Sohnes wie selbstverständlich eine leere Plastikflasche auf den Boden geworfen. Manche Leute verstehen es einfach nicht“, meint etwa Ursula Pape, die an diesem Morgen auf dem Wochenmarkt unterwegs ist.

Wie lange wirkt die Putz-Aktion nach? Brigitte Richter, seit über 40 Jahren im Stadtteil verwurzelt, glaubt nicht an einen langfristigen Effekt: „Im Moment sieht es gut aus, aber das wird wohl nicht so bleiben.“ Abwerten will sie die Säuberung aber nicht: „Jetzt sind die Leute auf das Thema aufmerksam geworden.“

Hoffen auf Aufbruch

So hartnäckig sich der alte Fleck auch hält, manch Wehringhauser sieht im derzeitigen Glanz der Gassen auch ein Stück Aufbruch: „Das Bewusstsein, Menschen bei Fehlverhalten anzusprechen, ist in den letzten Wochen schon gewachsen“, findet etwa Michael Fink und fügt hinzu: „Wie nachhaltig die Säuberungsaktion ist, hängt jetzt von jedem Bürger selbst ab“.

Stadt wertet noch Erfahrungen aus

Für die Stadtkanzlei von Oberbürgermeister Erik O. Schulz war die Reinigungsaktion in Wehringhausen ein Experiment.

In den nächsten Tagen werden die Erfahrungen der beteiligten Ämter, aber auch die Reaktionen aus der Bevölkerung zusammengetragen.

Denn auch mit dem Ende der Schwerpunktaktion an diesem Samstag soll versucht werden, ein Maßnahmenpaket aufzulegen, das den Sauberkeitszustand langfristig sichert.

Also kein „Reine-Machen“ für die Tonne? „Alles war blitzeblank. Ich hoffe, das bringt neuen Schwung“, sieht auch Silvia Siegert die letzten Wochen positiv.

Die Stadt hat bereits angekündigt, den Kontrolldruck weiterhin hoch halten zu wollen. Zudem sollen „Vorbilder“ helfen, das Thema auch für Zuwanderer zu erschließen. Beim Verlassen des Wilhelmsplatzes kommt eine Frau aus dem angrenzenden Kiosk und beginnt die Straße zu fegen. Es braucht manchmal nicht viel, um ein Zeichen zu setzen.