Hagen. . Integration über Arbeit wird überall als Ziel verkündet. Doch von 1567 Flüchtlingen in Hagen konnten nur sechs in feste Jobs vermittelt werden.
- Integration in den Arbeitsmarkt stockt
- Nur sechs Flüchtlinge bislang in feste Jobs vermittelt
- 851 werden von den Arbeitsvermittlern betreut
Es ist ein wichtiger Baustein: 15 Flüchtlinge beginnen jetzt bei der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) eine Qualifizierungsmaßnahme, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen zu können. Doch es ist auch ein sehr kleiner Schritt. Denn insgesamt stockt das im vergangenen Jahr ausgerufene Ziel, Flüchtlinge möglichst schnell mittels Deutsch-Kursen und Arbeit zu integrieren. Das zeigen Zahlen, die die Stadt Hagen und die Arbeitsagentur auf Anfrage unserer Redaktion ermittelt haben.
So sind von den aktuell 1567 Flüchtlingen, die von der Stadt Hagen betreut werden, 1077 16 Jahre und älter. Sie sind also in einem Alter, in dem sie für einen Beruf oder eine Ausbildung in Frage kommen – so sie noch nicht im Rentenalter sind. In der Tat werden durch den „Integration Point“ von Arbeitsagentur (Kurzzeitarbeitslose) und Jobcenter (Hartz IV) 851 in Hagen lebende Flüchtlinge betreut. Allerdings konnten seit Jahresbeginn gerade mal sechs in den „normalen“ Arbeitsmarkt vermittelt werden, drei in Minijobs und noch insgesamt rund 65 in Praktika und Qualifizierungsmaßnahmen. Zusätzliche 110 Flüchtlinge werden in weiteren Fördermaßnahmen betreut.
Sprachkurse derzeit Schwerpunkt
Interessant auch der Blick auf die so genannten Rechtskreise: 233 Flüchtlinge, bei denen die Behörden von einer hohen Bleibewahrscheinlichkeit ausgehen, werden von der Arbeitsagentur bearbeitet. Bei ihnen sieht man wohl größere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. 618 Frauen und Männer sind dagegen beim Jobcenter angesiedelt, weil noch völlig unklar ist, wie lange sie bleiben dürfen.
Bürger sehen Integration als zentrales Zukunftsthema
In unserer Serie „Was braucht Hagen?“ hatten die Bürger die Integration von Flüchtlingen als zentrales Zukunftsthema für Hagen herausgearbeitet.
Wie ist der Stand im Jahr nach dem großen Zustrom? Die WESTFALENPOST wird das Thema in den nächsten Wochen weiter verfolgen.
Betreut werden alle aber seit November im gemeinsamen „Integration Point“, in dem 15 Mitarbeiter der beiden Behörden zusammenarbeiten. Arbeitsagentur-Sprecher Ulrich Brauer sagt, dieser habe zu einer Effizienzsteigerung geführt. Zudem sei die Zahl der Beratungsgespräche von Januar bis April massiv um 145 Prozent gestiegen. Vor dem Hintergrund seien auch die bislang nur sehr geringen Vermittlungszahlen zu sehen: „Der Schwerpunkt im Integration Point liegt in der jetzigen Phase in der persönlichen Beratung und Vermittlung in Sprachkurse, um überhaupt die Voraussetzungen für eine Vermittlung in Arbeit oder Ausbildung zu schaffen.“
Wie viele von der Stadt Hagen betreuten Flüchtlinge derzeit schon einen Sprachkursus absolvieren, kann man im Rathaus auch nicht genau beziffern „Von manchen durch Ehrenamtliche oder Wohlfahrtsverbände organisierten Deutschkursen erfährt unser Sozialdienste auch eher zufällig“, so Stadtsprecher Karsten-Thilo Raab. Derzeit werde an einem kommunalen Integrationsfahrplan gearbeitet. Ein Punkt dabei: Die Erfassung und Vernetzung aller Deutschkurse. Eine Zahl gibt es immerhin: Die Volkshochschule bietet aktuell einen Grundkursus Deutsch für Asylbewerber und acht Integrationskurse mit zusammen rund 150 Teilnehmern an.
Flüchtlinge wollen arbeiten
Nicole Schneidmüller-Gaiser, die mit dem Verein „Hagen ist bunt“ stark in der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit engagiert ist, weiß, dass ein Deutschkursus nicht gleich Deutschkursus ist. „Die Basiskurse ermöglichen eine ganz einfache Verständigung, aber noch keine Konversation, die für einen Beruf notwendig ist.“ Dazu brauche es viel mehr Kontakte zwischen Flüchtlingen und Deutschen. Die Bereitschaft bei Flüchtlingen, hier in Hagen zu arbeiten, sei groß, so Schneidmüller-Gaisers Erfahrung: „Viele sind enttäuscht, dass es so langsam vorwärts geht. In den ersten 15 Monaten dürfen sie in der Regel ja nur Jobs annehmen, auf die kein Deutscher oder EU-Bürger vermittelt werden konnte. Sie wollen aber ihr eigenes Geld verdienen und ihre Familien selbst versorgen.“