Hagen. . Stadt und Entsorgungsbetrieb haben wieder einen Mülldetektiv engagiert, der seit Anfang Juni die Containerstellplätze und illegalen Müllhalden in der Stadt kontrolliert.

  • Mülldetektiv kontrolliert Containerstandorte
  • Ermittler soll illegale Müllablagerung dokumentieren
  • Beweissicherung erfolgt vor allem mit Kamera

Er ist wieder da. Unsichtbar, aber effektiv. Denn er arbeitet im Verborgenen und überführt Delinquenten heimlich mit der Kamera aus dem Auto heraus. „Seinen Namen werden wir nicht nennen, nicht einmal sein Alter und seinen Wohnort“, betont Detlev Liedtke, Bereichsleiter beim Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB). Denn das Erfolgsgeheimnis des Mannes ist es ja gerade, dass er inkognito bleibt.

Die Rede ist vom Hagener Mülldetektiv, der seit Anfang Juni wieder die Containerstellplätze und illegalen Müllhalden in der Stadt kontrolliert. Mit seiner leistungsstarken Kamera fotografiert er die Müllsünder, notiert Uhrzeit und Autokennzeichen und leitet die Ergebnisse seiner Recherchen an die Stadtverwaltung weiter, die Verwarngelder ab 40 Euro aufwärts oder bei schweren Vergehen Bußgeldbescheide verhängt. Wenn es sich um Umwelt gefährdende Materialien handelt, stellt die Behörde sogar Strafanzeige. „Wir wollen den Bürgern nicht hinterherschnüffeln“, begründete Ordnungs- und Umweltdezernent Thomas Huyeng das Engagement des privaten Ermittlers: „Fakt ist, dass wir eine zunehmende Verwahrlosung der Gesellschaft registrieren. Manche Menschen kann man nur über das Portemonnaie disziplinieren.“

Komplettes Badezimmer

Die Geschehnisse gestern Morgen auf dem Friedensplatz in Altenhagen, beliebtester Anlaufpunkt aller Müllferkel in Hagen, bestätigten diese These. Neben den Containern hatte ein dreister Zeitgenosse eine komplette Badezimmer-Einrichtung (Toilette, Bidet, Pissoir, Fliesen und Heizkörper) entsorgt, während ein anderer Autofahrer vor den Augen der HEB-Verantwortlichen ungeniert seinen Wagen reinigte und einen mit Unrat gefüllten blauen Müllsack zwischen die Glascontainer warf. Erst als ihm mit der Polizei gedroht wurde, holte der unverfrorene Lümmel den Sack zurück und machte sich aus dem Staub.

Beweisführung erschwert

Bei der Bekämpfung der Müllsünder wünscht sich die Stadt Hagen mehr Unterstützung seitens der Justiz.

Im vergangenen Jahr seien einige vom Mülldetektiv beobachtete Personen freigesprochen worden, weil sie auf den Fotos nicht eindeutig zu erkennen gewesen seien, so Annette Pollex vom Umweltamt. Oder die Verfahren wurden eingestellt: „Die Beschuldigten mussten dann zumindest die Kosten des Verfahrens selber tragen.“

Ordnungsdezernent Thomas Huyeng beklagte, dass die Beweisführung oft unnötig erschwert werde: „Die Gerichte bremsen uns regelrecht aus.“

„Sie können hier zusehen, wie sich innerhalb von zwölf Stunden ein riesiger Müllberg aufstapelt“, machte Annette Sträter (50), die seit 28 Jahren an der Friedensstraße wohnt, ihrem Unmut Luft: „Unser Viertel verslumt, es ist nur noch eklig.“ Selbst auf die Markthändler habe das asoziale Verhalten übergegriffen, sie ließen Verpackungsmaterial oder faules Obst einfach an Ort und Stelle zurück.

Auf Honorarbasis

Diesem Treiben soll der Mülldetektiv nun ein Ende bereiten bzw. den Müllsündern ihr Tun zumindest erschweren. Der Mann arbeite auf Honorarbasis für den HEB, nicht auf Prämienbasis, so Liedtke: „Und er observiert unregelmäßig. Er kann zu jeder Tages- und Nachtzeit und an jedem Ort in der Stadt sein.“ Bereits 2012 und 2015 hatte sich die Einstellung eines Detektivs dermaßen schnell herumgesprochen, dass die Menge des illegal entsorgten Abfall in der Stadt deutlich zurückging. Einen solchen Effekt erhofft sich HEB-Chef Herbert Bleicher auch diesmal: „Es geht uns ja nicht darum, möglichst viele Bußgelder einzutreiben, sondern wir wollen die Sauberkeit in der Stadt erhöhen.“

Der Mülldetektiv selbst äußerte sich nicht zu seiner Arbeit. Er bleibt im Verborgenen.